Terminmarkt: Relative Stärke und viel Pulver für einen Anstieg
Beim Silber bauten die Spekulanten 3,6 Tsd. Kontrakte zur Vorwoche am Terminmarkt auf und der Preis stieg um 1,7 US-Dollar. Dies ist eine sehr gute Wochenentwicklung und zeigt immer noch ein Defizit am physischen Markt. Auf der anderen Seite hat auch hier die Dynamik zum Stichtag Dienstag abgenommen. Relative Schwäche in steigende Preise hinein, die wir bräuchten, um Silber short zu traden, sehen wir aktuell nicht einmal im Ansatz. Short-Trades haben kurzfristig noch ein hohes Risiko, auch wenn mittelfristig mittlerweile ein Rücksetzer wahrscheinlich ist. Dennoch muss man bei diesen Daten mit einem weiter steigenden Silberpreis rechnen, zumindest auf Sicht von einer Woche. In den Lagerhäusern von JP Morgan befindet sich genügend Silber, um den Preis an jeder gewünschten Marke unter Druck zu bringen. Ein tolles Setup für einen schönen Short-Trade haben wir immer noch nicht.
Der Terminmarkt ist neutral und zeigt relative Stärke – der Anstieg könnte weitergehen
Wir können anders als in den Vorjahren keine Manipulation erkennen bzw. einen Versuch, den Preisanstieg auszubremsen
Starker Anstieg nach dem Bruch des Widerstands bei 19,60 US-Dollar
Im Langfristchart in US-Dollar sieht man, dass es in der Geschichte keinen annähernd ähnlich starken Preisanstieg in so kurzer Zeit gab. Während wir in den letzten sieben Jahren kleine Handelsspannen von drei bis fünf US-Dollar handelten, stieg der Silberpreis seit dem Crashtief im März nahezu ohne Pause um 18 US-Dollar in der Spitze bis an den Widerstand bei 30 US-Dollar an.
Am Widerstand bei 19 US-Dollar zeigte sich deutliche relative Stärke in den Daten, weshalb wir einen bullischen Ausbruch und einen Anstieg für gut möglich hielten. Für diesen Fall empfahl ich meinen Lesern, einfach auf der Käuferseite zu bleiben, da es sehr wahrscheinlich war, dass der Preis geradewegs bis auf 26 US-Dollar nonstop ansteigen würde. Wenn so ein signifikanter langjähriger Widerstand gebrochen wird, dann halten alle Bären die Füße still und trauen sich frühestens am nächsten Widerstand bei 26 US-Dollar wieder eine Gegenposition einzunehmen. Auf der anderen Seite lockt so ein Ausbruch zusätzliche Bullen in den Markt, die frühestens am Widerstand bei 26 US-Dollar bereit sind, Gewinne mitzunehmen. Und so kam es, dass der Silberpreis nach dem Ausbruch nicht nur 7 US-Dollar anstieg, sondern 11 US-Dollar bis zur psychologisch runden Marke von 30 US-Dollar ohne großartig zu korrigieren.
Aktuell zeigen die Terminmarktdaten noch keine Schwäche, doch ist dieser Anstieg auch nicht über den Terminmarkt getrieben, sondern ein Defizit am physischen Markt ist dafür verantwortlich. Erst, wenn diese Investmentnachfrage abebbt, ist eine Korrektur des Preises, die schroff sein kann, möglich. Aktuell können wir nicht einmal einen weiteren Anstieg des Preises bis zum nächsten Widerstand bei 36 US-Dollar ausschließen, da die unterliegende Nachfrage kurzfristig so stark ist.
Silber erlebt aktuell den stärksten Anstieg seiner Geschichte
Im kurzfristigen Chart ist noch einmal der Ausbruch über 19,60 US-Dollar zu sehen. Es gab kurzfristig schöne Fortsetzungsmuster im Chart mit klaren Ausbrüchen und steilen Anstiegen ohne Rücksetzer, die leicht zu handeln waren. Erst nachdem der Widerstand bei 26 US-Dollar erreicht war, kam es zu kurzfristigen Gewinnmitnahmen und einem kleinen Long-Drop am Silbermarkt, wodurch der Preis an einem Tag um 14 % fiel. Die CoT-Daten zeigten jedoch, dass die Spekulanten, die herausgeschüttelt wurden, nicht so schnell wieder in den Markt hineinkamen, wie der Preis fundamental getrieben wieder stieg. So kam es mit dem Ausbruch über der Handelsspanne über 24,60 US-Dollar zu einem kleinen Short-Squeeze und einer FOMO, weshalb der Widerstand bei 26 US-Dollar auch gleich genommen wurde und ein Anstieg auf 30 US-Dollar folgte.
Es gibt immer noch Kaufdruck am Silbermarkt
Im kurzfristigen Chart ist zu sehen, dass Gewinnmitnahmen einsetzen, nachdem der Widerstand bei 30 US-Dollar erreicht wurde. Der Wochenbeginn wird zeigen, ob es sich hierbei um den Beginn einer längerfristigen Korrekturphase oder lediglich um eine Fortsetzungsformation handelt, bevor der steile Anstieg weitergeht. Solange wir am Terminmarkt keine relative Schwäche sehen, ist dies trendbestätigend, somit müssen wir charttechnische Kaufsignale annehmen und dem Silberpreis prozyklisch folgen. Wir hangeln uns also Woche für Woche von CoT-Report zu CoT-Report und erstellen mehr Analysen zum Gold- und Silbermarkt, um voll dabei zu sein, wenn der Anstieg weitergehen sollte oder aber den Markt zu verlassen, wenn der Preis korrigiert. Ein Wermutstropfen bleiben die hohen Lagerbestände von JP Morgan, die jederzeit am offenen Markt verkauft werden könnten. Auch der Fakt, dass die Rallye fundamental und nicht über den Terminmarkt getrieben wird, sind Faktoren, die schnelle Rücksetzer erzwingen könnten, weshalb man im Trading Stop-Loss-Orders platzieren sollte. Langfristig agierende Investoren können sich hingegen zurücklehnen, denn in den nächsten Jahren wird Silber deutlich weiter ansteigen, auch wenn es ein holpriger und volatiler Ritt werden wird.
Korrektur oder Fortsetzungsmuster am Widerstand bei 30 US-Dollar?