Während die Aktienmärkte nach der Rekordfahrt etwas nachgegeben haben, ist der Höhenflug beim Goldpreis weitergegangen. Umso mehr rücken die nächsten US-Konjunkturdaten in den Fokus.
An den Aktienmärkten in den USA und Deutschland ist es zuletzt zu Gewinnmitnahmen gekommen. Grund sind die kräftig gestiegenen US-Zinsen, die auch den Dollar mit nach oben gezogen haben. Damit hatten die Märkte gleich von zwei Seiten Gegenwind und haben etwas nachgeben.
Umso bemerkenswerter ist es, dass der Goldpreis dennoch auf neue Rekordhochs nach oben geschossen ist und damit seit Jahresanfang um stattliche 10 Prozent zugelegt hat. Dazu gleich mehr.
Was war der Grund für die deutlich gestiegenen Zinsen für 10-jährige US-Anleihen? Zwar waren die US-Inflationsdaten praktisch wie erwartet. So war die sogenannte Kernrate des PCE-Preisindex, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigte PCE-Preisindex, im Februar gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent gestiegen und hat damit die Schätzungen der Volkswirte genau getroffen. Allerdings war der Januar-Wert leicht nach oben korrigiert worden von 2,8 auf 2,9 Prozent.
Die Kernrate steht deswegen im Fokus vieler Investoren, weil sie der bevorzugte Inflationsindikator der Fed ist und nicht etwa die offizielle Inflationsrate, die im Februar überraschend von 3,1 auf 3,2 Prozent gestiegen ist.
Einkaufsmanagerindex schürt Inflationsängste
Für den kräftigen US-Zinsanstieg hatte vielmehr der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie vom Institute for Supply Management (ISM) gesorgt, der am Montag, 1. April veröffentlicht worden ist. Dessen Preiskomponente war im März von 52,5 auf 55,8 Punkte nach oben geschossen und lag damit nicht nur über den Erwartungen von 53,3 Punkten, sondern signalisiert damit auch eine deutliche Beschleunigung des Preisauftriebs – sprich der Inflation – im Industriesektor.
Das hat die Inflationssorgen der Investoren kräftig geschürt, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen an dem Tag um herbe 13 Basispunkte auf 4,33 Prozent nach oben geschossen sind und damit auf dem höchsten Niveau seit Ende November 2023 lagen. Die stark steigenden Zinsen haben den Dollar nach oben getrieben.
Wieso ist der Goldpreis trotzdem auf neue Rekordhochs gestiegen? Weil Israel an dem Tag bei einem Luftangriff auf die iranische Botschaft in Damaskus den Anführer der iranischen Revolutionsgarden getötet hat. Daraufhin hat das geopolitische Risiko weiter zugenommen, woraufhin Investoren in den sicheren Hafen Gold geflüchtet sind.
Obwohl die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zuletzt sogar bis auf 4,37 Prozent geklettert sind, ist der Goldpreis auf neue Rekordhochs nach oben geschossen. Ich finde, das spricht Bände.
Warten auf US-Konjunkturdaten
Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten US-Konjunkturdaten, könnten sie doch für deutliche Ausschläge bei US-Zinsen und Dollar, und damit an den Aktienmärkten und beim Goldpreis sorgen.
Am Mittwoch, 3. April veröffentlicht ADP um 14.15 Uhr den US-Arbeitsmarktbericht. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die US-Privatwirtschaft im März 150.000 Jobs geschaffen haben, nach 140.000 für Februar.
Derartige Zahlen würden signalisieren, dass der Arbeitsmarkt weiter brummt, weshalb viele Investoren zusehends zweifeln, ob die Fed bei der übernächsten Sitzung am 12. Juni den Leitzins von aktuell 5,25 bis 5,50 Prozent tatsächlich senken könnte. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist zuletzt auf nunmehr rund 50 Prozent gesunken.
Am Mittwoch um 16 Uhr folgt dann der Einkaufsmanagerindex von ISM für den US-Dienstleistungssektor. Dabei werden Investoren nicht nur auf die Beschäftigungs-, sondern gerade auch auf die Preiskomponente schauen. Sollte letztere deutlich steigen, würde das einmal mehr Inflationssorgen schüren, was die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen noch weiter nach oben treiben würde.
Im Februar war die Preiskomponente zwar auf 58,6 Punkte eingebrochen, allerdings signalisiert ein derart hoher Wert immer noch einen kräftigen Preisauftrieb im Dienstleistungssektor.
US-Arbeitsmarktbericht im Fokus
Am Freitag, 5. Mai steht dann der offizielle US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf der Agenda der Investoren. Im März sollen 200.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 275.000 für Februar. Trotz des möglichen Rückgangs würden Zahlen um die 200.000 darauf hindeuten, dass der US-Arbeitsmarkt weiter floriert.
Ich habe zwar in den vergangenen Monaten wiederholt gesagt und geschrieben, dass der US-Arbeitsmarkt auch nicht annähernd so stark ist, wie uns viele „Experten“ weismachen wollen. Viele Investoren sind allerdings weiterhin überzeugt, dass der US-Arbeitsmarkt „stark“ ist.
Sollte die Zahl der neu geschaffenen Stellen besser sein als erwartet, dürfte das US-Zinsen und Dollar einmal mehr nach oben treiben. Umso genauer werde ich dann schauen, wie S&P 500, DAX und Gold darauf reagieren werden.
Mich würde es keinesfalls überraschen, wenn der Höhenflug bei der Notierung des Edelmetalls weitergehen würde. Ich hoffe nur, dass das nicht an der Zunahme geopolitischer Spannungen liegt, wie der Lage im Roten Meer, oder im Israel-Krieg.
Denn man kann leider nicht wissen, wieweit die Lage noch eskalieren könnte. Ansonsten freue ich mich als großer Gold-Fan natürlich über jeden weiteren Anstieg des Edelmetalls.
Glänzende Aussichten
Dass der Goldpreis trotz der kräftig steigenden US-Zinsen und des steigenden Dollar auf Rekordhochs geklettert ist, betrachte ich als sehr gutes Zeichen.
Die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall sind weiterhin hervorragend. Denn ich bin der Überzeugung, dass die USA unter dem nächsten US-Präsidenten, sei es Joe Biden, oder Donald Trump, noch mehr neue Schulden machen dürfte als ohnehin schon.
Umso mehr sollte die Fiat-Währung Dollar durch die zunehmende Dollar-Schwemme gegenüber Gold abwerten – sprich weil der Dollar immer weniger wert wird, muss man für die gleiche Unze Gold umso mehr Dollar auf den Tisch legen, also steigt der Goldpreis.
Und umso mehr Sinn macht es daher, die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.