Die Kandidaten der Demokraten des designiertenUS-Präsidenten Joe Biden haben die Stichwahl in Georgia gewonnen, woraufhin S&P 500 und DAX auf Rekordhochs nach oben geschossen sind. Hingegen ist der Goldpreis eingeknickt, er sollte allerdings schon bald nach oben drehen.

Die weltweiten Aktienmärkte sind ebenso im Freudentaumel wie Chuck Schumer, der Chef der Demokraten im Senat. Nachdem die Demokraten bei der Stichwahl in Georgia beide Sitze erobert hatten, sind S&P 500 und DAX auf neue Spitzenwerte gesprungen. Gleichzeitig twitterte Schumer: „Schnallt euch an!“

Künftig gibt es im Senat ein Patt von jeweils 50 Stimmen für Demokraten und Republikaner. Daher gibt die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris von den Demokraten den Ausschlag, weshalb der designierte US-Präsident Joe Biden neben dem Repräsentantenhaus auch im Senat durchregieren kann und damit seine Wahlversprechen zügig in Angriff nehmen kann.

Schumer hat klargemacht, dass für ihn die Aufstockung der Einmalzahlungen an die Erwachsenen von 600 Dollar pro Kopf aus dem zuletzt beschlossenen 900 Mrd. Dollar schweren Konjunkturprogramm auf 2.000 Dollar als erstes ganz oben auf der Agenda steht. Demnach bekäme eine Familie mit Kindern Schecks von insgesamt 5.200 Dollar vom Staat.

Das ist noch deutlich höher als die Zahlung vom Frühjahr 2020, als der Kongress im Rahmen des CARES-Acts Einmalzahlungen von 1.200 Dollar pro Erwachsenen und 500 Dollar pro Kind verabschiedet hatte. Bei einer vierköpfigen Familie hatte sich das auf 3.400 Dollar summiert.

US-Realzins liegt trotz deutlichen Anstiegs in der Nähe des Rekordtiefs

Zudem erwarten Experten, dass Biden neue Konjunktur- und Infrastrukturprogramme auf den Weg bringen wird, um die Konjunktur weiter anzukurbeln. So prognostizieren beispielsweise die Analysten von Goldman Sachs ein weiteres Fiskalprogramm von rund 600 Mrd. Dollar, das seien 2,7 % der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Wegen der Aussicht auf eine neue Schuldenschwemme sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen bis auf 1,07 % nach oben geschossen. Das ist das höchste Niveau seit März und gleichzeitig mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem Rekordtief vom 4. August 2020 von 0,50 % auf Schlusskursbasis.

Gleichzeitig ist der Realzins auf Basis zehnjähriger inflationsgeschützter Anleihen auf minus 1,02 % nach oben geschossen, was den Goldpreis deutlich belastet hat. Dennoch liegt der Realzins in der Nähe des Rekordtiefs von vor wenigen Tagen bei minus 1,08 %, weshalb die Notierung des Edelmetalls von der Seite aus kaum Gegenwind hat. Der Realzins wird berechnet, indem man vom Nominalzins die Inflationsrate abzieht.

Hochverschuldete US-Wirtschaft kann deutlichen Zinsanstieg nicht verkraften

Investoren befürchten, dass durch die neue Schuldenschwemme der Dollar noch stärker entwertet und damit die Inflation angeheizt wird als ohnehin schon, zumal wenn die Schuldensause verstärkt durch die Notenpressen der Fed finanziert werden müsste. Denn sie kann einen deutlichen Zinsanstieg nicht zulassen, sondern muss vielmehr die Zinsen schnell nach unten drücken, weil ansonsten die hochverschuldete US-Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit kollabieren würde.

Zur Erinnerung: Die Amerikaner– also Staat, private Haushalte, Unternehmen und Banken – haben Schulden von mehr als 80 Billionen Dollar. Das sind rund 400 % der jährlichen Wirtschaftsleistung .

Für zusätzlichen Gegenwind beim Goldpreis hat die Rekordfahrt am US- und am weltweiten Aktienmarkt gesorgt, woraufhin Investoren Gold-Futures verkauft haben und der Preis eingebrochen ist. Offensichtlich sind viele Investoren der Meinung, sie bräuchten in dem Umfeld kein Gold – wenn sie sich da mal nicht täuschen!

US-Realzins dürfte bald auf neue Rekordtiefs sinken

Von dem jüngsten Kursrutsch sollten Sie sich nicht verunsichern lassen, dürfte der Goldpreis doch sehr bald wieder deutlich nach oben drehen. Denn Biden dürfte schon bald nach seinem Amtsantritt am 20. Januar mit massiven Konjunktur- und Infrastrukturprogrammen die Wirtschaft ankurbeln.

Gleichzeitig dürfte die Fed schon bald signalisieren, dass sie sich gegen einen kräftigen Zinsanstieg stemmen wird, weil die Konjunktur wegen der dritten Welle der Corona-Pandemie weiter gestützt werden müsse. Dass es dabei tatsächlich nicht um die Wirtschaft geht, sondern das Platzen der größten Blasen aller Zeiten am Aktien-, Anleihen- und Immobilienmarkt zu verhindern, sei nur am Rande erwähnt.

In dem Szenario sollte der US-Realzins bald wieder sinken und auf neue Rekordtiefs fallen, was dem Goldpreis trotz steigender nomineller Zinsen deutlichen Rückenwind geben würde.

Kein Ende der Dollar-Talfahrt in Sicht

Zudem sollte der Goldpreis noch von einer zweiten Seite beflügelt werden: von der anhaltenden Talfahrt des Dollar. Wenn die Fed immer mehr Schulden monetisieren – also mit der Notenpresse finanzieren – muss, dann dürfte der Dollar, die mit weitem Abstand führende Weltreservewährung, gegenüber anderen wichtigen Fiat-Währungen, wie dem Euro und japanischem Yen, deutlich im Rückwärtsgang bleiben oder sich die Talfahrt des Dollar sogar beschleunigen.

Aktuell notiert der Dollar Index nur knapp über dem Fünf-Jahres-Tief von 89 Punkten. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, allen voran dem Euro, wider. Der Dollar dürfte die Marke schon bald unterschreiten, woraufhin schnell ein Kursrutsch um 7 % bis 10 % folgen könnte. Was das im Gegenzug für den Goldpreis bedeuten dürfte, kann sich jeder selbst ausmalen.

Obwohl der Goldpreis nach der Wahl in Georgia eingebrochen ist, sind meiner Meinung nach die Aussichten für das Edelmetall nach dem Urnengang noch besser als zuvor. Denn ein immer stärkeres Anheizen der Inflation durch Regierung und Notenbank sollte zwangsläufig für Auftrieb beim Goldpreis sorgen. Daher sollte sich der jüngste Kursrückgang einmal mehr als hervorragende Kaufgelegenheit herausstellen, um Ihre physischen Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.