Während der Höhenflug an den Aktienmärkten und beim Goldpreis anhält, nähern sich auch die US-Präsidentschaftswahl und die Fed-Sitzung.

Nach der Rekordfahrt bei S&P500 und DAX haben Investoren zuletzt ein paar Gewinne mitgenommen. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass viele Investoren verstärkt auf einen Wahlsieg von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl am 5. November setzen.

Viele Experten gehen davon aus, dass Trump nach einem möglichen Wahlsieg mit zahlreichen Maßnahmen zur Deregulierung, massiven Steuersenkungen, zusätzlichen neuen Schulden, sowie mit massiven Strafzöllen, gerade gegen China, aber wohl auch gegen Deutschland, die US-Konjunktur kräftig ankurbeln könnte.

Das würde allerdings die Inflation anheizen, weshalb die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zuletzt nach oben geschossen sind und mit 4,2 Prozent auf dem höchsten Niveau seit 26. Juli, also in der Nähe des Drei-Monats-Hochs liegen. Der kräftige US-Zinsanstieg hat auch den Dollar mit nach oben gezogen, wobei der Greenback zuletzt auch gerade gegenüber dem Euro deutlich zugelegt hat.

Trump dürfte Fed massiv unter Druck setzen

Wie ich oben geschrieben habe, ist der Goldpreis trotz des kräftigen Gegenwinds aus zwei Seiten auf Rekordfahrt. Das ist doch mehr als bemerkenswert, oder?

Ja, das ist es, aber ich würde sagen, es ist keineswegs überraschend. Wieso? Weil die möglichen Maßnahmen von Trump die US-Inflation kräftig anheizen und damit den Dollar noch schneller entwerten würden als ohnehin schon. Ob der Dollar gegenüber anderen Weich-Währungen, wie dem Euro, an Wert verliert, spielt eigentlich keine Rollo.

Der Dollar verliert aber gegenüber Gold, also richtigem Geld, rapide an Wert. Und im Gegenzug steigt der Goldpreis von einem Rekordhoch zum nächsten. So einfach ist die Sache!

Wie ich zahllose Male gesagt und geschrieben habe, dürfte Trump nach seinem möglichen Amtsantritt am 20. Januar 2025 massiven Druck auf die Fed ausüben, damit Fed-Chef Jay Powell trotz der möglichen Beschleunigung der Inflationsraten die Zinsen nicht etwa erhöht, sondern senkt.

Schließlich können bei einem Rekordschuldenberg von horrenden 35,5 Billionen die Zinsen nicht steigen, würden doch die Zinszahlungen der Bundesregierung in Washington nach oben schießen. Schließlich hat die derzeitige Finanzministerin Janet Yellen in den vergangenen Jahren viele kurzfristige Anleihen ausgegeben und so die Schulden finanziert. Bei kräftig steigenden US-Zinsen würde dieser Schuss gewaltig nach hinten losgehen.

Zur Erinnerung: die Schulden der US-Regierung in Washington sind im per September beendeten Fiskaljahr 2023/24 um horrende 2,3 Billionen Dollar nach oben geschossen, das sind fast 200 Milliarden Dollar an neuen Schulden pro Monat – Wahnsinn! Da wird einem schnell klar, woher das Wirtschafswachstum in den USA herrührt.

EZB ist angeblich „datenabhängig“

Genau diese Aussicht – deutlich steigende US-Inflationsraten bei sinkenden US-Zinsen – spiegelt meiner Meinung nach die Rekordfahrt beim Goldpreis wider. Zudem dürfte die EZB auf die Zinssenkungen der Fed ihrerseits mit kräftigen Zinssenkungen reagieren, weshalb der Euro im Rückwärtsgang gegenüber dem Dollar ist.

Nach der EZB-Sitzung vom 17. Oktober hat die EZB zwar betont, dass sie bei möglichen weiteren Zinssenkungen „datenabhängig“ sei. Das bedeutet allerdings nichts anderes, als dass bei einer weiteren Abschwächung wichtiger Konjunkturdaten die EZB bei der nächsten Sitzung am 12. Dezember erneut die Zinsen senken könnte. Ich bin der festen Überzeugung, dass die EZB genau das tun wird.

Zuletzt haben die ersten Analysten schon von Parität gesprochen, dass der Euro also auf einen Dollar je Euro abschmieren könnte. Umso wichtiger werden die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global für die Wirtschaft (Industrie plus Dienstleistungen) Frankreichs, Deutschlands und der Eurozone, die am Donnerstagfrüh, 24. Oktober veröffentlicht werden. Mich würde es nicht überraschen, wenn sie jeweils schwächer wären als erwartet und damit weiter Rezessionssorgen schüren würden.

Je weiter aber die Zinsen in den USA und der Eurozone sinken sollten, umso mehr Auftrieb sollte der Goldpreis haben.

Chinesische Notenbank senkt Zinsen

Und das Allerbeste: In den Zinssenkungswettlauf zwischen Fed und EZB ist zuletzt auch die chinesische Notenbank eingestiegen und hat ihrerseits einige Zinssätze um 25 Basispunkte und damit für die Verhältnisse der chinesischen Notenbank überraschend stark gesenkt, um so die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln. Damit bekommt die Notierung des Edelmetalls auch von dieser Seite aus Rückenwind. Umso mehr sollte zudem die Nachfrage der chinesischen Verbraucher nach Gold steigen.

Ich bin sehr gespannt, wie die US-Wahl am 5. November ausgehen wird, zwei Tage später folgt die Fed-Sitzung. Wenn alles glatt geht, könnte man schon an dem Tag wissen, wer die Präsidentschaftswahl gewonnen hat. Umso gespannter bin ich, ob die Fed dann erneut die Zinsen senken sollte, falls Trump die Wahl gewonnen haben sollte.

Nach der rasanten Rally beim Goldpreis kann es zwar jederzeit zu ein paar Gewinnmitnahmen kommen, gerade wenn die US-Zinsen weiter kräftig steigen und damit den Dollar mit nach oben ziehen sollten.

Der mögliche Kursrückgang bei dem Edelmetall sollte allerdings nur von sehr kurzer Dauer sein, denn die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold sind besser als je zuvor. Umso mehr Sinn macht es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken. So können sie sich gegen die weitere Entwertung der Weich-Währung Euro schützen und Ihre Kaufkraft erhalten.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.