Platin zeigt sich neutral zur Vorwoche. 32 US-Dollar Anstieg trafen auf 4,7 Tsd. neue Long-Kontrakte. Zum Open Interest liegt der CoT-Index nur noch bei 48 Punkten. Hier zeigt sich, dass die Spekulanten schon einiges Gewicht in den Markt geworfen haben, weshalb Rücksetzer nun stärker ausfallen werden. Die COT-Daten sind nur noch als neutral einzustufen.
Die Spekulanten waren stark am Preisanstieg beteiligt. Die Gefahr für Rücksetzer nimmt zu
Scheitert der Goldpreis zum Wochenanfang am Widerstand bei 1.680 US-Dollar, dann dürfte Platin von dort aus wieder korrigieren, wobei das Rückschlagpotenzial zugenommen hat, wie die CoT-Daten zeigen. Auf der anderen Seite hat Platin auch noch Luft nach oben, da die CoT-Daten noch neutral sind.
Kurzfristig ist ein Aufwärtstrend intakt, nachdem ein Abwärtstrend gebrochen wurde. Sollte dieser Aufwärtstrend brechen, so würde dies ein Signal für einen Take Profit geben. Springt Gold über 1.680 US-Dollar, dann könnte Platin noch einmal 150 US-Dollar ansteigen, bevor die Luft raus ist.
Seit dem Bruch des Abwärtstrends konnte Platin deutlich zulegen, wobei der Großteil des Anstiegs durch Spekulanten am Terminmarkt verursacht wurde
Aufgrund der bevorstehenden stärksten Rezession seit Jahrzehnten hat es der Preis für das Industriemetall Platin offensichtlich schwer anzusteigen. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsgeschäftsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Ein starker Rückgang der Neuwagenverkäufe mit entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller sind zu erwarten. Dennoch wird aus der Platinindustrie für 2022 ein Defizit von 627 Millionen Unzen erwartet, wobei hier die Rezession noch nicht berücksichtigt sein dürfte.
Die neutralen CoT-Daten zeigen mittlerweile ein Risiko für Long-Drops, weshalb auch starke Rücksetzer wieder möglich sind und man mit Stopps arbeiten muss. Mittelfristig dürfte es Platin schwer haben, doch langfristig sehe ich sehr gute Chancen für Platin, da ein Drittel der Jahresweltproduktion in anderen Industrien Verwendung findet.
Käufer mit langfristigem Horizont finden bei einem Preis um die 800 US-Dollar je Feinunze eine gute Investmentchance auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Mittelfristig bis Ende des Jahres dürften nur Trader Freude an diesem hochvolatilen Markt haben, was jedoch aufgrund der hohen positiven Korrelation zum Goldpreis gut zu handhaben ist. Wenn im nächsten Jahr die Arbeitslosigkeit stark steigt aufgrund der Rezession und der Automobilmarkt einbricht, wird der Platinpreis wahrscheinlich auch noch einmal deutlich einbrachen, weshalb man das Hoch des aktuellen Anstiegs auch verkaufen sollte, um dann auf der Shortseite dabei zu sein, um wieder billiger kaufen zu können, wenn die Notenbanken wieder mit QE-Programmen aufwarten.
Platin handelt mit dem Goldpreis volatil trendlos und kann bisher kein Eigenleben entwickeln
Langfristige Analyse
Ende 2020 hatten wir mit einem Preisanstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben und gingen von einer anschließenden Korrektur auf 1.000 US-Dollar aus. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf. Zuletzt hatten wir weitere Verkaufssignale bis 830 US-Dollar, die auch eintrafen.
Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Platin und Palladium während Rezessionen kurzzeitig auch stark einbrechen können, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist.
Langfristig zeigt der Chart eine Trendumkehr und ein Ende der langfristigen Abwärtstrends
Das Platin-Palladium-Ratio zeigt, dass Platin in den vergangenen 50 Jahren immer teurer war als Palladium, mit Ausnahme der Jahrtausendwende und aktuell seit 2017.
Wir sehen in den letzten Jahren in der Industrie eine fortschreitende Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin. Solange Palladium teurer ist, sollte auch die Substitution weiter voranschreiten und letztlich auch zu steigenden Platinpreisen führen. Diese Transformation ist ein langsamer Prozess und man schätzt, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Unzen Palladium in der Industrie durch Platin ersetzt werden.
Langfristig ist es konsequent logisch und wahrscheinlich, dass die Substitution in der Zukunft zu einem Überangebot bei Palladium und einem Defizit bei Platin führen wird. Das Ratio würde dann wieder ansteigen, wobei Platin das Palladium massiv outperformen dürfte. Würde das Ratio nur zu seinem Durchschnitt der letzten 50 Jahre bei 3 zurückkehren, entspräche dies einer sechsmal besseren Performance von Platin zu Palladium in der Zukunft.
Will man ein langfristig ausgerichtetes Edelmetalldepot auf Sicht von mindestens einer Dekade aufpeppen, so wäre Platin eine Spekulation wert, da es nicht nur in Katalysatoren Anwendung findet, sondern in vielen weiteren Industrien und insbesondere in erneuerbaren Energien, wogegen Palladium nur in Katalysatoren für Benzinmotoren genutzt wird. Da Platin auch zu Gold und Silber historisch günstig ist, wäre es denkbar, dass Platin sogar die monetären Edelmetalle in den kommenden zehn Jahren outperformen könnte. Kurzfristig hat Platin noch mit einem Überangebot zu kämpfen, doch auf Sicht einer Dekade scheint das Risiko begrenzt und die Gewinnchance sehr hoch zu sein, weshalb wir Rücksetzer weiterhin zum Aufbau einer neuen langfristigen Position nutzen werden.
Platin ist aktuell so günstig zu Palladium wie noch nie zuvor