Terminmarkt: CoT-Report vom 30.07.2021
Der Terminmarkt für Platin zeigte in den vergangenen beiden Wochen deutliche Schwäche in den CoT-Daten, die Überangebot zeigen. Erst zeigte sich über fünf Wochen Schwäche und nach dem Preiseinbruch auf fast 1.000 US-Dollar über zwei Wochen hinweg Stärke. Diese dürfte auf industrielle Verbraucher sowie antizyklisch agierende Investoren zurückzuführen sein, die den Einbruch um 250 US-Dollar nutzten, um Bestände aufzubauen bzw. die Lager zu füllen.
Die CoT-Daten sind im neutralen bis leicht bullischen Bereich, weshalb seitens der CoT-Daten die Ampeln auf gelb stehen. Hier zeigt sich, dass sich dieser Markt, diametral gegensätzlich zum Palladiummarkt, nicht in einem Defizit befindet. In einem solchen Umfeld ist damit zu rechnen, dass sich die Terminmarktdaten weiterhin größtenteils bereinigen werden, bevor ein zyklisches Tief gefunden wird.
Der Markt ist noch nicht überverkauft, weshalb das CRV für antizyklische Käufe auf kurzfristige Sicht aktuell nur durchwachsen ist. Nur dann, wenn der Goldpreis weiter ansteigen kann, wäre es möglich, dass zusätzliche Investmentnachfrage den Platinpreis mit nach oben ziehen wird. Angesichts der Schwäche der letzten beiden Wochen sollte man sich darauf gefasst machen, dass Platin noch eine Etage tiefer abtaucht, sollte der Goldpreis auch noch einmal nachgeben.
Die Terminmarktdaten für Platin sind neutral bis leicht bullisch
Den Preisrückgang hatten wir frühzeitig Anfang Mai bereits antizipiert und als Korrekturziel die Unterstützung bei 1.010 US-Dollar genannt. Obwohl der Goldpreis im März noch einmal deutlich anstieg, konnte Platin keinen Boden mehr gut machen, was von Schwäche zeugte. Im gleichen Zeitraum offenbarte sich auch Schwäche im CoT-Report, was das bärische Setup noch einmal untermauert hatte. Mit dem Bruch des Aufwärtstrends manifestierte sich das immer pessimistischere Bild für den Platinpreis und wir blieben bärisch mit dem Ziel bei 1.010 US-Dollar, wo wir antizyklische Käufe empfohlen hatten und bei 1.035 US-Dollar umsetzten.
Im kurzfristigen Chart sieht man, wie der Preis nach dem Trendbruch bis zum Widerstand bei 1.140 US-Dollar anstieg, dort abprallte und wieder fiel. Wir hatten bei 1.140 US-Dollar zur Gewinnmitnahme geraten. Der neuerliche Rücksetzer auf das Juni-Tief zeugt nicht von Stärke und es besteht die Gefahr einer Fortsetzung der Korrektur.
Sollte der Goldpreis in der kommenden Handelswoche wieder deutlich unter 1.800 US-Dollar fallen, dann dürfte bei Platin die Unterstützung bei 1.010 US-Dollar brechen, wobei folglich sogar ein Sell Off auf 860 US-Dollar möglich wäre. Dort sehen wir antizyklisch eine sehr gute Kaufchance auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht.
Noch ist der Abwärtstrend bei Platin intakt. Das Korrekturziel wurde bereits abgearbeitet
Im Tageschart sehen wir einen langfristigen Aufwärtstrend, der exakt an der Unterstützung bei 1.010 US-Dollar verläuft, womit beide zusammen eine stärkere Kreuzunterstützung bilden. Es ist noch möglich, dass diese Kreuzunterstützung genügend Halt bieten kann und von dort aus ein neuer Anstieg über die nächsten Monate hinweg starten wird.
Sollte der Goldpreis im August hingegen schwach bleiben und noch einmal auf 1.700 US-Dollar fallen, so wäre im schlimmsten Fall ein Rücksetzer bis in den Bereich von 860 US-Dollar denkbar, wo wir jedoch beherzt wieder antizyklisch als Käufer auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht aktiv würden.
Bei 1.010 US-Dollar liegt eine starke Kreuzunterstützung
Der Langfristchart sieht sehr schön aus. Wir hatten bereits im letzten Jahr mit dem Ausbruch über 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben, von wo aus wir mit einer erneuten Korrektur auf 1.000 US-Dollar gerechnet haben. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch letztlich exakt so eintraf.
Charttechnisch wurde der Ausbruch über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar von den Spekulanten gekauft, worauf es nun einen Pull Back auf den ehemaligen Widerstand gab, der nun als Unterstützung fungiert. Kann dieser sowie der Aufwärtstrend gehalten werden, so wäre dies mittel- bis langfristig bullisch. Es ist gut möglich, dass an dieser Unterstützung industrielle Verbraucher den günstigen Preis nutzen werden, um ihre Lagerbestände aufzustocken und so dazu beitragen, dass der Preis von dort aus erneut ansteigen wird.
Bricht die Unterstützung bei 1.000 US-Dollar und somit auch der Aufwärtstrend, so wäre ein Rücksetzer auf 800 US-Dollar bis 860 US-Dollar im Worst Case denkbar. Danach sollte es im kommenden Jahr einen neuen Anstieg auf 1.350 US-Dollar geben.
Langfristig zeigt der Chart eine Trendumkehr und ein Ende der langfristigen Abwärtstrends
Das Platin-Palladium-Ratio zeigt, dass Platin in den vergangenen 50 Jahren immer teurer war als Palladium, mit Ausnahme der Jahrtausendwende und aktuell seit 2017. Aktuell wird die Feinunze Palladium historisch einmalig 160 % über dem Preis von Platin gehandelt.
Nach dem WPIC (World Platinum Investment Council) soll die Nachfrage nach Platin aus der Automobilindustrie in diesem Jahr um 25 % zum Vorjahr auf 3 Millionen Unzen ansteigen. Begründet wird dies mit einem Aufholeffekt nach dem Einbruch der Nachfrage im letzten Jahr aufgrund der Lockdowns. Man erwartet daher für dieses Jahr einen 16 % höheren Absatz von Neufahrzeugen. Zusätzlich sollen die neuen Euro 6d und die China 6a-Norm für einen Anstieg der Nachfrage sorgen.
Wir sehen in den letzten Jahren in der Industrie eine fortschreitende Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin. Der Palladiummarkt ist immer noch eng und solange dies anhält, dürfte dieser Umstand für weiter steigende Preise sorgen, worauf auch die Substitution weiter fortschreiten und letztlich auch zu steigenden Platinpreisen führen wird. Diese Transformation ist ein langsamer Prozess und man schätzt, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Unzen Palladium in der Industrie durch Platin ersetzt werden.
Langfristig ist es konsequent logisch und wahrscheinlich, dass die Substitution in der Zukunft zu einem Überangebot bei Palladium und einem Defizit bei Platin führen wird. Das Ratio würde dann wieder ansteigen, wobei Platin das Palladium massiv outperformen dürfte. Würde das Ratio nur zu seinem Durchschnitt der letzten 50 Jahre bei 3 zurückkehren, entspräche dies einer sechsmal besseren Performance von Platin zu Palladium in der Zukunft.
Will man ein langfristig ausgerichtetes Edelmetalldepot auf Sicht von mindestens einer Dekade diversifizieren, so wäre Platin eine Spekulation wert. Da Platin auch zu Gold und Silber historisch günstig ist, wäre es denkbar, dass Platin sogar die monetären Edelmetalle in den kommenden zehn Jahren outperformen könnte. Kurzfristig hat Platin noch mit einem Überangebot zu kämpfen, doch auf Sicht einer Dekade scheint das Risiko begrenzt und die Gewinnchance sehr hoch zu sein, weshalb wir den aktuellen Rücksetzer zum Aufbau langfristiger Positionen nutzen.
Platin ist aktuell so günstig zu Palladium und Gold wie noch nie zuvor