CoT-Daten für Platin vom 2. Juni:
Der Preis fiel um 33 US-Dollar zur Vorwoche, während die Spekulanten in dieser Zeit mit 4,2 Tsd. Kontrakten Short gingen. Das ist normal. Der CoT-Index verbesserte sich um 6 Punkte auf 32 Punkte. Wir sehen hier eine neutrale Wochenentwicklung. Die ersten Spekulanten wechseln die Seite von Bullen zu Bären.
Insgesamt ist noch viel Potenzial für einen Long-Drop und deutlich tiefere Preise vorhanden. Eine Stärke aufgrund der ETF-Käufe wegen der Strommangellage in Südafrika sehen wir bis dato noch nicht. Die Lager dürften zu groß sein und sich Probleme bei der Förderung erst mit deutlicher Verspätung zeigen.
Der CoT-Index zeigt mit 28 Punkten, dass die Luft für die Bullen am Platinmarkt langsam dünn wird
Zusammenbruch des Stromnetzes in Südafrika ist bullisch für den Platinpreis
Das Stromnetz Südafrikas verfällt seit zwei Jahrzehnten und in den letzten Jahren nahm die Häufigkeit und das Ausmaß der Stromausfälle stark zu. Mittlerweile hat sich die Lage drastisch verschärft, sodass der südafrikanischen Bevölkerung seit Monaten nur noch wenige Stunden am Tag Strom zur Verfügung steht. Die Stromausfälle gefährden damit auch die weltweite Platinproduktion, die zum größten Teil aus Südafrika kommt. Eine Lösung für die sich zuspitzenden Probleme, die politisch verursacht wurden, ist nicht in Sicht. Im Gegenteil ist es wahrscheinlich, dass sich die Probleme in den nächsten Jahren noch verschärfen werden. Südafrikas staatlicher Stromversorger Eskom Holdings hatte kürzlich die großen Bergbauunternehmen gewarnt, dass diese ihre Produktion aufgrund der Stromkrise womöglich einschränken müssen.
Als Reaktion auf die zunehmende Angst vor einer Verknappung des Angebots in diesem Jahr, fließt neue Liquidität in börsengehandelte Platinfonds. Nach Angaben des Platinproduzenten Impala Platinum Holdings Ltd. wird die Produktion des in Katalysatoren, elektrischen Kontakten, Schmuck, Herzschrittmachern, Medikamenten und Magneten verwendeten Edelmetalls in diesem Jahr voraussichtlich zurückgehen.
Rezession wird Nachfrage abschwächen, was bärisch ist
Je später die Rezession in diesem oder nächsten Jahr offen zutage tritt, desto besser stehen die Chancen für eine vorübergehende Stärke des Platinpreises. Sobald die Rezession jedoch in aller Munde ist und die Unternehmen beginnen Kosten zu senken und die Produktion zu drosseln, wird das Überangebot zunehmen und Platin womöglich kurzzeitig noch einmal stark einbrechen. Wer dann auf der Seitenlinie mit genügend Pulver steht, der findet in diesem Einbruch eine sehr gute kurz- bis mittelfristige Kaufchance.
Sollte der Goldpreis in den nächsten Wochen und Monaten nach seinem starken Preisanstieg korrigieren, so dürfte sich der Platinpreis kurzzeitig diesem Trend nicht entziehen können und auch eine Korrektur einleiten. Solange der Goldpreis über der wichtigen Unterstützung bei 1.995 US-Dollar handelt, hätte der Platinpreis die Chance noch etwas weiter anzusteigen, doch wurde die Luft zuletzt sehr dünn. Spätestens dann, wenn Gold unter diese wichtige Unterstützung fällt, ist ein Rücksetzer beim Platin auf mindestens 900 US-Dollar sehr wahrscheinlich und womöglich gar ein Rücksetzer auf 800 US-Dollar.
Kurzfristig gibt es kein gutes Setup für einen Trade. Einerseits gibt es mit der Stromknappheit Risiken für das Angebot, doch andererseits könnte mit der aufziehenden Rezession die Nachfrage gegen Jahresende kurz- und mittelfristig deutlich zurückgehen.
Aktuelle Chartanalyse
Der Platinpreis konnte im letzten Monat aufgrund massiver Zuflüsse in ETF-Produkte und den Aufbau von Long-Positionen am Terminmarkt bis auf 1.140 US-Dollar ansteigen. Trotz dieser Zuflüsse in ETF-Produkte zeigte sich bisher keine Stärke am Terminmarkt, was ein Warnsignal ist.
Vor drei Wochen schrieb ich:
„Der Platinpreis hat ein kurzfristiges Doppel-Top ausgebildet und droht nun den neuen mittelfristigen Aufwärtstrend zu brechen. Zieht der Dollar weiter an und gehen Gold und Silber in die Korrektur über, während die rezessiven Kräfte in der Volkswirtschaft zunehmen, dann sollte der Platinpreis in Bälde seinen Aufwärtstrend brechen und auf 1.000 US-Dollar fallen. Infolgedessen wäre ein Preisrückgang auf 900 US-Dollar sehr wahrscheinlich. Mit dem Trendbruch würde es für kurzfristig agierende Trader ein Verkaufssignal geben.“
Da die Prognose diesmal von vielen Faktoren beeinflusst wurde und unsicher schien, empfahl ich abseits zu stehen, auch wenn wir eher eine weitere Korrektur erwarten. Dieser Markt ist aktuell nur etwas für versierte Trader, die ihr Risiko kurzfristig managen können.
Nach dem Trendbruch erfolgte der erste erwartete Rücksetzer auf 1.000 US-Dollar. Der neueste CoT-Report zeigt, dass noch mehr Luft nach unten vorhanden ist. Wir erwarten eine Fortsetzung der Korrektur bis auf mindestens 900 US-Dollar, wo Trader ihre Gewinne aus einem Short-Trade eindecken sollten.
Nach dem Bruch des Aufwärtstrends korrigierte Platin auf 1.000 US-Dollar
Langfristige Analyse
Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Schon jetzt können weniger Amerikaner ihre Auto-Leasing- und Finanzierungsraten zahlen als zum Hoch der Finanzkrise von 2008. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch weiter zuspitzen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen.
Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.
Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500 US-Dollar wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar in diesem Jahr. Deshalb ist eine Stop-Loss-Order der beste Freund eines Traders, damit man solche Chancen nutzen und bei einem Einbruch im Tief kaufen kann.
Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund der Stromknappheit in Südafrika. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.
Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out der SVB und der Credit Suisse hindeutet, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.