Nach dem Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping schießen DAX und S&P 500 nach oben, während der Goldpreis einknickt. Dabei gibt es überhaupt keinen Grund zur Entwarnung, weshalb das Edelmetall schon bald in Richtung der Sechs-Jahres-Hochs drehen sollte.
Mit einem deutlichen Kurssprung reagiert der weltweite Aktienmarkt auf die Ergebnisse des Treffens zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping auf dem G20-Gipfel im japanischen Osaka. Hingegen sinkt der Goldpreis in die Nähe des Zwei-Wochen-Tiefs. Offensichtlich hellen sich durch den Waffenstillstand im Handelskrieg die Perspektiven für die Weltwirtschaft und damit den Aktienmarkt so sehr auf, dass der sichere Hafen Gold plötzlich nicht mehr gebraucht wird. Ich halte das allerdings für einen Trugschluss.
Trump und Xi hatten sich auf die Wiederaufnahme der Gespräche zur Lösung des Handelskriegs geeinigt. Zudem dürfen Unternehmen aus den USA und anderen Ländern wieder Technologie an den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei liefern. Außerdem sind chinesische Studenten an den US-Hochschulen wieder willkommen.
Während viele Investoren mit der Wiederaufnahme der Verhandlungen ohnehin gerechnet hatten, sorgt gerade das Thema Huawei für Erleichterung bei Investoren – so mache das doch eine Einigung im Handelskrieg wahrscheinlicher. Ernsthaft? Meinen die Experten wirklich, dass dadurch eine Einigung wahrscheinlicher wird?
Lösung im Handelskrieg bleibt weiterhin sehr unwahrscheinlich
Ich bin völlig anderer Meinung: Die wichtigen Themen sind weiterhin ungelöst und deren Lösung und damit eine Einigung im Handelskrieg ist weiterhin absolut nicht in Sicht. Trump will den Schutz des geistigen Eigentums der US-Firmen ebenso durchsetzen, wie er den erzwungenen Technologietransfer nach China verhindern will. Darüber hinaus ist es ihm weiterhin ein Dorn im Auge, dass China seine Staatsfirmen massiv unterstützt, womit sie einen Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt haben, weil sie eine niedrigere Rendite als die Konkurrenz erwirtschaften müssen.
Schließlich und endlich will Trump unter allen Umständen verhindern, dass China zur führenden Technologie- und damit Wirtschaftsnation der Welt aufsteigt. Wie soll es vor dem Hintergrund eine Einigung mit China geben? Es wird sie meiner Meinung nach nicht geben. Nicht in 3 Monaten und nicht in 6 Monaten, und im nächsten Jahr schon gar nicht, weil Trump das Thema im Wahlkampf für die Wahl am 3. November 2020 braucht.
Fed wird bald die Zinsen senken
Zwar treibt Trump mit seinem Einknicken gegenüber China den S&P 500 auf neue Rekordhochs, die Party könnte allerdings viel schneller zu Ende gehen, als viele Investoren derzeit erwarten. Dies spiegeln der Anleihen- und der Währungsmarkt wider – auch wenn die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kurz nach oben gehüpft sind, weil Investoren darauf setzen, dass sich wegen des Waffenstillstands die Perspektiven für die US-Wirtschaft aufhellen, weshalb die Fed bei der nächsten Sitzung am 31. Juli möglicherweise die Zinsen nicht senken könnte.
Allerdings sind die Zinsen ebenso schnell wieder nach unten gedreht, wie der Dollar. Sollten Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen in den nächsten Wochen versuchen, wegen des Waffenstillstands von einer Zinssenkung abzurücken, würde der S&P 500 einknicken. Das können Powell und die anderen Fed-Mitglieder keineswegs wollen, weshalb ich weiterhin davon ausgehe, dass die Fed am 31. Juli zur Tat schreiten wird. Ich gehe vielmehr davon aus, dass die Fed die Zinsen nicht nur um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte), sondern um 50 Basispunkte reduzieren wird und damit einen Zinssenkungszyklus starten wird.
Das würde den Goldpreis beflügeln – insbesondere in einem Umfeld, in dem das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen auf den Rekord von umgerechnet 13 Billionen Dollar nach oben geschossen ist. US-Zinssenkungen dürften zudem für weiteren Abwärtsdruck auf den Dollar sorgen, was den Goldpreis zusätzlich beflügeln würde.
Ich gehe davon aus, dass die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den nächsten Wochen und Monaten auf Grund anhaltend schwacher US-Konjunkturdaten rapide in Richtung 1,7 Prozent fallen dürften und damit die weltweiten Zinsen noch weiter nach unten drücken sollten, womit das weltweite Volumen an Anleihen mit Strafzinsen weiter kräftig steigen sollte.
Viele US-Konjunkturdaten sind schwächer als erwartet
Zuversichtlich für den Goldpreis stimmt mich zudem, dass viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Wochen auf Talfahrt bleiben sollten, was für Abwärtsdruck auf US-Zinsen und Dollar sorgen sollte und möglicherweise auch die Rekordfahrt des S&P 500 beenden könnte. Denn die durch den Handelskrieg verursachte Schwäche der Weltwirtschaft ist längst auf die US-Wirtschaft übergeschwappt, weshalb die Fed eine Lockerung der Geldpolitik signalisiert hat.
Zuletzt war der Citigroup Economic Surprise Index für die USA mit knapp minus 70 Punkten in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit 2011 gesunken. Der Index spiegelt wider, ob die US-Daten besser oder schlechter sind, als Volkswirte vorhergesagt hatten. In den vergangenen Monaten waren die Zahlen unisono schlechter.
In dieser Woche könnten der Arbeitsmarkt von ADP am Mittwoch, der die Zahl der geschaffenen Stellen in der Privatwirtschaft abbildet, ebenso enttäuschen, wie der offizielle Arbeitsmarktbericht am Freitag. Daraufhin sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dollar einknicken, was den Goldpreis beflügeln würde.
Zudem könnte der Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor am Mittwoch schwächer ausfallen als erwartet. Viele Einkaufsmanagerindizes haben zuletzt darauf hingedeutet, dass die Schwäche des Industriesektors längst auf die Dienstleistungsbranche übergeschwappt ist.
Kleiner Rückgang des Goldpreises ist hervorragende Kaufgelegenheit
Sie sollten sich vom Kursrückgang des Goldpreises um lediglich 2,5 Prozent gegenüber dem Sechs-Jahres-Hoch keinesfalls verunsichern lassen. Vielmehr werden die Perspektiven für das Edelmetall von Tag zu Tag besser. Zwar könnte der Anstieg bei DAX und S&P 500 noch kurz weitergehen, allerdings könnten viele Investoren schon bald zu der Überzeugung kommen, dass eine Einigung im Handelskrieg ebenso unwahrscheinlich ist wie eh und je, und selbst baldige US-Zinssenkungen weder eine US-Rezession, noch eine Rezession der Weltwirtschaft werden verhindern können. In dem Umfeld sollte der sichere Hafen Gold sehr gefragt sein. Der kleine Kursrückgang ist daher eine hervorragende Kaufgelegenheit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.