Terminmarkt: CoT-Report vom 17.12.2021

Auf Sicht zum Vormonat und auch zur Vorwoche zeigt sich weiterhin Schwäche. Der CoT-Index ist im Verhältnis zum Open Interest mit 90 Punkten nahe dem Kaufbereich. Dennoch – im Vergleich zum Vormonat zeigt sich Schwäche. Wenn Gold abrutscht, dann gibt es auch noch einmal einen finalen Abverkauf bei Platin. Man muss kurzfristig noch vorsichtig sein – das Setup passt noch nicht. Nur dann, wenn Gold über 1.800 US-Dollar nachhaltig ausbrechen kann, dann können die Spekulanten auch den Platinpreis nach oben treiben. Die fundamentale Nachfrage an sich scheint momentan jedoch noch immer zu schwach zu sein. Für einen Alleingang des Platinpreises fehlte die fundamentale Nachfrage, sodass Platin nur mit dem gesamten Edelmetallsektor ansteigen konnte.

Platinum Commitments of Traders I 20.12.2021

Die Terminmarktdaten zeigen, dass die Spekulanten den Preis in den letzten Wochen getrieben haben

Platinum Commitments of Traders II 20.12.2021

Der CoT-Index für Platin zum Open Interest stieg wieder auf 90 Punkte an und ist damit nahe dem Kaufbereich

Der Platinpreis zeigte im November Schwäche – ebenso wie der Palladiumpreis. Die CoT-Daten zeigten, dass der Preisanstieg auf über 1.100 US-Dollar lediglich durch Spekulation getrieben wurde, jedoch nicht durch unterliegende industrielle Nachfrage. Nachdem wir den Anstieg über long waren, war klar, dass es spätestens beim Unterschreiten der Unterstützung bei 1.060 US-Dollar Zeit war, um Gewinne einzustreichen, da ein Long Drop am Terminmarkt und damit Abverkauf drohte. Diese Befürchtung bestätigte sich relativ schnell mit einem Einbruch auf 885 US-Dollar je Feinunze.

Da der Platinmarkt im Überangebot ist, wird sich Platin nicht ohne einen steigenden Goldpreis alleine nach oben absetzen können. Damit ist Platin kurzfristig auch abhängig vom Goldpreis, dem erst einmal der Ausbruch über 1.800 US-Dollar gelingen muss, bevor man an kurzfristige Käufe bei Platin denken kann. Sollte der Goldpreis hingegen wieder auf 1.760 US-Dollar fallen, so wird Platin wahrscheinlich noch einmal mit nach unten gezogen.

Platinum Commitments of Traders III 20.12.2021

Der Widerstand bei 1.060 US-Dollar wurde in der letzten Handelswoche kurzzeitig überschritten

Im Tageschart sehen wir, wie schnell der Preis fiel, nachdem sich der Platinpreis eingekeilt hatte und nach unten ausbrach. Am Septembertief gab es erste Käufer, doch es ist fraglich, ob diese hier einen nochmaligen Abverkauf aufhalten können. Die nächsten Unterstützungen liegen bei 860 US-Dollar und bei 800 US-Dollar.

An sich wäre der Terminmarkt genügend bereinigt, sodass der Platinpreis durch Spekulanten getrieben ansteigen könnte, doch dafür muss auch der Goldpreis weiter Gas geben über 1.800 US-Dollar.

Platinum Commitments of Traders IV 20.12.2021

Platin fand erst einmal Halt bei 900 US-Dollar

Der Langfristchart sieht hingegen noch besser aus. Wir hatten bereits im letzten Jahr mit dem Ausbruch über 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben, von wo aus wir mit einer erneuten Korrektur auf 1.000 US-Dollar gerechnet haben. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf.

Dem Platinpreis gelang es nicht, die Unterstützung bei 1.000 US-Dollar zu halten, womit die nächste signifikante Unterstützung bei 800 US-Dollar liegt. Aufgrund der Schwäche am Platinmarkt und einem womöglich final korrigierenden Goldpreis, ist ein Rücksetzer bis dorthin durchaus möglich. Von dort aus wäre eine Trendwende und ein erneuter Preisanstieg denkbar und Käufe dort hätten ein gutes CRV.

Platinum Commitments of Traders V 20.12.2021

Langfristig zeigt der Chart eine Trendumkehr und ein Ende der langfristigen Abwärtstrends

Das Platin-Palladium-Ratio zeigt, dass Platin in den vergangenen 50 Jahren immer teurer war als Palladium, mit Ausnahme der Jahrtausendwende und aktuell seit 2017. Die Feinunze Palladium wird im Moment historisch einmalig 85 % über dem Preis von Platin gehandelt.

Wir sehen in den letzten Jahren in der Industrie eine fortschreitende Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin. Solange Palladium teurer ist, sollte auch die Substitution weiter fortschreiten und letztlich auch zu steigenden Platinpreisen führen. Diese Transformation ist ein langsamer Prozess und man schätzt, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Unzen Palladium in der Industrie durch Platin ersetzt werden.

Langfristig ist es konsequent logisch und wahrscheinlich, dass die Substitution in der Zukunft zu einem Überangebot bei Palladium und einem Defizit bei Platin führen wird. Das Ratio würde dann wieder ansteigen, wobei Platin das Palladium massiv outperformen dürfte. Würde das Ratio nur zu seinem Durchschnitt der letzten 50 Jahre bei 3 zurückkehren, entspräche dies einer sechsmal besseren Performance von Platin zu Palladium in der Zukunft.

Will man ein langfristig ausgerichtetes Edelmetalldepot auf Sicht von mindestens einer Dekade diversifizieren, so wäre Platin eine Spekulation wert, da es nicht nur in Katalysatoren Anwendung findet, sondern in vielen weiteren Industrien und insbesondere in erneuerbaren Energien, wogegen Palladium nur in Katalysatoren für Benzinmotoren genutzt wird. Da Platin auch zu Gold und Silber historisch günstig ist, wäre es denkbar, dass Platin sogar die monetären Edelmetalle in den kommenden zehn Jahren outperformen könnte. Kurzfristig hat Platin noch mit einem Überangebot zu kämpfen, doch auf Sicht einer Dekade scheint das Risiko begrenzt und die Gewinnchance sehr hoch zu sein, weshalb wir den letzten Rücksetzer zum Aufbau einer neuen langfristigen Positionen nutzen werden.

Platinum Commitments of Traders VI 20.12.2021

Platin ist aktuell so günstig zu Palladium wie noch nie zuvor

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.