Viele Investoren waren davon ausgegangen, dass es schon bald eine Einigung im Handelskrieg zwischen den USA und China geben könnte. Nun hat US-Präsident Donald Trump allerdings für Turbulenzen gesorgt. Je nach der weiteren Entwicklung im Handelskrieg könnte das die Fed auf den Plan rufen, was den Goldpreis beflügeln sollte.

US-Präsident Donald Trump hat viele Anleger völlig auf dem falschen Fuß erwischt. Am vergangenen Sonntag hat Trump überraschend angekündigt, dass am kommenden Freitag die US-Strafzölle für chinesische Güter im Wert von umgerechnet 200 Mrd. Dollar von 10 Prozent auf 25 Prozent nach oben schießen werden. Gleichzeitig sollen schon „bald“ ebenso hohe Strafzölle auf chinesische Güter im Volumen von 325 Mrd. Dollar eingeführt werden.

Damit würden praktisch sämtliche Exporte Chinas in die USA mit hohen Strafzöllen belegt werden, wodurch die Güter deutlich teurer werden, woraufhin sich die Nachfrage kräftig verringern sollte. Das würde die chinesische Wirtschaft und damit die Weltwirtschaft merklich belasten, weshalb es zwischenzeitlich zu einem Kursrückgang beim S&P500 und beim DAX mit seinen vielen exportabhängigen Werten gekommen war, ehe die Indizes einen Teil der Verluste wieder aufgeholt haben.

In dem Umfeld ist der Goldpreis nur leicht gestiegen, damit notiert er mit Kursen von rund 1.280 Dollar je Unze auf dem Stand von Ende Dezember. Für die schnelle Beruhigung der Lage am weltweiten Aktienmarkt hat gesorgt, dass eine chinesische Delegation trotz Trumps Ankündigung nach Washington reisen wird und am Donnerstag und Freitag mit den US-Unterhändlern verhandeln wird.

Viele Investoren gehen davon aus, dass Trumps Ankündigung nur eine Taktik ist, um den Druck auf China kurzfristig zu erhöhen und es schlussendlich doch zu einer Einigung mit China kommen wird. Zahlreiche Anleger sind der Überzeugung, dass Trump eigentlich unter allen Umständen einen Deal mit China abschließen will, um den S&P500 auf neue Rekordhochs zu treiben. Das ist für Trump das Wichtigste, denn hauptsächlich daran misst der US-Präsident den Erfolg seiner Politik.

Trump fordert Rückkehr zu QE-Gelddrucken

Was könnte allerdings passieren, falls Trump die Gespräche mit China tatsächlich platzen lässt und es zu keinem Deal kommt? Das würde nicht nur die chinesische, sondern auch die US-Wirtschaft erheblich belasten, weil viele chinesische Produkte in den USA plötzlich deutlich teurer werden würden, was auf die Nachfrage der Unternehmen und der Verbraucher drücken würde. Zumal viele US-Unternehmen die Gelegenheit am Schopf packen würden, um selbst die Preise zu erhöhen. Aus welchem Grund sonst hat Trump zuletzt Fed-Chef Jay Powell aufgefordert, die Leitzinsen um herbe 100 Basispunkte (1,0 Prozentpunkte) zu senken und zum QE-Gelddrucken zurückzukehren?

Wenn die Wirtschaft so boomen würde, wie Trump es regelmäßig behauptet, dann bräuchte man doch keine Zinssenkungen und schon keine derart starken, oder? Allerdings sind die Berichte über einen „Boom“ der US-Wirtschaft „Fake News“, also eine reine Erfindung, wie ich oft aufgezeigt habe. Das zeigt eine Reihe von US-Konjunkturdaten unmissverständlich, weshalb eine Eskalation des Handelskriegs zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt käme.

So waren die Verkäufe bestehender Häuser im März um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das war der 13. Monat in Folge mit einem Rückgang. Wie passen diese Zahlen vom für die US-Konjunktur so wichtigen Häusermarkt zu einer angeblich boomenden Wirtschaft? Überhaupt nicht.

Viele US-Daten erinnern stark an das Krisenjahr 2008

Zuletzt hat zudem der Automarkt begonnen zu schwächeln. So waren die Verkäufe von PKWs, SUVs und Pick-Ups im April um 6,1 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen, auf eine auf‘s Jahr hochgerechnete Rate von 16,4 Mio. Einheiten – das ist das niedrigste Niveau seit Oktober 2014. Offensichtlich können sich viele Amerikaner die immer teureren Autos kaum mehr leisten.

Diese Entwicklungen erinnern mich stark an die Jahre 2007/2008, als die damalige Schuldenkrise heraufgezogen war. Zuerst hatte der Immobilienmarkt die in den Vorjahren gestiegenen Zinsen zu spüren bekommen und war eingebrochen, anschließend ist ihm der Automarkt in die Krise nachgefolgt.

Ähnlich wie damals läuft die Entwicklung auch diesmal ab. Das spiegeln die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen wider. Sie sind zuletzt auf knapp unter 2,5 Prozent abgerutscht und nähern sich damit rapide dem niedrigsten Niveau seit Dezember 2017. In diesem Umfeld werden Investoren die US-Zinsstrukturkurve genau im Auge haben. So ist der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Staatsanleihen gegenüber dreimonatigen auf nur mehr sieben Basispunkte gesunken, damit liegt er in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit Mitte 2007 und nur noch minimal über der Nulllinie.

Ich gehe davon aus, dass der Aufschlag in den nächsten Wochen deutlich kleiner werden wird und schließlich unter die Nulllinie rutschen wird, die Zinsstrukturkurve also invers werden wird. Das wäre ein hervorragendes Signal für eine Rezession, was für eine Rückkehr der Turbulenzen am Aktienmarkt sorgen würde. In dem Umfeld könnte Gold plötzlich bei Investoren als sicherer Hafen wieder gefragt sein. Indem man von den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen jene für dreimonatige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente der US-Wirtschaft übrig.

Fed kommt unter Zugzwang

Wie könnte die Fed beim Heraufziehen einer Rezession reagieren, zumal Powell von Trump immer mehr unter Druck gesetzt wird? Die Fed dürfte meiner Meinung nach im Herbst mit kräftigen Zinssenkungen beginnen und anschließend sehr schnell zum QE-Gelddrucken zurückkehren. In dem Umfeld könnte der Dollar gegenüber vielen Währungen deutlich nach unten drehen, was dem Goldpreis zusätzlichen Rückenwind geben sollte.

Sie sollen sich von dem Kursrückgang der vergangenen Monate bei Gold nicht verunsichern lassen. Die mittel- und langfristigen Perspektiven für das Edelmetall sind besser als je zuvor. Trump macht bereits in wirtschaftlich guten Zeiten neue Staatsschulden von horrenden 1,5 Billionen Dollar pro Jahr.

In Krisenzeiten wird die Neuverschuldung geradezu explodieren, weshalb die Fed die Notenpresse auf Volltouren laufen lassen muss, um die Anleihen zu kaufen und einen Zinsanstieg zu verhindern. Vor dem Hintergrund ist der weiterhin sehr niedrige Goldpreis – auf Euro-Basis kostet das Edelmetall so wenig wie im August 2011 – eine hervorragende Gelegenheit, um die eigenen Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.