Die Ergebnisse der Fed-Sitzung haben viele Investoren überrascht. Das in Kombination mit der Erleichterung über die Quartalszahlen der US-Technologiefirmen hat die Märkte nach oben schießen lassen. Allerdings hat sich auch der Goldpreis kräftig erholt.

Die Stimmung vieler Aktienbesitzer hat sich in den vergangenen Wochen erheblich verbessert. Schließlich ist der S&P500 – nach dem Einbruch im ersten Halbjahr – im Juli um 9,1 % nach oben geschossen, das war der beste Monat seit November 2020. Gleichzeitig hat der DAX im Juli um 5,5 % zugelegt und liegt damit um 8,5 % über dem 20-Monats-Tief vom 5. Juli.

Für Rückenwind an den Märkten hat zuletzt gerade die Fed-Sitzung vom Mittwochabend, 27. Juli gesorgt. Zwar hat die Fed wie erwartet die Leitzinsen um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) auf 2,25 bis 2,50 % angehoben. Allerdings hat die Fed die Einschätzung zur Konjunktur gesenkt und daher diesmal keine Ankündigung gemacht, in welchem Ausmaß die Zinsen bei der nächsten Sitzung am 21. September erhöht werden sollen. Vielmehr hat die Fed das von den Konjunkturdaten abhängig gemacht. Das hat für Investoren eine Kehrtwende hin zu einer deutlich langsameren Gangart der Fed signalisiert, woraufhin Investoren euphorisiert waren.

Im Klartext: Je mehr die Rezessionssorgen der Investoren zunehmen sollten, umso niedriger dürfte die Zinserhöhung im September werden. Aktuell ist noch eine Erhöhung um 50 Basispunkte eingepreist. Sollte die Serie miserabler US-Konjunkturdaten allerdings anhalten, wovon ich fest ausgehe, könnten es aber auch nur 25 Basispunkte werden. Bis zur Fed-Sitzung sind noch 7 Wochen, in der Zeit kann eine Menge passieren! Oder die Fed erhöht die Zinsen überhaupt nicht mehr.

Einbruch der US-Zinsen treibt Goldpreis nach oben

Nach der Fed-Sitzung sowie einer Reihe schlechter US-Konjunkturdaten, waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen, im Gegenzug sind S&P500 und Nasdaq nach oben geschossen und haben auch den DAX mit nach oben gezogen. Der Gedanke der Investoren: je niedriger die Zinsen sind, umso attraktiver sind Aktien.

Da haben Anleger darüber hinweggesehen, dass die Zinsen wegen der stark zunehmenden Rezessionssorgen eingebrochen sind, was eigentlich nicht gerade für den Kauf von Aktien spricht. Das Entscheidende an den Börsen ist aber einmal mehr die erwartete Kehrtwende der Fed hin zu Nullzinsen und erneut massivem QE-Gelddrucken in Krisenzeiten. Für zusätzlichen Rückenwind an den Aktienmärkten hat gesorgt, dass die Quartalszahlen und die Ausblicke der US-Technologiefirmen Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft nicht so schlecht waren wie befürchtet, bzw. etwas besser waren als erwartet, was für Euphorie bei Investoren gesorgt hat.

Die sinkenden US-Zinsen haben den Dollar etwas mit nach unten gezogen. Damit hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten aus Rückenwind, was die Notierung des Edelmetalls deutlich beflügelt hat.

US-Wirtschaft ist bereits in einer Rezession

Geradezu geschockt haben Investoren auf die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA reagiert, die am Donnerstag 28. Juli, also nur einen Tag nach der Fed-Sitzung veröffentlicht worden sind. So war das BIP im zweiten Quartal um annualisiert 0,9 % geschrumpft, während die allzeit optimistischen Volkswirte ein annualisiertes Plus von 0,5 % vorhergesagt hatten. Worauf deren Optimismus beruht, ist mir unerklärlich! Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.

Damit war die Wirtschaftsleistung das zweite Quartal in Folge zurückgegangen, womit die Wirtschaft nach Meinung vieler Experten in einer Rezession ist. Zwar muss das in den USA das National Bureau of Economic Research (NBER) offiziell ankündigen. Wenn das BIP in den vergangenen Jahrzehnten aber zwei Quartale in Folge geschrumpft war, hat das NBER anschließend immer eine Rezession bestätigt. Es gibt absolut keinen Grund, warum es diesmal anders sein sollte. Allerdings dürfte sich die Ankündigung des NBER meiner Meinung nach diesmal bis nach den Halbzeitwahlen am 8. November „verzögern.“ Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Umso gespannter warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag 5. August veröffentlicht wird. Laut dem Konsens der Volkswirte sollen im Juli 250.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 372.000 für Juni. Zudem soll die Arbeitslosenquote stabil bleiben bei 3,6 Prozent. Mich würde es allerdings nicht überraschen, wenn die Zahl der neu geschaffenen Jobs deutlich niedriger wäre als Volkswirte vorhersagen, was einmal mehr Rezessionssorgen schüren würde, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen erneut einbrechen dürften. Das dürfte für zusätzlichen Aufwärtsdruck beim Goldpreis sorgen.

Inflation in Euro-Zone steigt auf Rekordhoch

Während die US-Wirtschaft meiner Meinung nach bereits in einer Rezession ist, ist die Wirtschaft der Euro-Zone im zweiten Quartal um 0,7 % gegenüber dem Vorquartal gewachsen, was vor allem an der Reisebranche gelegen haben soll. Hingegen soll das Bruttoinlandsprodukt hierzulande lediglich stagniert haben. Dabei sind die Einzelhandelsumsätze in Deutschland im Juni real, also unter Berücksichtigung der Inflation, um herbe 8,8 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Das war der größte Rückgang seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Und dass das GfK-Konsumklima im Juli wegen der hohen Inflation auf ein Rekordtief kollabiert ist, sollte auch niemanden überraschen.

Wer sich zudem die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global für die Euro-Zone und Deutschland angeschaut hat weiß, dass das BIP in Deutschland und der Euro-Zone im dritten Quartal den Rückwärtsgang einlegen, also schrumpfen dürfte. Das liegt vor allem an der horrenden Inflation, die im Juli in der Euro-Zone auf den Rekord von 8,9 % gestiegen sind. Und ein Ende dieses verheerenden Trends ist keineswegs in Sicht, zumal wenn die Sondereffekte in Deutschland, wie das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt Ende August auslaufen. Umso wichtiger ist es, physisches Gold zu besitzen, um sich gegen den immer schnelleren Kaufkraftverlust der Fiat-Währung Euro zu schützen. Zur Erinnerung: Der Goldpreis ist auf Euro-Basis seit Jahresanfang um 8,3 % gestiegen.

Ich warte nun entspannt auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Weil die US-Rezession deutlich schwerer werden und länger andauern dürfte, als viele „Experten“ erwarten, sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten nach unten rauschen, was den Goldpreis stützen würde – zumal wenn Investoren noch stärker auf eine baldige Kehrtwende der Fed hin in Richtung Nullzinsen und einer neuen massiven QE-Gelddruckrunde spekulieren dürften.

Sollte allerdings der Höhenflug des Dollar gegenüber dem Euro und vielen anderen Währungen weitergehen, wobei Investoren gerade in Krisenzeiten in den Greenback flüchten, würde das Gegenwind für die Notierung des Edelmetalls auf Dollar-Basis bedeuten. Hingegen würde ein sinkender Euro, der schon bald unter die Parität zum Dollar rutschen dürfte, den Goldpreis auf Euro-Basis weiter beflügeln. Umso mehr macht es Sinn, die meiner Meinung nach weiterhin günstigen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.