Terminmarkt: Physisches Defizit wegen Lockdowns in Südafrika
Die zweite Woche in Folge zeigen sich die Terminmarktdaten nun neutral. Erst zeigte sich Platin unbeeindruckt von dem Anstieg bei Gold und Silber und nun zeigte es sich in der letzten Handelswoche unbeeindruckt von deren Einbruch. Normalerweise kann sich der Platinpreis nur selten der tendenziellen Preisentwicklung von Gold und Silber entziehen. Da Platin in Rezessionen normalerweise fällt, da die Nachfrage aus der Automobilindustrie und damit nach Platin für Diesel-Katalysatoren regelmäßig während Rezessionen einbricht, sind die Spekulanten aktuell mehrheitlich netto bärisch positioniert. Der Platinpreis profitierte seit März von dem Shutdown südafrikanischer Minen und dem Einbruch der Förderung von bis zu 50 %, was trotz der Rezession ein vorübergehendes Defizit am physischen Markt erzeugte. Da die Daten nun schon die zweite Woche in Folge schwach waren, scheint die Förderung wieder zuzunehmen und sich langsam wieder ein Überangebot am physischen Markt einzustellen. Können die Minen schneller wieder ihre Produktion hochfahren als sich die Automobilindustrie erholen kann, dann wird der Platinpreis trotz guter CoT-Daten in den nächsten Wochen schwach bleiben und tendenziell fallen.
Die relative Stärke ebbt langsam ab, was auf ein steigendes Angebot hindeutet
Die Ratio-Charts zeigen, dass Platin historisch günstig zu Gold und Palladium ist und im Verhältnis zu Silber war Platin nur 1980 noch günstiger. Für langfristig agierende Investoren scheint Platin daher ein gutes antizyklisches Investment zu sein, da Platin in Relation zu den anderen Edelmetallen immer wieder zu seinem langfristigen Mittelwert aufschloss. Platin könnte in den nächsten zehn Jahren alle anderen Edelmetalle outperformen und stärker ansteigen, doch bleibt diese Annahme rein spekulativ und wird kurzfristig noch nicht durch fundamentale Daten untermauert. Dennoch ist der relativ günstige Preis eine Investition im kleinen Rahmen wert, um auf eine Aufholjagd von Platin in den nächsten Jahren zu setzen.
Platin ist zu Gold historisch einmalig günstig
Nur zum Allzeithoch des Silberpreises im Jahr 1980 war Platin in Relation zu Silber noch günstiger
Auch zu Palladium ist Platin aktuell historisch günstig
Der Langfristchart von Platin zeigt, wie stark der Preis während der Rezession von 2008 fiel (- 65 %). Auch diesmal brach der Platinpreis mit Beginn der Rezession im Februar drastisch ein. Anders als in allen anderen Rezessionen davor, konnte sich der Platinpreis schnell erholen, da aufgrund des Shutdowns auch die Minen ihre Produktion einstellen mussten und so das Angebot einbrach.
Im Crashtief des Shutdowns fiel der Platinpreis auf unter 600 US-Dollar und damit unter die langjährige Unterstützung bei 780 US-Dollar bis 800 US-Dollar. Wegen der Verknappung des Angebots kletterte der Preis schnell wieder bis an den Widerstand bei 1.000 US-Dollar an. Da der Terminmarkt nun wieder neutral ist und keine Stärke mehr zeigt, ist es möglich, dass Platin in der alten Handelsspanne zwischen 1.000 US-Dollar auf der Oberseite und 780 US-Dollar auf der Unterseite handeln wird über die nächsten Monate hinweg. Erst mit dem Ausbruch über 1.000 US-Dollar gäbe es ein prozyklisches Kaufsignal, dem man jedoch nur mit einem engen Stopp-Loss folgen sollte. Fahren die Minen ihre Produktion wieder voll hoch, so dürfte schnell wieder ein Überangebot am Platinmarkt entstehen, weshalb der Preis in der aktuellen Rezession doch noch einmal fallen und die Unterstützung bei 780 US-Dollar oder gar das Crashtief testen könnte. Antizyklische Short-Trades am Widerstand mit einem engen Stopp-Loss scheinen daher kurzfristig interessanter zu sein, insbesondere dann, wenn Gold und Silber in den kommenden Tagen und Wochen noch einmal ihre Korrektur fortsetzen werden.
Platin ist zurück in der alten Handelsspanne zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar
Im kurzfristigen Chart sehen wir unsere Verkaufssignale vor dem Preiseinbruch. Bereits vor dem Shutdown zeigte sich ein deutliches Überangebot auf dem physischen Markt und wir wetteten auf einen fallenden Preis. Mit Corona in China erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für diesen Short-Trade noch einmal. Der Preiseinbruch erreichte schnell das Ziel bei 780 US-Dollar und setzte sich sogar bis 565 US-Dollar fort, wo wir dann zum völligen Take Profit rieten, nachdem wir für Gold und Silber ein Kaufsignal gaben.
Da Angebot und Nachfrage aktuell stark schwanken und insbesondere die politischen Einschränkungen auf die Produktion kaum berechenbare Faktoren sind, bleibt die kurzfristige Prognose des Platinpreises sehr schwer und das Chance-Risiko-Verhältnis für einen jeden Trade schlecht. Die aktuellen Eingriffe in die Märkte und die Freiheit von Unternehmen sind einmalig und man muss hier aktuell mit großer Vorsicht vorgehen. Jeder Trade sollte eng abgesichert werden. Wir sehen kurzfristig eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Preisrückgang auf ca. 800 US-Dollar. Mittelfristig dürften die Neuwagenverkäufe schwach bleiben und dies den Preis unter Druck setzen. Langfristig sind wir hingegen bullisch und man kann ein paar Unzen Platin mit in ein Edelmetalldepot legen auf Sicht von einer Dekade.
Kurzfristig ist die Preisentwicklung am Platinmarkt aufgrund der Shutdowns unberechenbar