Die Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung in China und eine Lösung des Handelskriegs haben S&P500 und DAX deutlich beflügelt. Dennoch sprechen einige Gründe dafür, dass die Kursdelle beim Goldpreis nur von kurzer Dauer sein dürfte.

Party-Stimmung bei Besitzern von Aktien aus S&P500 und DAX, während der Goldpreis knapp unterhalb der Marke von 1.300 Dollar je Unze notiert: Für deutlichen Rückenwind bei den Aktienindizes hat zuletzt ein Bericht der Financial Times (FT) gesorgt, demnach hätten die USA und China die meisten Probleme in den Verhandlungen zur Lösung des Handelskriegs aus dem Weg geräumt.

Dabei schreibt der Bericht ganz klar, dass es weder eine Einigung darüber gäbe, ob US-Präsident Donald Trump die Strafzölle auf chinesische Produkte abschaffen werde, noch mit welchen Maßnahmen sichergestellt werde, dass sich China auch an die Vereinbarungen des möglichen Deals halten werde.

Im Endeffekt gibt es also kaum bedeutende Fortschritte. Dennoch notiert der S&P500 nur noch zwei Prozent unter dem Rekordhoch. Der DAX ist zuletzt noch stärker nach oben geschossen als der S&P500, würde doch eine Lösung des Handelskriegs bedeuten, dass sich die chinesische Wirtschaft belebt, was wiederum das schwächelnde Wachstum der Weltwirtschaft ankurbeln würde.

Davon würde der DAX mit seinen zahlreichen Zyklikern, also Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren, mehr profitieren als fast jeder andere Index der Welt. Allerdings notiert der DAX noch um rund zwölf Prozent unter dem Rekordhoch von Ende Januar 2018.

Hoffnung auf Konjunkturbelebung in China beflügelt den DAX

Vor dem Bericht der FT hatten ein paar Konjunkturdaten aus China und den USA die Aktienmärkte beflügelt. So war der Einkaufsmanagerindex für die Industrie Chinas, den die englische Researchfirma IHS Markit veröffentlicht, im März überraschend von 49,9 Punkte auf 50,8 Punkte gestiegen. Werte oberhalb der 50er-Marke deuten auf ein Wachstum des Sektors hin, der für die dortige Wirtschaft sehr wichtig ist.

Gleichzeitig war der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie von 54,2 auf 55,3 Punkte geklettert und zeigt damit an, dass es in der Branche brummt. Das hat bei Investoren die Hoffnung geschürt, dass die US-Wirtschaft, die mit weitem Abstand größte Volkswirtschaft der Welt, in den nächsten Quartalen möglicherweise doch nicht in eine Rezession abrutschen werde.

Trotz der Rallye bei S&P500 und DAX hält sich der Goldpreis bemerkenswert gut. Zwar könnte es zu einer Einigung im Handelskrieg kommen, das dürfte allerdings vor allem daran liegen, dass Trump dafür sorgen möchte, dass der Höhenflug des S&P500 weitergeht, weil Trump vor allem daran den Erfolg seiner Politik misst.

Dabei liegt der Kursschub der vergangenen Monate nicht an Trump, sondern hauptsächlich an der 180-Grad-Kehrtwende der Fed, die plötzlich von Zinserhöhungen nichts mehr wissen will und gleichzeitig die Verkäufe von Staatsanleihen ab Mai halbieren wird. Vielmehr sollen ab Oktober alte auslaufende Hypothekenanleihen aus dem Besitz der Fed in Staatsanleihen reinvestiert werden, um so die Zinsen zu drücken und die Wirtschaft anzukurbeln.

Dreht der Dollar nach unten?

Das und eine Einigung im Handelskrieg könnten allerdings zu einer Kehrtwende des Dollar nach unten führen, was den Goldpreis beflügeln dürfte. Im vergangenen Jahr waren Investoren wegen des Handelskriegs in den Dollar geflüchtet, in der Erwartung, dass die US-Wirtschaft den Handelskrieg besser überstehen werde als exportabhängige Volkswirtschaften wie China, Deutschland, Japan oder Südkorea. Bei einer Einigung im Handelskrieg dürfte sich dieser Trade umkehren.

Bei einer Einigung im Handelskrieg könnte sich die schwächelnde Wirtschaft der Eurozone erholen, womit eine Rezession eventuell verhindert werden könnte, was den Euro gegenüber dem Dollar stützen würde. Der Euro war zuletzt wegen der zunehmenden Sorge vor einem Konjunkturabschwung auf das niedrigste Niveau seit Juni 2017 gesunken.

Zwei Risiken bleiben

Trotz der Euphorie vieler Investoren könnte die erhoffte Konjunkturbelebung in China allerdings ausbleiben, während die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen könnte. Diese zwei Faktoren behalte ich immer im Hinterkopf. In den vergangenen Jahren gab es wiederholt einige Monate, in denen der Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie gestiegen ist. Anschließend ist er aber wieder nach unten gedreht, während sich das Wirtschaftswachstum immer weiter abgeschwächt hat.

Gleichzeitig befürchte ich weiterhin, dass die US-Wirtschaft im Sommer in eine Rezession abrutschen könnte. Zwar haben sich die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuletzt etwas erholt und zeigen damit die Hoffnung auf eine leichte Konjunkturbelebung an. Das dürfte allerdings einmal mehr nur ein Strohfeuer sein, weil sich viele US-Unternehmen wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit weiterhin mit Investitionen zurückhalten, wie die jüngsten Daten einmal mehr gezeigt haben.

Kudlow fordert Zinssenkungen

In dem Umfeld dürfte die Fed die Zinsen kräftig senken, was für Abwärtsdruck auf den Dollar sorgen würde. Zuletzt hat Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow gefordert, dass die Fed die Zinsen möglichst bald um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) senken soll. Auf der einen Seite betont Kudlow immer, wie stark die US-Wirtschaft sei, auf der anderen Seite hat er zuletzt ganz offen Zinssenkungen gefordert.

Wie passen diese zwei Aussagen denn zusammen? Überhaupt nicht. Nur die letzte macht Sinn, weil sie widerspiegelt, dass die Wirtschaft auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte. Je länger sich eine Einigung im Handelskrieg verzögert, umso schneller dürfte die Rezession näherkommen. Wenn die Konjunkturängste der Investoren zurückkehren sollten, könnte das den S&P500 belasten, während der sichere Hafen Gold gefragt sein sollte.

Trotz des Höhenflugs am Aktienmarkt sollten Anleger weiterhin 10 bis 20 Prozent ihres Finanzvermögens in Gold halten. Während viele Investoren nach den jüngsten Meldungen geradezu euphorisch sind, könnte es schlussendlich am Aktienmarkt ganz anders kommen als viele Anleger erwarten. Daher macht es großen Sinn, den kleinen Kursrückgang bei Gold zu nutzen, um die Bestände weiter aufzustocken. Dann können Sie entspannt den Dingen entgegensehen, die kommen mögen.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.