Die Folgen der Corona-Pandemie dürften viel dramatischer sein, als viele Experten derzeit prognostizieren. Dennoch kann scheinbar nichts die Rekordfahrt am weltweiten Aktienmarkt aufhalten. Umso mehr wird er von den Liquiditätsspritzen der weltweiten Notenbanken abhängig. Umso wichtiger ist es daher physisches Gold zu besitzen.

Der Wahnsinn am weltweiten Aktienmarkt geht weiter: Trotz der Corona-Pandemie ist der S& P500 auf neue Rekordhochs geklettert, der DAX notiert nur knapp unter seinem jüngsten Spitzenwert. Für Zuversicht bei Investoren hat gesorgt, dass China die Pandemie schnell in den Griff bekommen könnte.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hätten Forscher der Universität Zhejiang ein wirksames Medikament zur Behandlung des Coronavirus gefunden. Allerdings gehen Experten davon aus, dass es Monate oder gar Jahre dauern könnte, bis das Präparat die klinischen Tests durchlaufen werde und auf den Markt komme.

Hingegen hat die Weltgesundheitsorganisation WHO betont, dass es kein effektives Präparat gegen das Virus geben würde. Das hat die Algorithmen, also den Computerhandel, aber keineswegs gestört – sie haben einfach kräftig Aktien gekauft und so S&P 500 und DAX nach oben getrieben – welcher Irrwitz!

Umso bemerkenswerter ist es, dass sich der Goldpreis hervorragend gehalten hat und nur zwei Prozent unter den Mehr-Jahres-Hochs notiert. Offenbar ist der sichere Hafen weiterhin sehr gefragt. Der Trend dürfte sich in den nächsten Monaten verstärken.

Chinesische Wirtschaft hat enormen Gegenwind

Viele Experten gehen davon aus, dass im laufenden Quartal das Wirtschaftswachstum Chinas bis auf 3 Prozent einbrechen könnte, gegenüber 6,0 Prozent im vierten Quartal 2019, es sich aber anschließend kräftig erholen werde. Ich bezweifle allerdings, dass die Wirtschaft überhaupt wachsen wird, vielmehr dürfte sie schrumpfen.

Viele chinesische Städte sind Geisterstädte. Das öffentliche Leben ist völlig zusammengebrochen. Es fahren keine Busse oder U-Bahnen, niemand ist auf der Straße und kaum jemand geht zur Arbeit – außer jene, die Krankenhäuser bauen.

Wie soll in dem Umfeld die Wirtschaft wachsen, wenn zahlreiche Unternehmen seit etlichen Wochen die Arbeit eingestellt haben und es noch nicht absehbar ist, wann sie wieder aufgenommen wird? Wenn eine Fabrik eine Woche eines Quartals (13 Wochen) stillsteht, bedeutet das einen Produktionsrückgang um 7,7 Prozent.

Laut Medienberichten ist die Ölnachfrage Chinas zuletzt um 20 Prozent eingebrochen. Das spiegelt meiner Meinung nach die Lage der Wirtschaft unmissverständlich wider.

Zuletzt hat der Auftragsfertiger Hon Hai Precision Industry, kurz Foxconn, der den Großteil von Apples iPhones herstellt, wegen des Coronavirus die Prognose für das Umsatzwachstum für das laufende Jahr von 3 bis 5 Prozent auf 1 bis 3 Prozent halbiert. Angeblich soll die Produktion im Werk Zhengzhou am 10. Februar starten. Wie werden die Arbeiter zum Arbeitsplatz kommen und wie wird sichergestellt, dass sie sich nicht infizieren?

Zudem hat der Autohersteller Fiat Chrysler gewarnt, dass er die Produktion in einem seiner Werke in Europa einstellen müsste, falls es zu Lieferschwierigkeiten aus China kommen solle und die Probleme nicht innerhalb weniger Wochen gelöst werden sollten. Die Wettbewerber Toyota, Volvo oder PSA haben vor ähnlichen Risiken gewarnt.

Notenbanken treiben Aktienmärkte in die Stratosphäre

Angesichts dieser enormen Risiken bleiben die weltweiten Notenbanken der einzige Antriebsmotor für den Aktienmarkt. So hatte die chinesische Notenbank am vergangenen Dienstag, 4. Februar 2020, angekündigt, dass sie an dem Tag netto 400 Mrd. Renminbi (57,1 Mrd. Dollar) Liquidität in die Märkte gepumpt hätte, woraufhin sich die Stimmung erheblich verbessert hatte und der dortige Aktienmarkt und der DAX kräftig nach oben gedreht sind. Das entspricht fast den monatlichen Anleihekäufen der Fed von 60 Mrd. Dollar.

Der Nettowert wird errechnet, indem man von der Liquiditätsspritze den Wert an auslaufenden Geschäften, wie Repo-Geschäfte, abzieht. Bei einem Repo-Geschäft (Repurchase Agreement) verkaufen die Banken Anleihen, vor allem Staatsanleihen, in diesem Fall an die Fed, mit der gleichzeitigen Vereinbarung, die Papiere zu einem späteren Termin zu einem festgesetzten Preis zurückzukaufen. Aus ökonomischer Sicht handelt es sich praktisch um einen Kredit, der mit Wertpapieren besichert wird.

Offenbar setzen Investoren darauf, dass die Notenbanken die Aktienmärkte oben halten können oder sogar noch weiter nach oben treiben können, völlig unabhängig davon, wie es der chinesischen Wirtschaft und damit der US- und der Weltwirtschaft ergeht. Am gleichen Tag hat die Fed 94,5 Mrd. Dollar in die Märkte gepumpt, was die Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks zusätzlich beflügelt hat.

Gigantische Blase am weltweiten Aktienmarkt

Die Folge: Die Blase am US-Aktienmarkt ist größer als jemals zuvor. So ist der Börsenwert sämtlicher US-Aktien zuletzt auf horrende 154,6 Prozent der jährlichen Leistung der US-Wirtschaft gestiegen. Der Indikator ist der von der Investmentlegende Warren Buffett bevorzugte Indikator zur Bewertung von US-Aktien.

Damit entfernt sich der US-Aktienmarkt immer weiter von den zunehmend schlechter werdenden Fundamentaldaten. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach dem zwischenzeitlichen Anstieg zuletzt auf rund 1,6 Prozent gesunken und notieren damit lediglich rund 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) über dem Rekordtief vom Juli 2016.

Damit schätzt der Anleihenmarkt die langfristigen Perspektiven der US-Wirtschaft als so schlecht ein wie selten zuvor. Ich erwarte weiterhin, dass die Zinsen innerhalb weniger Monate unter die 2016er-Rekordtiefs sinken sollten, womit auch dem letzten Investor klar werden sollte, wie schlecht es um die US-Wirtschaft nach der gigantischen Schuldensause der vergangenen Jahre tatsächlich steht.

Die Blase am US-Aktienmarkt führt unweigerlich auch zu einer enormen Blase beim DAX, weil er im Fahrwasser des S&P 500 mit nach oben steigt. Dabei sind die Aussichten vieler DAX-Werte ziemlich trüb, wie die Talfahrt der Papiere beispielsweise von Daimler und BASF unmissverständlich zeigt.

Fed muss Aktienblase am Leben halten

Die Fed kann allerdings nicht zulassen, dass es zu einer US-Rezession kommt und damit die gigantische Blase am Aktienmarkt platzt. Wieso? Die Amerikaner besitzen für rund 31 Billionen Dollar Aktien. Ein Kursrückgang um lediglich 10 Prozent bedeutet, dass ein Vermögen von horrenden 3,1 Billionen Dollar vernichtet wird – das sind herbe 14,3 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung!

Ein nachhaltiger Vermögensverlust in der Größenordnung würde unweigerlich die Konsumfreude der Amerikaner erheblich belasten, woraufhin die Wirtschaft schnell in eine Rezession abrutschen würde. Die „Lösung“ der Fed: Sie muss die Liquiditätsschwemme aufrecht halten und dürfte meiner Meinung nach bei einer heraufziehenden Rezession die Geldpressen noch viel schneller laufen lassen. Umso mehr Rückenwind sollte der Goldpreis bekommen. Je weiter die US-Zinsen sinken, umso mehr sollte das den Goldpreis beflügeln.

Gold schützt gegen Talfahrt des Euro

Wie schwer die Krise und die Schwäche der Weltwirtschaft gerade die exportabhängige deutsche Wirtschaft trifft, zeigen die jüngsten Daten unmissverständlich. So ist die Industrieproduktion im Dezember um 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen – der größte Rückgang seit 2009! – das war wohlgemerkt, bevor die Corona-Pandemie hochgekocht ist.

Die Talfahrt der Industrie dürfte sich daher in den nächsten Monaten beschleunigen, zumal die Auftragseingänge des Sektors im gleichen Monat um 8,7 Prozent kollabiert sind. Die anhaltend schlechten Daten aus Deutschland und der Euro-Zone belasten den Euro, weshalb er zuletzt auf unter 1,10 Dollar je Euro gesunken ist und sich die Gemeinschaftswährung zügig den Mehr-Jahres-Tiefs von Mai 2017 nähert. Umso wichtiger ist es für hiesige Sparer, sich gegen die Talfahrt des Euro mit physischem Gold zu schützen.

Die Perspektiven für Gold sind hervorragend. Einerseits dürften die Notenpressen der Fed künftig noch viel schneller laufen als ohnehin schon. Andererseits sollte der Euro wegen der schwachen Konjunktur in Deutschland und der Euro-Zone auf Talfahrt gegenüber dem Dollar bleiben. Um sich dagegen abzusichern ist es umso wichtiger, dass Sie Ihre Goldbestände weiter aufstocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.