Nachdem US-Präsident Donald Trump die Verhandlungen mit den Demokraten über ein Konjunkturprogramm überraschend abgebrochen hatte, waren S&P 500 und DAX kurz eingeknickt. Anschließend ist Trump allerdings umgeschwenkt, was den Aktienmärkten umso mehr Rückenwind gegeben hat und den Goldpreis stützt.

Wenige Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November läuft die Börsenparty in den USA und in Deutschland auf vollen Touren. Grund ist US-Präsident Donald Trump: Kurz nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus in das Weiße Haus ist er trotz seiner Corona-Infektion voll im Wahlkampfmodus und treibt den Aktienmarkt mit seinen Tweets in die eine oder andere Richtung, was auch Auswirkungen für den Goldpreis hat.

So hatte Trump am Dienstag, den 6. Oktober 2020, um kurz vor 21 Uhr deutscher Zeit getweetet, dass er seine Unterhändler – sprich vor allem Finanzminister Steven Mnuchin – angewiesen habe, die Verhandlungen mit den Demokraten über ein weiteres Billionenschweres Konjunkturprogramm einzustellen. Falls er die Wahl im November gewinnen werde, werde er anschließend ein „großes“ Programm durchsetzen, das sich auf Arbeitnehmer und kleine Unternehmen fokussieren werde.

Die Demokraten hätten ein 2,4 Billionen Dollar schweres Paket gefordert, mit dem von den Demokraten schlechtgeführte Bundesstaaten unterstützt werden sollten, was allerdings nichts mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu tun habe. Dass von dem Geld „nur“ 436 Mrd. Dollar auf Städte, Gemeinden und Bundesstaten entfallen sollten und der Rest für andere Zwecke dient, hat Trump „vergessen“ zu erwähnen.

Auf die Meldung hin waren S&P 500 und DAX anfänglich eingeknickt, bedeutet es doch, dass es kurzfristig keine Billionen-Dollar-Schwemme für Konjunktur und damit den Aktienmarkt geben wird. Diese Aussicht hat auch den Goldpreis mit nach unten gezogen.

Börse setzt auf Trumps Wahlsieg

Allerdings ist Trump nur wenige Stunden danach umgeschwenkt, was Hoffnung bei Investoren geschürt hat, woraufhin die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks nach oben geschossen sind. Der DAX ist zwischenzeitlich sogar über die Marke von 13.000 Punkten gesprungen und nähert sich damit dem Rekordhoch von Mitte Februar bei rund 13.800 Punkten.

So hatte Trump – wie üblich per Tweet – ein sofortiges Rettungspaket von 25 Mrd. Dollar für die angeschlagene Flugindustrie gefordert, sowie eines von 135 Mrd. Dollar für kleine Unternehmen, damit sie ihre Mitarbeiter trotz der Krise an Bord halten könnten. Außerdem hat er erneute Einmalzahlungen von 1.200 Dollar pro Erwachsenen gefordert.

Zwar dürften sich Trump und die Demokraten sehr bald auf ein Paket für die Fluggesellschaften einigen, zumal sie zuletzt mit einem Abbau von 50.000 Mitarbeitern gedroht haben – dem größten Kahlschlag in der Geschichte – falls nicht schnell weitere Mrd. vom Staat fließen sollten. Allerdings dürften es bei den anderen Forderungen Trumps keine Einigung geben, würde sie doch dessen Chancen für einen Wahlsieg verbessern. Die Demokraten dürften versuchen das unter allen Umständen zu verhindern.

Allerdings ignorieren Investoren dieses Risiko, sondern setzen meiner Meinung nach darauf, dass Trump die Wahl gewinnen dürfte und kaufen daher kräftig Aktien. Zudem könnten die Republikaner diesmal auch das Repräsentantenhaus erobern und gleichzeitig die Mehrheit im Senat verteidigen. Sollte es tatsächlich so kommen, könnte Trump ein massives Konjunkturprogramm spielend durch den Kongress bringen.

Ich weiß, dass viele Experten einen Wahlsieg von Joe Biden und den Demokraten vorhersagen. Ich bin allerdings weiterhin völlig anderer Meinung und gehe von einem Wahlsieg Trumps aus.

USA droht weiterer Rekord beim Haushaltsdefizit

Dass für die Republikaner im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten eine Explosion der Staatsschulden derzeit keine Rolle spielt, haben die Republikaner in den vergangenen Monaten klar gezeigt. So haben die Abgeordneten vier Rettungspaketen im Volumen von insgesamt drei Billionen Dollar zugestimmt. Dadurch soll die Neuverschuldung im Fiskaljahr 2019/20, das im September endete, auf den Rekord von 3,3 Billionen Dollar explodiert sein.

Die Folge: Die Staatsschulden sind zuletzt auf den Rekord von 27,1 Billionen Dollar nach oben geschossen. Das sind knapp 140 % der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Zwar prognostiziert der Finanzausschuss des Kongresses, dass das Haushaltsdefizit im laufenden Fiskaljahr auf rund 1,8 Billionen Dollar sinken soll, was immer noch das zweithöchste aller Zeiten wäre. Sollte Trump allerdings nach einem möglichen Wahlsieg ein Billionenschweres Konjunkturprogramm im Kongress durchsetzen, sollte die Neuverschuldung einen neuen „Spitzenwert“ erreichen, also über den 3,3 Billionen von 2019/20 liegen. Gleichzeitig gehen viele Experten davon aus, dass Biden bei einem möglichen Wahlsieg noch mehr Schulden machen dürfte als Trump.

Das bedeutet, dass die Geldpressen der Fed weiterhin auf Hochtouren laufen werden und künftig höchstwahrscheinlich noch viel schneller als ohnehin schon. Damit wird der Dollar immer schneller entwertet werden, was dem Goldpreis im nächsten Jahr erheblichen Rückenwind geben sollte.

Derzeit wächst die breitgefasste Geldmenge M3 um horrende 23,3 % gegenüber dem Vorjahr – das ist mit weitem Abstand Rekord. In früheren Krisenzeiten ist die Geldmenge um maximal 12 bis 13 % nach oben geschossen – nun ist es doppelt so viel! Kein Wunder, dass der Goldpreis seit Jahresanfang um rund 25 % auf aktuell knapp 1.900 Dollar je Unze gestiegen ist.

Aussichten für Gold sind glänzend

Das Umfeld für Gold bleibt damit hervorragend. Zwar hat die Aussicht auf ein Billionenschweres Konjunkturprogramm nach der Wahl – und damit eine gewaltige Dollar-Schwemme – und damit die Sorge vor Inflation die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben getrieben. Mit knapp 0,8 % liegen sie in der Nähe des Vier-Monats-Hochs.

Allerdings flüchten Investoren aus Sorge vor Inflation in inflationsgeschützte Anleihen, weshalb der Realzins auf Basis dieser Papiere nur minimal gestiegen ist und mit minus 0,9 % weiterhin sehr niedrig ist. Das stützt den Goldpreis.

Gleichzeitig ist der Dollar wegen der anhaltenden Dollar-Schwemme auf Talfahrt, was den Goldpreis beflügelt. So nähert sich der Dollar Index, der die Kursentwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, vor allem dem Euro, widerspiegelt dem Zweieinhalb-Jahres-Tief. Vor dem Hintergrund sollte es sich lohnen, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.