Ein hervorragendes Börsenjahr geht zu Ende. Umso spannender ist es, was im Neuen Jahr 2025 an den Märkten passieren könnte.

Anfang 2024 hatten wohl nur die allerwenigsten Anleger damit gerechnet, welch prächtiges Börsenjahr 2024 werden könnte, aber genau das ist es tatsächlich geworden. Kurz vor Jahresende steht beim S&P 500 ein Kursanstieg um stattliche 25 Prozent zu Buche, beim DAX sind es immerhin knapp 20 Prozent. Und Gold-Fans wie Sie und ich können sich über ein Plus von 27 Prozent freuen, das kann sich mehr als sehen lassen.

Dabei haben Investoren an den Aktienmärkten und bei Gold zuletzt noch ein paar Gewinne mitgenommen. Für Gegenwind hatten die kräftig steigenden US-Zinsen gesorgt, so war die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen bis auf 4,63 Prozent geklettert, womit sich die Zinsen dem 52-Wochen-Hoch von Ende April von 4,70 Prozent nähern.

Die steigenden US-Zinsen haben auch den Dollar mit nach oben gezogen, womit der Dollar Index auf dem höchsten Niveau seit Anfang November 2022 notiert. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber 6 wichtigen Währungen wider, vor allem dem Euro.

Für den Zinsanstieg ist neben den US-Inflationsdaten, die seit etlichen Monaten auf einem erhöhten Niveau stagnieren, vor allem die Sorge vor einer stark inflationären Politik des designierten US-Präsidenten Donald Trump verantwortlich, der sein Amt am Montag. 20. Januar 2025 antreten wird.

Er dürfte mit massiven Steuersenkungen das ohnehin horrende Haushaltsdefizit noch mehr ausweiten, und damit die Konjunktur ankurbeln. In Kombination mit der angedrohten Verhängung von Strafzöllen auf Produkte aus China, Kanada und Mexiko – und möglicherweise vielen anderen Ländern – sollte die Inflation kräftig angeheizt werden. Umso wichtiger wäre Gold als Inflationsschutz.

Dabei hat sich das Wachstum der US-Geldmenge M2 in den vergangenen Monaten bereits deutlich beschleunigt und lag im November bei 3,7 Prozent. Das ist der höchste Wert seit August 2022. Ich hatte in den vergangenen Monaten wiederholt davor gewarnt, dass es zügig in Richtung 4 Prozent und anschließend 5 Prozent gehen würde.

Was wird die Fed tun?

Umso wichtiger wird es sein, wie die Fed 2025 auf dieses Umfeld reagieren wird. Bei der Fed-Sitzung vom 18. Dezember 2024 hatte die Fed zwar den Leitzins um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf 4,25 bis 4,5 Prozent gesenkt.

Allerdings hatte die Fed signalisiert, dass sie den Leitzins bis Ende 2025 um lediglich 50 Basispunkte auf 3,9 Prozent (Mitte der Spanne zwischen 3,75 und 4,0 Prozent) senken will, statt der zuvor geplanten 3,4 Prozent.

Daraufhin hatte Anleihen-„König“ Jeff Gundlach gesagt, dass es enorme Unsicherheit bezüglich US-Wirtschaft, Haushaltsdefizit und Inflation für 2025 geben würde und dass die Fed in dem Umfeld „höchstens 2 Zinssenkungen“ durchführen werde.

Allerdings hatte Gundlach auch betont, dass die Zinszahlungen der US-Regierung in Washington, also auf Bundesebene, im dritten Quartal auf den Rekord von annualisiert 1,1 Billionen Dollar gestiegen seien.

Trump wird Fed massiv unter Druck setzen

Vor dem Hintergrund dürfte Trump meiner Meinung nach kaum zulassen, dass die Zinszahlungen, die inzwischen ohnehin der mit weitem Abstand größte Posten im Haushalt sind (noch vor dem Verteidigungshaushalt) immer weiter in die Stratosphäre schießen und damit den finanziellen Spielraum von Trump und seinen Republikanern künftig stark einengen.

Ich bin daher weiterhin der Überzeugung, dass Trump nach seinem Amtsantritt massiven Druck auf Fed-Chef Jay Powell ausüben wird, damit er und seine Kollegen – trotz möglicherweise steigender Inflationsraten – den Leitzins nicht langsam, sondern vielmehr kräftig senken werden.

Powell müsste dazu nur einmal mehr behaupten, dass der Inflationsanstieg nur „vorübergehend“ sei und die Fed daher mit ihren Zinssenkungen weitermachen könne. Und schon wären alle Probleme „gelöst.“

Sollte mein Szenario Realität werden, würde das Umfeld für die Aktienmärkte und Gold im Neuen Jahr 2025 prächtig bleiben, denn dann würde der Realzins sinken. Er wird berechnet, indem man vom Nominalzins die Inflationsrate abzieht. Je niedriger aber der Realzins ist, umso attraktiver ist Gold.

Bleibt Euro-Dollar auf Talfahrt?

Dass von der EZB weiterhin Rückenwind für den Goldpreis kommen sollte, sollte niemanden überraschen. Meiner Meinung ist die Wirtschaft der Eurozone am Rande der Stagnation und es gibt keinerlei Lichtblicke, vielmehr würde der Gegenwind für die hiesige Wirtschaft durch mögliche US-Strafzölle noch zunehmen. Umso kräftiger dürfte die EZB die Zinsen 2025 senken.

Dabei dürfte die Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar weitergehen, was zwangsläufig die Inflation anheizen würde. Dieses Umfeld würde weiterhin klar für Gold sprechen.

In der letzten Handelswoche des alten Jahres schauen Investoren am Montag, 30. Dezember kurz auf die Daten zu den anstehenden US-Häuserverkäufen, um Dienstag, 31. Dezember folgen jene zu den US-Häuserpreisen. Alles andere besprechen wir dann im Neuen Jahr 2025.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2025.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.