Terminmarkt: Schwäche in den letzten beiden Handelswochen

In den ersten beiden Oktoberwochen zeigte sich Stärke bzw. ein Defizit am Markt, wogegen sich in den letzten beiden Oktoberwochen Schwäche zeigte. Auf Sicht eines Monats waren Angebot und Nachfrage am physischen Palladiummarkt scheinbar relativ ausgeglichen, wie der aktuelle CoT-Report zeigt. Dies ist ein erstes Warnsignal für einen möglichen Preisrückgang. Das Sentiment ist bärisch für Palladium, wie die Positionierung der Spekulanten zeigt, womit die CoT-Daten diametral im Kaufbereich sind, was der CoT-Index bei 90 Punkten zeigt. Erstaunlich ist, dass das Open Interest so niedrig ist wie zuletzt 2005. Nachdem sich mit dem Rezessions-Crash am Palladiummarkt die Spekulanten ihre Finger verbrannten, traut man sich scheinbar nicht zurück in diesen Markt. Dies ist verständlich, so stehen auch wir größtenteils abseits in den letzten Monaten, da dieser Markt aufgrund der aktuellen Gemengelage sehr unberechenbar ist, dürften Spekulanten auch weiterhin diesen Markt meiden. Mit dem erneuten Lockdown sind weitere Risikofaktoren aufgetreten, da der Palladiumpreis während Rezessionen grundsätzlich immer unter einem Einbruch der industriellen Nachfrage leidet.

Palladium Commitments of Traders 16.11.2020

Die Terminmarktdaten sind zwar im Kaufbereich, doch zeigte sich zuletzt relative Schwäche

Die neuerlichen Lockdowns in der westlichen Welt, die die Rezession unnötig verschärfen, verringern die Neuwagenverkäufe. Während der erste Lockdown als ein kurzfristiges exogenes Phänomen wahrgenommen wurde, wird der Bevölkerung langsam klar, dass die Rezession tiefergreifender ist und länger andauern wird, weshalb der Konsum verringert und Neuinvestitionen in die Zukunft verschoben werden. Die Kreditkontraktion dürfte langsam erst richtig Fahrt aufnehmen und die Notenbanken werden mit dem Drucken von Geld gegenhalten. Während die Neuwagenverkäufe im Sommer wieder zulegten, könnten diese nun eine neue Delle in der westlichen Welt erleiden, worunter die Nachfrage in Palladium zur Verwendung in Benzin-Katalysatoren abnehmen sollte. In diesem Fall könnte sich über Monate hinweg ein Überangebot am physischen Markt einstellen, aufgrund dessen der Palladiumpreis noch einmal deutlich Federn lassen könnte. Aufgrund dieser ständigen und starken politischen Einflüsse auf die Wirtschaft ist es kurz- bis mittelfristig sehr schwer geworden, die Preisentwicklung zu prognostizieren. Lediglich die langfristige Preisentwicklung auf Sicht der nächsten Jahre lässt sich aufgrund der Inflation mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmen und im kurzfristigen Trading kann man noch agieren. Doch Prognosen auf Wochen und Monate sind aktuell sehr schwer zu erstellen.

Palladium in US-Dollar 16.11.2020

Normalerweise fällt der Palladiumpreis während längerer Rezessionen deutlich

Der Tageschart zeigt die Erholung des Palladiumpreises nach dem Crash im März, da der Shutdown der Minen das Angebot verknappte und sich gleichzeitig die Nachfrage erholte. Die südafrikanischen Minen produzieren jedoch wieder. Während der Index zur Förderung von Platingruppen-Metallen im April auf 28,4 einbrach, steht dieser aktuell wieder bei 107,4 %, was zeigt, wie schnell sich das Angebot erholt hat. Sollte die Nachfrage jetzt noch einmal deutlich zurückgehen, so stellt dies den bisherigen Anstieg infrage.

Der Aufwärtstrend wurde bereits gebrochen und die CoT-Daten zeigten relative Schwäche in den vergangenen beiden Handelswochen, was ein deutliches Warnsignal darstellt. Nimmt der politisch riskante Weg kein Ende und verschärft sich die Rezession in der westlichen Welt weiter, dann ist ein Preisrückgang aufgrund sinkender Nachfrage seitens der Industrie wahrscheinlich. Der Trendbruch gab ein halbes Verkaufssignal, das mit dem Unterschreiten der Marke von 2.200 US-Dollar bestätigt würde. Darunter besteht dann die Gefahr eines Preisrückgangs bis 1.900 US-Dollar.

Palladium Commitments of Traders II 16.11.2020

Der Preisanstieg verliert deutlich an Momentum – eine Trendumkehr deutet sich an

Der Chart auf Sicht von sechs Monaten zeigt eine Konsolidierung auf hohem Niveau. Fällt der Preis unter die Unterstützung bei 2.200 US-Dollar, so öffnet sich eine Falltür und es droht ein Abverkauf bis 1.900 US-Dollar, wo Spekulanten wieder mutig werden, in das fallende Messer zu greifen. Ein möglicher Einbruch sollte dort erst einmal zum Erliegen kommen. Je nachdem wie sich die politischen Eingriffe in die Wirtschaft bis dahin entwickeln werden, müssen wir dann die Lage neu bewerten. Kurzfristig bin ich skeptisch und ein erneuter Rücksetzer wäre denkbar. Ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis für einen Trade auf mittelfristige Sicht gibt es aktuell nicht. Wir bleiben kurzfristig abseits.

Palladium Commitments of Traders III 16.11.2020

Der Abwärtstrend wurde bereits verlassen. Unter 2.200 US-Dollar wird ein kurzfristiges Verkaufssignal bestätigt

Das Ratio von Platin zu Palladium zeigt, dass Palladium aktuell sehr teuer im Vergleich zu Palladium ist. Für physische Investoren, die auf Sicht von einer Dekade oder darüber hinaus investieren wollen, empfiehlt es sich daher in das historisch günstige Platin zu investieren, da hier das Chance-Risiko-Verhältnis viel besser ist.

Platin-Palladium-Ratio 16.11.2020

Langfristig betrachtet ist Palladium historisch extrem teuer

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.