Der Tag der Abrechnung im US-Schuldenstreit rückt rapide näher. Zudem gibt es noch ein weiteres „kleines“ Problem in den USA.

Mancher Anleger mag es langweilig finden, dass S&P 500 und DAX seit einigen Wochen seitwärts laufen. Ich hingegen finde es mehr als bemerkenswert, dass sich die Indizes trotz zahlreicher Risiken und Belastungsfaktoren in so luftigen Höhen halten.

Hingegen hat der Goldpreis zuletzt etwas nachgegeben. Für Gegenwind hat der Anstieg der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen ebenso wie der des Dollar gesorgt. Der kleine Kursrückgang bei der Notierung des Edelmetalls sollte allerdings nur von sehr kurzer Dauer sein.

Das kurzfristig akuteste Risiko für die Aktienmärkte ist der anhaltende Schuldenstreit in den USA, bei dem sich bislang absolut keine Lösung um eine dringend notwendige Erhöhung der Schuldenobergrenze abzeichnet. Laut Medienberichten hat US-Präsident Joe Biden seinen geplanten Australienbesuch abgesagt, um am kommenden Sonntag, 21. Mai von seinem Asien-Trip heimzureisen, um anschließend über das Schuldenlimit zu verhandeln. Das signalisiert, dass es in den nächsten Tagen keine Einigung geben dürfte.

Finanzministerin Janet Yellen hat wiederholt betont, dass der Regierung Anfang Juni das Geld ausgehen dürfte, möglicherweise bereits am 1. Juni. Umso gespannter schauen Investoren auf die Zahlen zum aktuellen Kassenbestand, den das Ministerium alltäglich veröffentlicht. Am Montag, 15. Mai war der Stand auf nur noch 87,4 Mrd. Dollar eingebrochen.

Viele Investoren hoffen immer noch, dass sich die von Biden geführten Demokraten in allerletzter Minute auf einen Deal mit den Republikanern einigen werden, um einen US-Zahlungsausfall zu verhindern. Denn sollte es zu einem Ausfall kommen, hätte das nicht nur katastrophale Folgen für die US-Wirtschaft, sondern für die Weltwirtschaft insgesamt.

US-Bankenkrise verschärft sich

Zudem gibt es in den USA noch ein weiteres, „kleines“ Problem – die Bankenkrise, und da ist ebenfalls keine Lösung in Sicht. So sinken die Bankeinlagen bei den Instituten von Woche zu Woche immer weiter, womit der Sektor zusehends unter Druck kommt. Daher ist der KBW Regional Banking Index, der die Kursentwicklung der Aktien der kleinen und mittleren Institute wiederspiegelt, ebenso wie der KBW Nasdaq Bank Index, der von den großen dominiert wird, in die Nähe des 28-Monats-Tiefs abgerutscht.

An jedem Tag, an dem die Regierung und die Einlagensicherung FDIC die Einlagen bei sämtlichen Banken nicht garantieren – aktuell liegt die Garantie bei 250.000 Dollar pro Kopf und Bank – brennt die Hütte bei den Banken immer mehr. Und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die nächste Regionalbank vor dem Aus steht, und auf Druck der FDIC an ein großes Institut verkauft wird.

Aber selbst die schwerste Bankenkrise aller Zeiten in den USA sorgt für keine Börsenturbulenzen – Wahnsinn! Das kann meiner Meinung nach nur daran liegen, dass viele Investoren darauf spekulieren, dass die Fed im Zweifelsfalle die Zinsen drastisch senken und eine neue QE-Gelddruckrunde auflegen könnte, womit alle Probleme in dem Sektor „gelöst“ wären. Welche Folge eine neue QE-Gelddruckrunde für den Goldpreis hätte, kann sich jeder selbst ausmalen.

Dass aber in dem aktuellen Umfeld die US-Konjunktur geradezu von der Klippe herunterfällt, und etliche Konjunkturdaten einbrechen, weil sich die Banken bei der Kreditvergabe zurückhalten, sollte niemanden überraschen. Das spiegelt beispielsweise der sogenannte Empire State Manufacturing Index wieder, also der Einkaufsmanagerindex der Fed von New York für die dortige Industrie, der am vergangenen Montag, 15. Mai veröffentlicht worden ist.

Der Index ist im Mai von 10,8 Punkte auf minus 31,8 Punkte kollabiert. Das ist ein völliger Kollaps, wohingegen die allzeit optimistischen Volkswirte einen Rückgang auf „nur“ minus 2,0 Punkte vorhergesagt hatten. Ich gehe davon aus, dass viele andere US-Konjunkturdaten in den nächsten Monaten ebenfalls kollabieren werden – ich denke, das ist keinesfalls eine Übertreibung.

Und dennoch herrscht eitel Sonnenschein an den Börsen in den USA und Deutschland. Die einzige Erklärung, die ich dafür finden kann, ist die mögliche Wette der Investoren auf eine neue, massive QE-Gelddruckrunde der Fed. Ansonsten müssten in dem Umfeld sowohl S&P 500, Nasdaq Composite und DAX einbrechen. Das haben die Indizes bislang aber nicht getan.

Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass es noch dazu kommen könnte. Allerdings kann jederzeit etwas Überraschendes passieren, woraufhin die Indizes trotz der zahlreichen Risiken und Belastungsfaktoren aus dem Seitwärtstrend der vergangenen Wochen nach oben ausbrechen könnten. Wahnsinn!

US-Konjunkturdaten im Blick

Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten US-Konjunkturdaten. So werden am Donnerstag, 18. Mai um 16 Uhr die Zahlen zu den US-Verkäufen bestehender Häuser gemeldet. Sie werden zeigen, ob und wie sehr die stark gestiegenen Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt belasten.

Ebenfalls um 16 Uhr werden die Frühindikatoren des Conference Boards veröffentlicht. Deren Einbruch in den vergangenen Monaten bestärkt mit in meiner Einschätzung, dass die US-Wirtschaft rapide auf eine Rezession zusteuern sollte, wenn die Wirtschaft nicht bereits darin sein sollte. Und meiner Meinung nach sollte der Einbruch bei den Frühindikatoren in den nächsten Monaten weitergehen.

Und damit zurück zum Schuldenstreit in den USA. Ich sehe keinen Ausweg aus der Schuldenmisere, sowohl in den USA, als auch in der Euro-Zone und vielen anderen Ländern der Welt. Die „Lösung“ werden immer noch viel mehr Schulden sein, womit die Inflation zwangsläufig weiter angeheizt wird, weil die Geldmenge weiterhin deutlich stärker wachsen dürfte als die produzierte Menge an Gütern und Dienstleistungen.

Umso wichtiger ist es, sich gegen den anhaltenden Kaufkraftverlust mit physischem Gold zu schützen. Daher ist jeder Tag ein guter Tag, um die eigenen Goldbestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.