Über die Talfahrt des Goldpreises kann ich nur noch den Kopf schütteln, denn sie hat keinerlei fundamentale Gründe, sondern ist ausschließlich darauf zurückzuführen, dass der Preis über den Futures-Markt künstlich nach unten manipuliert wird. Schauen Sie sich bitte einmal selbst die Fakten an: Üblicherweise belasten der Dollar-Anstieg oder steigende US-Zinsen den Goldpreis. Allerdings notiert der Dollar-Index, der die Entwicklung des Dollar gegenüber sechs wichtigen Währungen abbildet, vor allem gegenüber dem Euro, auf dem gleichen Niveau wie Ende Mai. Dennoch ist der Goldpreis in diesem Zeitraum um 5,4 Prozent gesunken und notiert in der Nähe des 52-Wochen-Tiefs – das macht absolut keinen Sinn.
Ebenso liegen die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit rund 2,9 Prozent auf dem gleichen Stand wie Ende Mai. Auch von dieser Seite hat der Goldpreis also keinen Gegenwind bekommen. Der Kursrutsch bei der Notierung des Edelmetalls ist also allein darauf zurückzuführen, dass die Spekulanten am Futures-Markt darauf gesetzt haben, dass sich die Korrektur immer weiter ausweitet.
Trump kritisiert US-Notenbank für Zinserhöhungen
Möglicherweise liegt das Tief allerdings bereits hinter uns. Das kann zwar niemand vorhersagen, allerdings gibt es etliche Faktoren, die den Goldpreis in den nächsten Monatenstützen sollten. Der wichtigste ist US-Präsident Donald Trump. Er hat zuletzt die US-Notenbank für ihre Zinserhöhungen kritisiert, weil sie die US-Wirtschaft, also Staat, private Haushalte und Unternehmen belasten würden, weil sie höhere Zinsen zahlen müssten. Gleichzeitig würde durch die Zinserhöhungen der Dollar nach oben getrieben, was die Exportabhängigen Unternehmen der USA belaste. Das sagt genau der Mann, der im September 2016 im Wahlkampf gesagt hatte, dass die Fed die Zinsen künstlich niedrig halte und damit die Wirtschaft künstlich anheize, und das müsse sich ändern.
Wenn man aber selbst Präsident ist und durch seine massiven Steuersenkungen – hauptsächlich für die Reichen – die Neuverschuldung um mehrere Hundert Milliarden Dollar auf mehr als eine Billion Dollar pro Jahr explodieren lässt, dann will Trump von steigenden Zinsen plötzlich nichts mehr wissen. Mit seinen Aussagen und Tweets versucht Trump den Dollar nach unten zu reden, was den Goldpreis stützen sollte. Ich gehe davon aus, dass Trump in den nächsten Monaten bis zu den Halbzeitwahlen am 6. November alles in seiner Macht stehende tun wird, um den Dollar zu drücken.
Eskalation im Handelskrieg steht bevor
Zudem bleibe ich der Überzeugung, dass Trump in den nächsten Monaten den Handelskrieg mit China und der Europäischen Union weiter anheizen wird. Zuletzt hat Trump gesagt er sei bereit, chinesische Güter im Wert von 500 Mrd. Dollar und damit sämtliche Güter aus China, die in die USA importiert werden, mit Strafzöllen zu belegen. In dem Umfeld trüben sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft und damit auch die US-Wirtschaft weiterhin ein. Das hatte ich Ihnen in den vergangenen Monaten wiederholt geschrieben.
Damit wächst allerdings das Risiko, dass es zu einem plötzlichen Kursrutsch am US-Aktienmarkt kommt. Bisher sind Investoren aus dem DAX und den Aktienmärkten der Emerging Markets in den S&P500 geflüchtet, weil viele Investoren davon ausgehen, dass die US-Wirtschaft den Handelskrieg besser überstehen werde als Exportabhängige Volkswirtschaften, wie China, Südkorea oder Deutschland. Wenn den Investoren aber irgendwann klar werden sollte, dass ein Handelskrieg durch die Gegenmaßnahmen anderer Länder auch die US-Wirtschaft erheblich belasten dürfte, könnte es einen Kurseinbruch am US-Aktienmarkt geben, zumal der S&P500 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,5 höher bewertet ist als selten zuvor.
Aus einem Handelskrieg ist ein Währungskrieg geworden
Ein weiterer Risikoherd für die Weltwirtschaft und den Aktienmarkt und damit im Gegenzug möglicher Rückenwind für Gold ist die heraufziehende Krise in China. Seit der 2008er-Schuldenkrise in den USA haben sich die chinesischen Unternehmen massiv verschuldet, und das Geld in Maschinen und Anlagen gesteckt. Im Falle eines Handelskriegs droht diese gigantische Schuldenblase allerdings zu platzen. Die Notenbank steuert daher massiv entgegen und lockert die Geldpolitik. Gleichzeitig wertet sie den Renminbi kräftig gegenüber den Dollar ab, was Trump sehr wütend macht. Denn bei einem sinkenden Renminbi werden chinesische Produkte in den USA günstiger, während US-Produkte in China teurer werden. Damit federt China über die Währung einen Teil der Effekte der US-Strafzölle ab. Etliche Analysten haben zuletzt geschrieben, dass aus einem Handelskrieg ein Währungskrieg geworden sei, genau das ist auch meine Meinung.
Steht ein „deflationärer Schock“ bevor?
Ich gehe davon aus, dass China in den nächsten Monaten den Renminbi weiter kräftig abwerten wird. Das sind allerdings ganz schlechte Nachrichten, gerade für die US-Wirtschaft. Dabei dürften sich Investoren sehr schnell Sorgen machen, dass die US-Unternehmen auf die niedrigeren Preise für chinesische Produkte reagieren und ihrerseits die Preise reduzieren müssten. In dem Umfeld könnten die US-Verbraucherpreise sinken, das nennt man Deflation. Wenn das nicht über eine steigende Nachfrage kompensiert werden sollte, würden die Umsätze der US-Unternehmen zurückgehen. Das wäre eine Hiobsbotschaft, sind die US-Firmen doch höher verschuldet als je zuvor und würden sich bei sinkenden Einnahmen erheblich schwerer tun, ihre Kredite zu bedienen. Daher dürften Sie in den nächsten Monaten in den Medien häufig von einem „deflationären Schock“ lesen. Das dürfte einen Kurseinbruch am US-Aktienmarkt zur Folge haben, was wiederum den DAX mit nach unten reißen würde. In dem Umfeld dürfte Gold als sicherer Hafen gefragt sein.
Wissen Sie was vor dem obigen Hintergrund Doug Kass, der Chef des US-Hedgefonds Seabreeze Partners, gemacht hat? Er hat zuletzt geschrieben, dass er sämtliche Aktien verkauft hat. Stattdessen habe er seine ohnehin großen Short-Positionen weiter aufgestockt. Bei einer Short-Position, oder einem Leerverkauf, veräußert ein Investor geliehene Aktien in der Hoffnung, sie später zu niedrigeren Kursen zurückkaufen zu können. Sie lesen richtig: Doug Kass hat sämtliche Aktien verkauft und setzt nun noch mehr als bislang auf sinkende Aktienkurse, gerade bei US-Aktien. Denken Sie bitte mal darüber nach!
Rekordwert an Fondsmanagern hält Gold für unterbewertet
Bemerkenswert finde ich in dem Zusammenhang die jüngste Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter weltweit investierenden Fondsmanagern. In der Umfrage werden sie beispielsweise gefragt, wie sie die Perspektiven für die Weltwirtschaft und die Gewinnperspektiven der Unternehmen einschätzen, und auf welche Aktien sie setzen. Zuletzt gab es eine mehr als bemerkenswerte Aussage der Fondsmanager zum Goldpreis: Wenn man von jenen Finanzprofis, die der Überzeugung sind, der Goldpreis sei überbewertet, jene abzieht, die von einer Unterbewertung ausgehen, sind netto 17 Prozent der Überzeugung, dass der Goldpreis unterbewertet sei – das ist ein Rekordwert. Nach dem Kursrutsch sind also mehr Fondsmanager als je zuvor der Überzeugung, dass Gold unterbewertet sei. Das bestätigt folgende Kennzahl eindrucksvoll: das S&P500-Gold-Ratio. Dabei wird der Indexstand des S&P500 durch den Goldpreis dividiert. Der Wert ist zuletzt auf 2,28 gestiegen – das ist das höchste Niveau seit dem Jahr 2002.
Ob das Tal beim Goldpreis hinter uns liegt, kann niemand vorhersagen. Allerdings sprechen eine Menge Gründe für steigende Goldpreise, gerade wenn Trump in den nächsten Monaten seine Angriffe auf den Dollar verstärken sollte oder die Turbulenzen an die Aktienmärkte zurückkehren sollten. Daher sollten Sie sich nicht von den gesunkenen Goldpreisen verunsichern lassen, sondern sie vielmehr nutzen, um zu sehr günstigen Preisen Ihre Bestände weiter aufzustocken.