Terminmarkt: Stärke zur Vorwoche

Der Silberpreis stieg um 1,60 US-Dollar zur Vorwoche, während die Spekulanten netto 4.000 Kontrakte aufbauten. Das ist ein zu starker Preisanstieg und zeugt von starker Nachfrage. Im vergangenen Monat wechselten sich Stärke und Schwäche wöchentlich ab. Die Wahrscheinlichkeit für einen Rutsch unter 26 US-Dollar hat sich etwas verschlechtert, doch insgesamt ist sie weiterhin gut. Eine Manipulation über den Terminmarkt sehen wir auch in dieser Woche nicht, wogegen wir am Goldmarkt Interventionen beobachten konnten. Seit den Shutdowns sehen wir erstmals seit zehn Jahren keine Intervention über den Terminmarkt für Silber, was sehr ungewöhnlich ist. Entweder ist man der Auffassung der Preis steigt weiter und man lässt dies zu, um später zu intervenieren, oder man ist der Auffassung, dass bald von alleine genügend Verkaufsdruck aufkommen wird und somit keine Intervention nötig ist.

Noch herrscht an allen Märkten der Ausnahmezustand seit den Shutdowns, was auch den Gold- und Silbermarkt bzw. dessen unterliegende physische Nachfrage und das Angebot stark beeinflusst. Langsam stabilisiert sich die Wirtschaft jedoch, vermeintliche Impfstoffe kommen von überall aus der Welt und Shutdowns werden zunehmend unwahrscheinlich und von der Politik ausgeschlossen. Dies wird die Volatilität an den Märkten wieder verringern. Insgesamt sind die Terminmarktdaten für Silber im neutralen Bereich, was die Stärke der letzten Monate zeigt und die Spekulanten daher noch Kraft haben, um den Preis nach oben sowie nach unten zu drücken. Silber wird jetzt kurzfristig die Bewegung von Gold nachverfolgen. Die Lagerhäuser an der COMEX sind gut gefüllt, sodass genügend Pulver vorhanden ist, um sicherzustellen, dass der Silberpreis dem Goldpreis in einer Korrektur folgen wird. Ein Engpass ist hier kurzfristig jedenfalls nicht zu erwarten.

Silver Commitments of Traders 07.09.2020

Der Silbermarkt ist spekulativ weder überkauft noch überverkauft

Silver Big 4 07.09.2020

Wir können bis dato keine Interventionen über den Terminmarkt ausmachen

COMEX Warehouses Silver Stocks 07.09.2020

Die Lagerhäuser der COMEX sind aktuell gut gefüllt

Der Langfristchart für Silber zeigt den starken Anstieg des Silberpreises um 150 % auf 30 US-Dollar seit dem Crashtief im März, der durch den Shutdown der Weltwirtschaft und dem Einbruch der Börsen weltweit verursacht wurde. Nur in der Endphase des zehnjährigen Bullenmarktes von 2001 bis 2011 konnte Silber einen ähnlich starken Anstieg ohne eine zwischenzeitliche Korrektur vollziehen. Alle anderen Anstiege wurden am Silbermarkt durch starke Preisrücksetzer um die Hälfte bis zwei Drittel des vorherigen Anstiegs wieder korrigiert, bevor sich die Hausse fortgesetzt hatte. Da sich der Gold- und Silbermarkt aktuell nicht am Ende einer Hausse befinden und die industrielle Nachfrage in der aktuellen Rezession immer noch relativ schwach ist, müssen wir davon ausgehen, dass es auch diesmal zu einem Preisrücksetzer kommen wird, bevor sich die Hausse fortsetzen kann.

Silver Commitments of Traders II 07.09.2020

In der Regel korrigiert der Silberpreis mindestens 50 % seines vorherigen Preisanstiegs

Im Tageschart sind die Kauf- und Verkaufssignale, die wir die letzten Jahre gegeben haben, noch einmal deutlich zu sehen. Aktuell verläuft die 200-Tage-Linie, an die der Silberpreis in einer Hausse in der Regel immer wieder zurückkehrt, bei 18,60 US-Dollar. Das 50 % Retracement des Anstiegs liegt bei 21 US-Dollar und die nächste signifikante Unterstützung bei 19,70 US-Dollar. Der Bereich um die 20 – 21 US-Dollar scheint daher ein starker Unterstützungsbereich zu sein, an dem eine Korrektur ihr Ende finden dürfte. Sollte der US-Dollar in den nächsten Wochen zur Stärke neigen, dann dürfte der Goldpreis und infolgedessen auch der Silberpreis in US-Dollar kurzzeitig deutlich korrigieren. Preise zwischen 20 US-Dollar und 21 US-Dollar sehen wir als sehr interessante mittel- bis langfristige antizyklische Kaufchance, insbesondere für all jene, die die letzte Rallye verpasst haben.

Silver Commitments of Traders III 07.09.2020

Kurzfristig wäre eine Korrektur des Silberpreises auf 21 US-Dollar denkbar

Der Aufwärtstrend des Silber-Futures wurde zum Ende der vergangenen Handelswoche bereits gebrochen, nachdem der Silberpreis wieder unter unsere Verkaufsmarke bei 28 US-Dollar gefallen war. Dies ist ein bärisches Warnsignal. Noch gibt es eine Unterstützung bei 26 US-Dollar, die noch Halt bietet. Wird diese unterschritten, so entstünde ein drittes Verkaufssignal, wobei dann die nächsten Unterstützungen bei 23,50 US-Dollar, 22,50 US-Dollar und 19,60 US-Dollar liegen würden. Der letzte Stop-Loss liegt bei 28 US-Dollar – über dieser Marke halten wir keine Shortposition mehr.

Silver Commitments of Traders IV 07.09.2020

Der kurzfristige Aufwärtstrend wurde gebrochen, was jetzt eine kurzfristige Korrektur nach sich ziehen könnte

Der kurzfristige Chart in Euro zeigt ebenso einen Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends. Bei 22 Euro liegt noch eine Unterstützung, doch darunter erst wieder bei 20 Euro und final bei 17 Euro je Feinunze. Sollte die Korrektur durch einen stärkeren US-Dollar ausgelöst und davon begleitet werden, so wird die Korrektur in der europäischen Gemeinschaftswährung nicht so stark ausfallen. Man sollte daher darauf achten, wann der Silberpreis in US-Dollar ein Tief ausbilden wird und dann als Käufer auftreten.

Wir sind sehr bullisch auf Sicht der kommenden Jahre für den Silberpreis. Die Ausbildung eines neuen Allzeithochs über 34 Euro je Feinunze sehen wir bereits zum Ende des nächsten Jahres, da der Euro deutlich abwerten und die Investmentnachfrage weiter anziehen dürfte.

Silver Commitments of Traders V 07.09.2020

Auch der Silberpreis in Euro hat einen kurzfristigen Aufwärtstrend bereits gebrochen

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.