Die zunehmende Kritik von US-Präsident Donald Trump an Fed-Chef Jay Powell hat für Turbulenzen an den Börsen gesorgt. Umso mehr flüchten Investoren in den sicheren Hafen Gold.
Die Talfahrt an den US-Aktienmärkten hatte sich in den vergangenen Tagen beschleunigt, ehe sich S&P 500 und Nasdaq am Dienstag, 22. April deutlich erholt haben. Für den vorherigen Verkaufsdruck haben die zunehmenden Angriffe von US-Präsident Donald Trump auf Fed-Chef Jay Powell gesorgt. Trump hatte signalisiert, dass er Powell so schnell wie möglich feuern wolle.
Trump hat Powell wiederholt aufgefordert, dem Beispiel der EZB zu folgen und die Zinsen zu senken, schließen würde die Inflation in den USA zurückgehen, allerdings könnte sich die Konjunktur abkühlen.
Dass für Letzteres ausgerechnet die von Trump so geliebten Strafzölle verantwortlich sind, das hat er natürlich nicht erwähnt. Und schon gar nicht, dass durch sie die Inflationsraten in den nächsten Monaten deutlich steigen dürften.
Powell hatte in einer Rede zuletzt zwar eingeräumt, dass sich die US-Konjunktur in den nächsten Monaten deutlich schwächer entwickeln könnte als zuvor erwartet. Allerdings wollte der Fed-Chef von einer Zinssenkung nichts wissen. Vielmehr wolle die Fed eine „größere Klarheit“ abwarten, ehe die Fed über eine mögliche Änderung ihrer Geldpolitik, sprich Zinssenkungen, nachdenke.
Sorge um Unabhängigkeit der Fed nehmen rasant zu
Trumps Äußerungen haben bei Investoren die Sorge um die Unabhängigkeit der Fed geschürt, woraufhin die Investoren kräftig US-Aktien verkauft haben. Zudem haben Investoren US-Staatsanleihen verkauft, um sich Liquidität zu beschaffen, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen deutlich gestiegen sind.
Außerdem haben Investoren in dem Umfeld kräftig Dollar verkauft, woraufhin der Dollar Index auf Drei-Jahres-Tiefs abgeschmiert ist. Der Index bildet die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen wider, vor allem gegenüber dem Euro.
Dass in dem Umfeld Investoren immer mehr in den sicheren Hafen Gold geflüchtet waren, sollte niemanden überraschen. Dabei war der Preis auf Rekordfahrt und hat am Dienstag erstmals an der Marke von 3.500 Dollar je Unze gekratzt, ehe es zu Gewinnmitnahmen gekommen ist.
Der Grund: Trump hatte völlig überraschend gesagt, dass er Powell nicht entlassen wolle. „Nein, ich habe keine Absicht ihn (Powell) zu feuern“, sagte Trump. Vielmehr solle Powell die Zinsen senken, was seine (Powells) Idee sei.
Trumps Aussagen bezüglich Powell sind natürlich eine reine Lüge, vielmehr erinnert mit Trumps Aussage an jene des ehemaligen Staatschefs der DDR, Walter Ulbricht. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, hatte Ulbricht im Juni 1961 gesagt. Was anschließend tatsächlich passiert ist, weiß jeder.
Inzwischen ist der Goldpreis auf 3.320 Dollar gesunken. Seit Jahresanfang steht damit ein Kursanstieg um herbe 27,3 Prozent zu Buche. Das ist sensationell, oder?
Um es einmal mehr zu betonen: die Aussichten für das Edelmetall bleiben hervorragend. Denn Trump könnte den Handelskrieg mit China jederzeit erneut eskalieren lassen – zuletzt hat er die Strafzölle gegen chinesische Produkte auf bis zu 245 Prozent angehoben. Und ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie ein möglicher Deal mit China aussehen könnte, auch wenn US-Finanzminister Scott Bessent zuletzt auf eine baldige Deeskalation im Handelskrieg hingedeutet hat, zumal die aktuell horrenden Zölle nicht haltbar seien. Gleichzeitig könnte Trump jederzeit wieder mit einer Entlassung von Powell drohen.
In dem Szenario dürften die US-Aktienmärkte einmal mehr einbrechen, das Gleiche gilt für den Dollar. Und gleichzeitig würden die US-Zinsen nach oben schießen. Umso gefragter sollte Gold in dem Umfeld erneut sein.
EZB setzt Zinssenkungsserie fort
In der Eurozone hat zwar noch keiner der Regierungschef die Unabhängigkeit der EZB in Frage gestellt. Allerdings tut die EZB auch alles in ihrer Macht stehende, um die Zinsen immer weiter nach unten zu schleusen, und so sicherzustellen, dass sich viele hochverschuldete Länder zu künstlich nach unten manipulierten, sehr niedrigen Zinsen finanzieren können.
Zuletzt hat die EZB bei der Sitzung vom 17. April den Einlagenzins für die Banken um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent gesenkt, das war die siebte Senkung in Folge. Die EZB hat das damit begründet, dass die Strafzölle zu einem „Nachfrageschock“ geführt hätten, die EZB durch Zinssenkungen also die Konjunktur stützen wolle.
Hingegen würden sich die Auswirkungen der Strafzölle auf die Inflation erst im Nachhinein zeigen. Klar, das stimmt, allerdings dürfte jedermann klar sein, dass die wahrscheinlich deutlich steigenden Inflationsraten aus den USA schnell auf die Eurozone überschwappen sollten.
Zumal Trump und sein Finanzminister Scott Bessent – wie von ihnen angekündigt – alles in ihrer Macht stehende tun werden, um zu verhindern, dass China die US-Strafzölle umgeht, beispielsweise indem chinesische Unternehmen Tochtergesellschaften in der EU gründen, um die in China hergestellten Produkte zuerst in die EU zu verschiffen und anschließend von hier aus zu einem viel niedrigen Strafzollsatz in die USA zu liefern.
Um es klar zu sagen: ich gehe davon aus, dass die EZB in den nächsten Monaten die Zinsen weiter kräftig senken dürfte, was zwangsläufig die Inflation anheizen würde. Umso wichtiger wäre es, sich dagegen durch den Besitz von physischem Gold zu schützen.
Warten auf Konjunkturdaten
Wie sehr die Strafzölle die Konjunktur in der EU und in den USA belasten, werden die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global zeigen, die am Mittwoch, 23. April veröffentlicht werden. Um 9.30 Uhr werden jene für Deutschland bekanntgegeben, um 10 Uhr folgen jene für die Eurozone und um 15.45 Uhr jene für die USA. Mich würde es nicht überraschen, wenn gerade der Index für die USA nach unten rauschen würde.
Am Donnerstag (10 Uhr) wird dann der ifo Geschäftsklimaindex veröffentlicht, der üblicherweise der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft ist. Ich werde ihn mir genau anschauen, wobei laut den Schätzungen der Volkswirte, vor allem die Geschäftserwartungen der Unternehmen eingebrochen sein sollen. Auch das wäre alles andere als überraschend.
Wie immer die nächsten Daten aus Deutschland, der Eurozone und den USA auch ausfallen sollten, die Augen und Ohren der Investoren dürften weiter vor allem an den Aussagen von Trump zu Strafzöllen und Powell hängen. Und damit hängt es hauptsächlich von Trump ab, ob und wann es zu neuen Turbulenzen an den Märkten kommen könnte.
Hingegen bleiben die Aussichten für Gold glänzend. Daher macht es meiner Meinung nach weiter großen Sinn, die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.