Am Mittwoch, 9. April herrschte Party an den Aktienmärkten: Verantwortlich dafür war US-Präsident Donald Trump, nachdem seine Ankündigung von reziproken Strafzöllen vom 2. April in den Folgetagen für einen Crash bei S&P 500 und DAX gesorgt hatte.
Aufgrund des damals angekündigten starken Anstiegs der Strafzölle gegenüber Importen aus China, der EU, Japan und vielen Ländern hatten die Inflationssorgen vieler Investoren stark zugenommen, woraufhin sie US-Anleihen massiv verkauft haben und im Gegenzug die Zinsen für US-Staatsanleihen nach oben geschossen waren. In dem Umfeld waren die Zinsen für US-Unternehmen und -Verbraucher umso stärker explodiert, woraufhin das Risiko einer möglichen US-Rezession stark zugenommen hatte.
Offenbar hat neben dem Crash am US-Aktienmarkt vor allem der Einbruch am Anleihenmarkt Trump nun zu einer Kehrtwende gezwungen, die er am Mittwoch um 19.18 Uhr (deutscher Zeit) verkündet hat.
Zwar hat Trump die Strafzölle auf chinesische Produkte ab sofort von 104 auf 125 Prozent angehoben, nachdem China zuvor die Strafzölle auf US-Produkte um 50 Prozentpunkte auf 84 Prozent angehoben hatte.
Allerdings hat Trump die reziproken Strafzölle gegen den Rest der Welt, also alle Länder, die zuvor keine Gegenmaßnahmen ergriffen hatten, für 90 Tage ausgesetzt und stattdessen Strafzölle von „nur“ 10 Prozent verhängt.
In dem Umfeld haben sich die Aussichten für die US-Wirtschaft und für die Weltwirtschaft aufgehellt, woraufhin Investoren kräftig bei Aktien zugegriffen haben, gerade bei Zyklikern, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren. Sie würden besonders davon profitieren, wenn eine zuvor drohende weltweite Rezession ausbleiben sollte.
Gold ist auf Rekordfahrt
Trotz der Kursexplosion an den Aktienmärkten hat der Goldpreis anfangs nur minimal nachgegeben und anschließend den Höhenflug in Richtung der Rekordhochs fortgesetzt. Das ist mehr als bemerkenswert, oder?
Mit Kursen von rund 3.120 Dollar je Unze notiert das Edelmetall um lediglich 1 Prozent unter dem Rekordhoch. Seit Jahresanfang steht damit ein Anstieg um 18,5 Prozent zu Buche – das kann sich mehr als sehen lassen!
Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt betont, dass die Aussichten für das Edelmetall weiterhin glänzend sind und meiner Meinung nach die Rekordfahrt bei Gold klar weitergehen sollte, schließlich strebt Trump sinkende US-Zinsen und einen schwachen Dollar an. Ein besseres Umfeld für das Edelmetall kann es eigentlich nicht geben.
Nach Trumps neuester Ankündigung wetten viele Investoren darauf, dass es die nächsten 89 Tage ruhig an der Zollfront sein könnte. Allerdings ist das eine sehr kurze Zeit für die US-Regierung, um sich mit anderen Ländern auf „Deals“ zu einigen, denn wenn sie ausbleiben sollten, dann werden nach 90 Tagen die vorherigen reziproken Strafzölle wieder in Kraft treten, womit die US- und die Weltwirtschaft schnell in eine Rezession abrutschen könnten.
EU rückt ins Visier
Kurzfristig dürfte es also gerade auf die Verhandlungen mit der EU ankommen. Schließlich machten die US-Importe aus der EU 2024 mit 605,8 Milliarden Dollar 18,4 Prozent der gesamten US-Importe (knapp 3,3 Billionen Dollar) aus.
Trump hat bereits klar gemacht, dass es ihm nicht ausreicht, wenn die EU sämtliche Strafzölle auf US-Produkte abschaffen sollte. Vielmehr soll die EU viel mehr US-Produkte kaufen als zuvor, wie Öl, Gas und Agrarprodukte.
Trumps Vorhaben könnte allerdings auf Widerstand in der EU stoßen, womöglich haben viele Länder kein Interesse an größeren Einfuhren aus den USA, sei es beispielsweise bei Flüssiggas oder gerade bei Agrarprodukten.
Trump will aber mit den heftigen Strafzöllen gegen die EU und viele andere Länder das jeweilige Außenhandelsdefizit gegenüber ihnen drastisch verringern, für die Ansiedlung von vielen Werken in den USA sorgen und zwischenzeitlich hohe Einnahmen durch Strafzölle generieren.
Ich fürchte aber, dass sich eine mögliche Einigung mit der EU und anderen Ländern lange hinziehen könnte. In der Zwischenzeit dürften sich viele Unternehmen, sie es aus den USA oder dem Ausland, mit dem Hochfahren der Investitionen in den USA deutlich zurückhalten. Schließlich investiert niemand bei einer derart hohen Unsicherheit. Gleichzeitig dürften die Einnahmen aus den Strafzöllen nicht gerade sprudeln.
Umso mehr besteht das Risiko, dass Trump erneut eine Kehrtwende einleitet und die vorherigen reziproken Strafzöllen gegen die EU oder andere Länder wieder in Kraft setzt, was viele Investoren stark überraschen könnte. In dem Umfeld droht ein erneuter Crash an den Aktienmärkten, oder zumindest eine möglicherweise längere Talfahrt. Dieses Risiko sollen Anleger meiner Meinung nach bei aller Erleichterung unbedingt im Hinterkopf behalten.
Umso mehr sollte allerdings Gold als sicherer Hafen gefragt sein.
US-Anleihenmarkt im Auge haben
Kurzfristig gilt es vor allem die Entwicklung am US-Anleihenmarkt zu beobachten, also ob die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach dem zwischenzeitlich kräftigen Sprung nach oben, tatsächlich nachhaltig nach unten tendieren. Sollten die Zinsen nämlich erneut nach oben drehen, läge es erneut an Trump etwas zu unternehmen, um die Zinsen nach unten zu drücken.
Umso mehr dürfte Trump den Druck auf Fed-Chef Jay Powell erhöhen, trotz der zunehmenden Inflationsrisiken den Leitzins zu senken. Allerdings besteht das Risiko, dass – falls die Fed den Leitzins trotz der zunehmenden Inflationsrisiken völlig überraschend senken sollte -, die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nicht etwa sinken, sondern vielmehr nach oben schießen, weil die Fed mit der Lockerung der Geldpolitik die Inflation zusätzlich anheizt.
Da könnten also in den nächsten Wochen erhebliche Probleme auf Trump und die Fed zukommen. Ich bin mir nicht sicher, ob Trump das alles so vorhersieht, wie er immer vorgibt, aber schon wir mal.
In dem hochvolatilen Börsenumfeld könnte die Veröffentlichung der US-Inflationsdaten am Donnerstag, 10. April um 14.30 Uhr etwas untergehen. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Inflationsrate im März zurückgehen auf 2,6 Prozent, nach 2,8 Prozent für Februar. Zudem soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im März leicht zurückgehen auf 3,0 Prozent, nach 3,1 Prozent für Februar.
Ich werde kurzfristig weiter genau beobachten, wie sich die Aktienmärkte und die Zinsen entwickeln. Abgesehen davon sind meiner Meinung nach die Aussichten für Gold weiterhin glänzend und die Rekordfahrt bei dem Edelmetall sollte weitergehen.
Daher macht es weiterhin Sinn die Bestände an physischem Gold aufzustocken.