Obwohl die US-Zinsen seit Anfang Februar deutlich nach oben gedreht sind, sind die Aktienmärkte in den USA und Europa weiter geklettert. Allerdings kann dieser Trend nicht lange weitergehen, bedeuten doch steigende Zinsen zunehmenden Gegenwind für die Aktienmärkte.

Die Stimmung vieler Investoren am Aktienmarkt ist prächtig, wenn nicht sogar leichtsinnig. Zahlreiche Anleger bei S&P 500, Nasdaq und DAX haben nach dem deutlichen Anstieg seit Jahresanfang viel mehr Sorge, die möglichen nächsten Kursgewinne zu verpassen als Kursverluste zu erleiden.

In dem Umfeld haben sich viele Investoren auch von den US-Inflationsdaten kaum beeindrucken lassen, obwohl sie ein wenig schlechter waren als erhofft. So waren die Verbraucherpreise angetrieben gerade durch höhere Mieten und Spritpreise im Januar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen.

Im Jahresvergleich ist die Inflationsrate hingegen nur leicht zurückgegangen auf 6,4 Prozent im Januar, nach 6,5 Prozent für Dezember. Der Januar-Wert war zwar der niedrigste seit Oktober 2021, allerdings lag er über dem von Volkswirten vorhergesagten Niveau von 6,2 Prozent.

Gleichzeitig lag die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im Monatsvergleich bei 0,4 Prozent, statt der von Volkswirten vorhergesagten 0,3 Prozent. Und im Jahresvergleich ist die Kernrate leicht zurückgegangen auf 5,6 Prozent, während Volkswirte 5,5 Prozent prognostiziert hatten, nach 5,7 Prozent für Dezember.

Die Kernrate macht absolut keinen Sinn, weil niemand auch nur ein paar Tage ohne Nahrungsmittel und Energie leben kann. Die Kernrate ist von der Fed erfunden worden, um die tatsächlich Inflationsrate künstlich nach unten zu rechnen. Dennoch schauen viele Investoren auf die Kernrate, was zu entsprechenden Reaktionen an der Börse führt.

Aktienmärkte haken Inflationsdaten schnell ab

Und wie reagieren die Märkte auf die US-Inflationsdaten? Die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sind kurz nach oben geschossen, weil Investoren spekulieren, dass die Fed in den nächsten Monaten den Leitzins stärker anheben könnte als bislang erwartet. Im Gegenzug kam es bei S&P 500, Nasdaq und DAX allerdings nur zu kurzen Gewinnmitnahmen, woraufhin die Indizes schnell wieder nach oben gedreht sind.

Im Gegensatz zu den Aktienmärkten haben die gestiegenen US-Zinsen allerdings den Goldpreis belastet, zumal die US-Zinsen auch den Dollar etwas mit nach oben gezogen haben, beispielsweise gegenüber dem Euro. Damit hatte der Goldpreis von zwei Seiten Gegenwind. Mit Kursen von rund 1.835 Dollar je Unze notiert das Edelmetall damit nur noch knapp über dem Stand von Ende 2022.

Investoren preisen Kehrtwende der Fed aus

Nach dem jüngsten Anstieg liegen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit 3,75 Prozent um herbe 35 Basispunkte (0,35 Prozentpunkte) über dem Stand von Anfang Februar – das ist eine kräftige Bewegung. Das entspricht einen Anstieg um stattliche 70 Basispunkte auf einen Monat hochgerechnet!

Allerdings belasten die gestiegenen Zinsen die hochverschuldete Privatwirtschaft, also Verbraucher und Unternehmen, womit sich die Aussichten für die US-Konjunktur weiter eintrüben, während gleichzeitig steigende Zinsen zunehmenden Gegenwind für den Aktienmarkt bedeuten. Dieses Risiko ist beim S&P 500 aber in keiner Weise eingepreist, liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) doch bei herben 18! Dabei wird der Börsenwert der Unternehmen aus dem Index durch deren erwartete Gewinne dividiert. In Zeiten in denen eine Rezession droht – meiner Meinung nach ist die US-Wirtschaft zügig auf dem Weg in eine Rezession – , müsste das KGV aber ehr auf 14, 15 oder noch deutlich darunter sinken.

Nach einigen überraschend guten US-Konjunkturdaten – ich würde sagen unerklärlich guten US-Konjunkturdaten -, wie den US-Arbeitsmarktbericht für Januar, und den etwas schlechter als erwarteten US-Inflationsdaten preisen die Märkte die vorherig Hoffnung auf eine Kehrtwende der Fed im Herbst praktisch völlig aus. Inzwischen ist die sogenannte Terminal Rate, also der Höhepunkt bei den Leitzinsen in einem Zyklus, für Juli auf knapp 5,3 Prozent gestiegen. Das ist die höchste Terminal Rate in diesem Zyklus! Zudem ist eine Zinssenkung um lediglich knapp 15 Basispunkte bis Dezember eingepreist und damit viel weniger als noch vor zwei Wochen, als noch Zinssenkungen um 50 Basispunkte erwartet worden waren.

Dieses Szenario, also dass die Fed in den nächsten Monaten den Leitzins stärker anheben und anschließend bis zum Jahresende auf dem erhöhten Niveau belasten könnte, – also genau das, was Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen andauernd gebetsmühlenartig sagen -, wird von den Aktienmärkten völlig ignoriert. Die Frage ist nur wie lange noch. Ich fürchte früher oder später könnte es ein böses Erwachen geben.

Allerdings könnten kurzfristig weiter steigenden Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, die auch für eine weitere Erholung beim Dollar sorgen, den Goldpreis kurzfristig noch etwas belasten. Das schreibe ich hier ganz offen. Falls es in dem Umfeld allerdings zu Turbulenzen an den Aktienmärkten, also gerade bei S&P 500 und Nasdaq kommen sollte, dürfte meiner Meinung nach Gold als sicherer Hafen gefragt sein und allmählich nach oben drehen.

Wie geht es weiter beim Ölpreis?

Nun gilt es gerade den Ölpreis genau im Auge zu behalten. Sollte er wegen der Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung in China deutlich nach oben drehen, würde das zwangsläufig die Inflation anheizen und damit die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben treiben. Zuletzt hatte die Ankündigung Russlands, die Ölförderung um 500.000 Barrel pro Tag zu drosseln, kurz für Aufwärtsdruck auf den Ölpreis gesorgt.

Allerdings hat die US-Regierung schnell reagiert und angekündigt, weitere 26 Mio. Barrel aus der Strategischen Ölreserve zu verkaufen. Sinn der Übung: den Öl- und damit den Benzinpreis nach unten zu treiben und so die Inflation zu dämpfen. Die neuen Pläne der US-Regierung halte ich allerdings für den reinen Irrsinn, war doch zuletzt die Strategische Ölreserve mit nur mehr 371,6 Mio. Barrel auf das niedrigste Niveau seit November 1983 kollabiert!

Warten auf US-Konjunkturdaten

Nun warten Investoren gespannt auf wichtige US-Konjunkturdaten, gerade die Einzelhandelsumsätze, die am Mittwoch, 15. Februar um 14.30 Uhr veröffentlicht werden, um 15.15 Uhr folgen die Zahlen zur Industrieproduktion. Tags drauf am Donnerstag kommen die Daten zu Neubaubeginnen, den Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia und den Erzeugerpreisen. Sollten die einzelnen Daten besser als erwartet ausfallen, und damit darauf hindeuten, dass die US-Wirtschaft doch besser laufen könnte als befürchtet, dürfte das die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weiter nach oben treiben. Dann schauen wir mal, wie die Aktienmärkte und der Goldpreis darauf reagieren werden.

Hierzulande leiden die Konsumenten und die Sparer weiterhin unter der horrenden Inflation. Sie ist im Januar leicht gestiegen auf 8,7 Prozent, nach 8,6 Prozent für Dezember. Damit bleibt der Druck auf die EZB hoch, bei der nächsten Sitzung am 16. März den Leitzins wie von der EZB selbst angekündigt, um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent anzuheben. Damit ist er aber weiterhin viel zu niedrig, um die Inflation zu bekämpfen. Umso gespannter bin ich, was die EZB in den darauffolgenden Monaten tun wird.

Wie oben geschrieben, könnte sich der Kursrückgang beim Goldpreis kurzfristig noch etwas ausweiten. Umso gespannter werde ich derweil schauen, ob der Zinsanstieg in den USA ungebremst weitergeht und wie die Aktienmärkte in den USA und Europa darauf reagieren werden. Wenn sich die Lage beim Goldpreis beruhigt hat, sollte es sich lohnen, die meiner Meinung nach günstigen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken. Denn für mich ist es nur eine Frage der Zeit, wie lange die Fed trotz womöglich weiter steigender Zinsen verhindern kann, dass das riesige Schuldenhaus zu wackeln beginnt. Mit jedem Tag, an dem die Zinsen auf dem hohen Niveau bleiben, oder sogar noch weiter steigen, kommt der Tag der Abrechnung schneller näher.