Nachdem der DAX wegen des Israel-Kriegs anfangs kurz unter Druck war, haben der Index und der US-Aktienmarkt anschließend einen umso deutlicheren Sprung nach oben gemacht. Zudem hat der Goldpreis zugelegt. Umso wichtiger werden die US-Inflationsdaten am Donnerstag.
Die Stimmung bei vielen Aktionären hat sich in den vergangenen Tagen erheblich verbessert. Grund war, dass sich S&P 500, Nasdaq und DAX kräftig erholt haben, zuerst nach dem US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag, 6. Oktober und anschließend nach dem Start des Israel-Kriegs.
Dabei waren im September in den USA mit 336.000 rund doppelt so viel Jobs neu geschaffen worden als Volkswirte vorhergesagt hatten (160.000 Jobs). Zudem sind die Zahlen für Juli und August um insgesamt 119.000 nach oben korrigiert worden. Diese Daten signalisieren, dass der US-Arbeitsmarkt brummt.
Wenn man sich allerdings andere Zahlen des US-Arbeitsmarktberichts anschaut, wie zu der Zahl der Vollzeit- und Teilzeitjobs, komme ich auf den Gedanken, dass der Arbeitsmarkt viel, viel schwächer ist als er auf den ersten Blick aussieht. Dennoch waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen nach der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts nach einer kurzen Berg- und Talfahrt deutlich gestiegen.
Das hat Investoren aber überhaupt nicht gestört, sie haben trotz der steigenden US-Zinsen vielmehr kräftig bei Aktien zugegriffen, woraufhin die Indizes diesseits und jenseits des Atlantiks nach oben geschossen sind.
Trotz der gestiegenen US-Zinsen hat allerdings der Dollar etwas nachgegeben, beispielsweise gegenüber dem Euro. Das hat den Goldpreis gestützt, woraufhin er sich etwas erholt hat.
Einbruch der US-Zinsen treibt Aktienmärkte nach oben
Der Beginn des Israel-Krieges am Samstagfrüh, 7. Oktober hat den DAX zum Handelsstart am Montag, 9. Oktober nur kurz belastet. Dabei war der Ölpreis nach oben geschossen, was die Weltwirtschaft belastet.
Allerdings waren Investoren in den sicheren Hafen US-Anleihen geflüchtet, woraufhin die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen eingebrochen waren. Das hat die Aktienmärkte gestützt.
Für zusätzlichen Abwärtsdruck auf die US-Zinsen haben die Aussagen etlicher Fed-Mitglieder gesorgt. Sie haben unisono betont, dass durch den starken Anstieg der Zinsen für langlaufende US-Anleihen die Finanzbedingungen deutlich verschärft worden sein, was die US-Wirtschaft deutlich bremse, weshalb der Bedarf für eine mögliche weitere Erhöhung der Leitzinsen geringer geworden sei.
Das war ein ganz anderer Ton, als viele Fed-Mitglieder zuvor angeschlagen hatten, weshalb die plötzliche Änderung für Begeisterung bei Investoren gesorgt hat. Sie haben nun plötzlich darauf gesetzt, dass die Fed – entgegen ihren bisherigen Ankündigungen – bis zum Jahresende die Leitzinsen nicht mehr anheben, sondern auf dem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen könnte.
Zudem haben Investoren begonnen zu wetten, dass die Fed möglicherweise schon im Juni 2024 mit der ersten Zinssenkung beginnen könnte. In dem Umfeld sind S&P 500, Nasdaq und DAX nach oben geschossen.
Also immer das gleiche Spiel an der Börse: Investoren wetten auf mögliche Zinssenkungen, woraufhin die Aktienmärkte nach oben schießen! Dass die möglichen Zinssenkungen aber auf eine schwache Konjunktur hindeuten, das spielt für viele Investoren absolut keine Rolle.
Wegen des Kurssprungs an den Börsen war der Dollar – trotz des Israel-Kriegs! – als sicherer Hafen nicht gefragt, weshalb der Greenback nachgegeben hat. Im Gegenzug hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind und ist nach oben geschossen. Mit rund 1.865 Dollar notiert das Edelmetall in der Nähe des Zwei-Wochen-Hochs.
Warten auf US-Inflationsdaten
Umso wichtiger wird in den nächsten Tagen die Entwicklung der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen und des Dollar sein, und damit die nächsten US-Konjunkturdaten. Am heutigen Mittwoch werden um 14.30 Uhr die US-Produzentenpreise veröffentlicht, um 20 Uhr folgt das Fed-Protokoll.
Sollten die Produzentenpreise besser ausfallen als erwartet, könnten US-Zinsen und Dollar etwas weiter sinken, was die Aktienmärkte und den Goldpreis weiter beflügeln würde. Von dem Fed-Protokoll dürfte kein Störfeuer für die Aktienmärkte ausgehen, schließlich fand die Fed-Sitzung bereits am 20. September statt und damit deutlich vor dem Start des Israel-Krieges.
Umso gespannter werden Investoren auf die US-Inflationsdaten schauen, die am Donnerstag um 14.30 Uhr bekanntgegeben werden. Demnach soll die Inflationsrate für September leicht gesunken sein auf 3,6 Prozent, nach 3,7 Prozent für August.
Zudem soll die sogenannte Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, im September etwas zurückgegangen sein auf 4,1 Prozent, nach 4,3 Prozent für August. Sollten die Inflationsdaten besser ausfallen als erwartet, gerade bei der Kernrate, sollte das die US-Zinsen weiter nach unten drücken, was die Aktienmärkte und den Goldpreis stützen würde, zumal wenn gleichzeitig der Dollar nachgeben würde.
Gold bleibt aussichtsreich
Die kurzfristigen Aussichten für den Goldpreis haben sich deutlich aufgehellt. Wenn Investoren weiter spekulieren sollten, dass die Fed in diesem Zinszyklus den Leitzins nicht mehr anheben, sondern vielmehr bereits Mitte 2024 mit Zinssenkungen beginnen könnte, würde das für einen deutlichen Rückgang der Zinsen für 10-jährige US-Anleihen sorgen, woraufhin gleichzeitig der Dollar noch etwas nachgegeben könnte. In dem Szenario sollte die Erholung des Goldpreises weitergehen.
Die langfristigen Aussichten für das Edelmetall sind weiterhin glänzend. Zuletzt sind die Schulden der US-Regierung in Washington auf den Rekord von 33,5 Billionen Dollar gestiegen. Seit dem 14. September, also innerhalb von weniger als einem Monat, sind die Schulden damit um herbe 500 Mrd. Dollar nach oben geschossen – Wahnsinn!
Das Letzte, was die USA in einem Umfeld stark steigender Staatschulden gebrauchen kann, sind hohe Zinsen wie derzeit. Im zweiten Quartal sind die Zinszahlungen der US-Regierung auf den Rekord von 909,6 Mrd. Dollar gestiegen.
Wenn sich nicht schnell etwas ändert, werden die Zinszahlungen innerhalb weniger Jahre die Ausgaben des Verteidigungshaushaltes übersteigen! Er soll im Fiskaljahr 2023/24, das im September endet, bei 831,8 Mrd. Dollar liegen – vorausgesetzt Demokraten und Republikaner können sich im Kongress auf eine Verabschiedung eines Staatshaushalts einigen.
Je höher der Schuldenberg der USA, der Eurozone und vieler anderer Länder sind, umso niedriger müssen aber die Zinsen zwangsläufig langfristig sein, um einen Kollaps des gigantischen Schuldenhauses zu verhindern. Und umso aussichtsreicher ist damit Gold auf mittlere und lange Sicht.
Umso mehr Sinn macht es, die meiner Meinung nach aktuell günstigen Preise zu nutzen, um die Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.