Viele Experten behaupten, dass die leichte Entspannung bei der Corona-Pandemie der Grund für den Höhenflug von DAX und S&P 500 sei. Allerdings liegt nichts ferner der Realität. Vielmehr dürften die Sorgen der Investoren vor einer möglichen US-Rezession schnell zurückkehren. Kein Wunder, dass sich der Goldpreis knapp unter den Mehr-Jahres-Hochs hält.

Der Wahnsinn an den Börsen scheint kein Ende zu nehmen. So steigen DAX und S&P 500 trotz der Corona-Pandemie, der schwersten Pandemie seit Jahrzehnten gemessen an der Zahl der Infizierten und der Toten, von einem Rekordhoch zum nächsten. Viele Experten behaupten, die Zuversicht der Investoren nehme zu, weil die Zahl der Infizierten nicht mehr so stark steige wie zuvor.

Allerdings „vergessen“ viele Experten zu erwähnen, dass China seit Kurzem Infizierte ohne Symptome – entgegen der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO – nicht mehr in der Statistik aufführt, also nicht mehr als Infizierte zählt.

Chinas Notenbank pumpt viel mehr Liquidität als je zuvor

Was ist dann der Grund für die kräftige Kurserholung am chinesischen Aktienmarkt, die auch den DAX und den S&P 500 nach oben treibt? Die chinesische Notenbank: Sie hat in den vergangenen vier Wochen netto mehr als 2 Billionen Renminbi (285 Mrd. Dollar) in die Märkte gepumpt – Rekord!

Das liegt weit über dem ehemaligen Rekord vom Herbst 2015, als China nach dem damaligen Einbruch des Renminbis gegenüber dem Dollar im August, was für heftige Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten gesorgt hatte, netto rund 1,5 Billionen Renminbi in die Märkte gepumpt hatte.

Trotz der gewaltigen Liquiditätsschwemme sind die Zinsen für zehnjährige chinesische Anleihen auf knapp über 2,8 Prozent eingebrochen, ehe sie sich auf knapp unter 2,9 Prozent erholt haben. Dennoch liegen sie um lediglich rund 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) über dem Rekordtief vom 15. August 2016 (2,64 Prozent). Das zeigt, wie groß die Konjunktursorgen der Investoren sind und wie skeptisch sie die Perspektiven der chinesischen Wirtschaft einschätzen.

Je schwächer die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft allerdings ist, umso mehr belastet das aber die US- und damit die Weltwirtschaft. Da die Aktienmärkte rund um den Globus trotz dieser Risiken auf Rekordfahrt sind, entfernen sich die Aktienmärkte immer weiter von den Fundamentaldaten, die Blase wird also immer gigantischer.

Offensichtlich sind viele Investoren der Überzeugung, dass die weltweiten Notenbanken, gerade die Fed, mit gigantischen Liquiditätsschwemmen die Aktienmärkte oben halten können, selbst wenn es zu einer Rezession in den USA oder gar einer weltweiten Rezession kommen könnte – eine sehr riskante Wette. Eine weltweite Rezession liegt vor, wenn das Wachstum der Weltwirtschaft auf weniger als zwei Prozent zurückgeht.

Umso bemerkenswerter ist es, dass der Goldpreis mit knapp 1.570 Dollar je Unze in der Nähe des Sechs-Jahres-Hochs notiert. Trotz der Rekordfahrt am weltweiten Aktienmarkt setzen Investoren offenbar auf den sicheren Hafen Gold. Das sollte sich in den nächsten Monaten und Jahren zusehends auszahlen.

US-Anleihenmarkt sendet starke Warnsignale

Viele Anleger befürchten zurecht, dass eine durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise in China schnell auf die US-Wirtschaft überschwappen dürfte. Daher sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Talfahrt. Trotz der jüngsten Erholung liegen sie mit knapp über 1,6 Prozent nur um lediglich rund 20 Basispunkte über dem Rekordtief vom Juli 2016. Der Anleihenmarkt schätzt die langfristigen Perspektiven der US-Wirtschaft damit als so schlecht ein wie selten zuvor.

Gleichzeitig ist der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber dreimonatigen auf nur mehr 2 Basispunkten eingebrochen, Ende Dezember waren es noch fast 40 Basispunkte. Sollten die Konjunktursorgen der Investoren zunehmen, dürften die Zinsen für zehnjährige Anleihen sehr bald unter jene für dreimonatige rutschen, diese Zinsstrukturkurve wäre also invers.

Sollte dieser Zustand über einige Monate anhalten, wäre das ein starkes Warnsignal für eine Rezession, wie selbst die Fed in Studien nachgewiesen hat. Indem man von den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen jene für dreimonatige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente der US-Wirtschaft übrig.

US-Arbeitsmarkt zeigt starke Bremsspuren

Die meiner Meinung nach schwache US-Wirtschaft ist längst auf den Arbeitsmarkt übergeschwappt. Zwar waren im Januar mit 225.000 Jobs deutlich mehr geschaffen worden als Volkswirte vorhergesagt hatten (165.000 Jobs).

Allerdings hat das Arbeitsministerium die Daten für das Jahr 2019 nach unten korrigiert. Demnach gab es Ende Dezember nur 152,4 Mio. Jobs in den USA, das waren 422.000 weniger als ursprünglich gemeldet. Weniger Arbeitsplätze bedeuten aber weniger Kaufkraft und damit weniger Nachfrage, was die US-Wirtschaft belastet, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach der Veröffentlichung der Zahlen eingebrochen sind.

Zudem ist die Zahl der offenen Stellen im Dezember um horrende 354.000 auf 6,4 Mio. eingebrochen. Damit lag die Zahl der Jobangebote auf dem niedrigsten Niveau seit Dezember 2017.

Inklusive des kräftigen Rückgangs für November belief sich das Minus für den Zwei-Monats-Zeitraum November und Dezember auf insgesamt 938.000. Das ist der größte Kollaps bei den offenen Stellen aller Zeiten. Wenn es der US-Wirtschaft so blendend ginge, wie US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jay Powell bei jeder Gelegenheit behaupten, dann würde die Zahl der offenen Stellen doch nicht kollabieren oder? Wohlgemerkt war das alles vor dem Bekanntwerden der Corona-Pandemie. Wegen deren Folgen dürfte es in den nächsten Monaten nur noch schlimmer werden am US-Arbeitsmarkt.

US-Wirtschaftswachstum beruht einzig und allein auf Schuldenexplosion

Obwohl sich Powell all dieser Sachen bewusst sein dürfte, hat er bei seiner jüngsten Rede vor dem Kongress behauptet, dass mit der US-Wirtschaft alles in Ordnung sei – das ist für mich Volksverdummung in Reinkultur.

„An diesem (Konjunktur)Aufschwung ist nichts was instabil oder nicht nachhaltig ist“, sagte Powell. Das hat er tatsächlich gesagt. Die jüngsten Zahlen, die die Fed selbst veröffentlicht hat, zeichnen aber ein ganz anderes Bild. So sind die Schulden der privaten Haushalte im vierten Quartal um 193 Mrd. Dollar gegenüber dem Vorquartal auf den Rekord von 14,15 Billionen Dollar geklettert.

Damit war der stärkste Anstieg seit dem vierten Quartal 2007 (239 Mrd. Dollar). Gegenüber dem Vorjahr sind die Schulden der privaten Haushalte um herbe 601 Mrd. Dollar nach oben geschossen. Wenn das nicht nachhaltig ist, was dann?

Inklusive der Schuldensause auf staatlicher Seite, also gerade Trumps Regierung, der Unternehmen, und der Banken machen die Amerikaner insgesamt rund 2,5 Dollar Schulden, um ein Wirtschaftswachstum von einem Dollar zu generieren – ein verheerender Wert. Ohne die Schuldenexplosion gäbe es keinerlei Wirtschaftswachstum in den USA – so „stark“ ist die US-Wirtschaft.

US-Notenpressen werden schneller laufen als je zuvor

Wegen dieses gigantischen Kapitalbedarfs laufen die Geldpressen der Fed auf Hochtouren, wobei durch die Anleihenkäufe von 60 Mrd. Dollar pro Monat ein Großteil von Trumps Schuldensause monetarisiert wird. Zwar hat Powell gesagt, dass die Fed im zweiten Quartal die Liquiditätsschwemme ein bisschen drosseln möchte.

Allerdings dürfte das schnell zu Turbulenzen beim S&P 500 führen, der allein wegen der massiven Liquiditätsschwemme der Fed auf Rekordfahrt ist. Gleichzeitig trüben sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft wegen der Pandemie weiter ein, was ein baldiger Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen klar widerspiegeln sollte.

Dann sollte die Fed einmal mehr zur Rettung eilen, die Zinsen senken und noch viel mehr Dollar drucken als ohnehin schon. Je mehr Dollar allerdings gedruckt werden, umso mehr wird die Fiat-Währung entwertet, was im Gegenzug den Goldpreis kräftig beflügeln sollte.

Gold schützt gegen den Irrsinn von Fed und EZB

Gold zu besitzen ist wichtiger als je zuvor. Ein immer gigantischerer Schuldenberg der USA führt dazu, dass die Zinsen immer weiter sinken müssen, um ein Platzen der gigantischen Schuldenblase zu verhindern. Umso mehr Dollar muss die Fed drucken.

Die Geldpolitik der EZB ist noch schlimmer als die der Fed, weil EZB-Chefin Christine Lagarde bei einer weiteren Konjunkturabkühlung in der Eurozone die Strafzinsen noch weiter in den Keller drücken dürfte, womit die Anleger in den nächsten Jahren immer mehr Strafzinsen bezahlen müssen. Mit dem Besitz von physischem Gold können Sie die Strafzinsen umgehen, daher sollten Sie Ihre Goldbestände weiter aufstocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.