Nachdem die Ukraine-Krise eskaliert war, war der DAX auf Elf-Monats-Tiefs eingebrochen. Allerdings sind der Index und der S&P500 anschließend kräftig nach oben gedreht. Das macht absolut keinen Sinn. Umso wichtiger ist es, zur Absicherung physisches Gold zu besitzen.

Auf einer rasanten Berg- und Talfahrt war der DAX in den vergangenen Tagen. Am Montag, 21. Januar war der Index bis auf rund 14.300 Punkte nach unten gerauscht, weil die Kriegsangst der Investoren rapide zugenommen hatte. Am Abend waren dann die Ängste der Investoren Realität geworden, als der russische Präsident Wladimir Putin die selbst ernannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk anerkannt hatte und wenige Stunden später sogenannte „Friedenstruppen“ in den Donbass geschickt hat.

Hingegen war Gold als sicher Hafen gefragt, woraufhin der Preis auf mehr als 1.900 US-Dollar je Unze gestiegen war und damit ein Vierzehn-Monats-Hoch erreicht hatte. Die Ukraine-Krise hat einmal mehr eindrucksvoll gezeigt, was in Krisenzeiten ein sicherer Hafen ist: Gold!

Obwohl die USA und die EU mit erheblichen Sanktionen gedroht hatten, wodurch sich die Konjunkturaussichten für die Wirtschaft Europas weiter eingetrübt haben, ist der DAX ab Dienstagfrüh angetrieben vom S&P500-Future allerdings kräftig nach oben gedreht. Das macht für mich absolut keinen Sinn, hat sich doch an dem fundamentalen Umfeld nichts, aber auch gar nichts verbessert.

Gleichzeitig haben die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, die zwischenzeitlich um bis zu 7 Basispunkte (0,07 Prozentpunkte) bis auf 1,86 % eingebrochen waren, eine Kehrtwende noch oben hingelegt, sind bis auf 1,95 % gestiegen und lagen damit sogar leicht über dem Schlusskurs vom Freitag, 18. Februar von 1,92 % (am Montag, 21. Februar waren die Börsen wegen des „Presidents‘ Day“ geschlossen). Offensichtlich haben sich durch die Eskalation der Ukraine-Krise die Aussichten für die US-Wirtschaft nicht etwa verschlechtert, sondern verbessert, woraufhin Investoren am Dienstag zehnjährige US-Anleihen verkauft haben, und im Gegenzug die Zinsen gestiegen sind. Das macht ebenfalls absolut keinen Sinn!

War das PPT im Einsatz?

Bei all diesen Entwicklungen macht für mich nur eine Erklärung Sinn: dass das „Plunge Protection Team“ (PPT) der Fed eingegriffen haben und kräftig S&P500-Futures gekauft haben dürfte, um den Index nach oben zu ziehen. Zudem dürfte das PPT deutlich zehnjährige US-Anleihen verkauft haben, um die Zinsen nach oben zu drücken und so den Anschein zu erwecken, dass der Einmarsch Russlands in der Ukraine praktisch keine Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben dürfte.

Dabei sollte doch jedermann klar sein, dass ein weiterer kräftiger Anstieg der Öl- und Gaspreise die ohnehin galoppierende Inflation in den USA weiter antreiben und damit die zusehends schwächelnde Konjunktur weiter belasten würde. Denn je teurer viele Güter und Dienstleistungen werden, umso mehr sollten sich Verbraucher und Unternehmen mit dem Konsum und bei Investitionen zurückhalten, oder? Zudem würde eine sich aufgrund der Ukraine-Krise weiter abschwächende Konjunktur in der Euro-Zone die Exporte der US-Unternehmen und damit die US-Wirtschaft insgesamt belasten.

Insofern sollten bei einer anhaltenden Eskalation der Ukraine-Krise, also – wie ich befürchte – der drohenden Besetzung der gesamten Ukraine durch Russland in den nächsten Wochen, die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen, was dem Goldpreis zusätzlichen Rückenwind geben sollte.

Dass sich die Aussichten für die US-Wirtschaft bereits deutlich eintrüben, zeigt, dass der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen auf nurmehr 35 Basispunkte kollabiert ist – das ist das niedrigste Niveau seit Mitte März 2020 – und damit signalisiert, dass eine Rezession in den USA mit großen Schritten heraufziehen dürfte. Wenn der Zinsaufschlag kleiner wird, die Zinsstrukturkurve also flacher wird, spiegelt das wider, dass sich die Aussichten für die US-Wirtschaft eintrüben.

Gold bleibt unverzichtbar

Anleger sollten die Entwicklungen in der Ukraine-Krise und am Finanzmarkt weiter genau beobachten. Sollte Russland die gesamte Ukraine annektieren, was ich befürchte, und die USA und die EU mit erheblichen Sanktionen reagieren, woraufhin die Öl- und Gaspreise noch weiter nach oben schießen sollten, sollten die Konjunkturängste der Investoren rapide zunehmen. Dann sollte der DAX mit seinen zahlreichen Zyklikern, also Unternehmen aus stark konjunkturabhängigen Sektoren, schneller wieder nach unten rauschen, als ich bis drei zählen kann. Zwar dürfte der S&P500 nicht so stark nachgeben wie der DAX, weil in dem US-Index viel weniger Zykliker enthalten sind als im DAX. Dennoch sollte ein erneuter Kursrutsch am US-Aktienmarkt für neuen Aufwärtsdruck beim Goldpreis sorgen.

Zudem gilt es zu schauen, ob die Fed, die das Gelddrucken in den vergangenen Monaten gedrosselt hat und für die nächste Sitzung am 16. März eine erste Zinserhöhungen in Aussicht gestellt hat, möglicherweise schon bald auf die Ukraine-Krise reagieren und eine Kehrtwende um 180 Grad in Richtung einer erneuten Lockerung der Geldpolitik – sprich einer neuen QE-Gelddruckrunde – einleiten könnte. Ich glaube allerdings es dürfte noch eine ganze Weile dauern, bis die Fed umschwenkt.

Wenn sie das allerdings tun sollte, und die Fed damit die Zinsen wieder nach unten treiben und gleichzeitig die Inflation weiter anheizen würde, sollte der Goldpreis kräftigen Rückenwind bekommen. Dabei ist der Realzins in den USA mit rund minus 5,5 % so niedrig wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Der Realzins wird berechnet, indem man vom Nominalzins für zehnjährige US-Anleihen von aktuell knapp 2,0 % die Inflationsrate von 7,5 % abzieht. Die Fed kurbelt also mit dem niedrigsten Realzins seit dem Zweiten Weltkrieg die angeblich ach so starke US-Wirtschaft an!

Die Aussichten für Gold bleiben hervorragend. Bei einer weiteren Eskalation der Ukraine-Krise und den damit drohenden neuen Börsenturbulenzen sollte der sichere Hafen Gold umso stärker gefragt sein. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.