Terminmarkt: Relative Schwäche zum Vormonat
Palladium zeigte in den vergangenen Wochen unvermindert relative Schwäche, was auf ein Überangebot am physischen Markt hindeutet. Leider gibt es nicht viel Potenzial für einen Long-Drop, doch sollte der Palladiumpreis langsam weiter fallen, wenn das Überangebot am Markt anhält. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Medien einen weiteren Shutdown an die Wand malen und die Unsicherheit bei Konsumenten und Investoren anhält.
Der Terminmarkt wäre eigentlich im Kaufbereich, doch zeigt sich Schwäche und das Gesamtbild passt nicht
Fundamentales Angebot immer noch eingeschränkt
Nachdem Gold, Silber und Platin bereits Ende Februar, im Zuge der ersten Shutdowns, unter die Räder kamen, zeigte sich der Palladiumpreis noch relativ stark. Da der Palladiumpreis in Rezession aufgrund einbrechender industrieller Nachfrage regelmäßig stark einbricht, war es nicht schwer mit einem Bruch des Aufwärtstrends letztlich auch das letzte der vier Edelmetalle zu shorten.
Ebenso wie beim Platin erwarteten wir nach der Stabilisierung des Preises im März eine kurzfristige Zwischenerholung, die jedoch sehr stark ausfiel, da aufgrund der geschlossenen Grenzen auch das Angebot begrenzt wurde und manch ein Verbraucher die vermeintlich günstigen Preise nutzte, um zu kaufen.
Wie die neuesten Daten zeigen, lagen die Neuwagenverkäufe in Europa auch im Mai noch 54 Prozent unter dem Vorjahreswert, womit die Nachfrage nach Palladium für Benzinkatalysatoren weiterhin schwach ist. Es wurden auch nur 109.431 Nutzfahrzeuge zugelassen und damit 44,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im April waren die Zulassungszahlen sogar um rund zwei Drittel abgesackt, da Händler aufgrund staatlicher Vorgaben schließen mussten. Alle Nutzfahrzeugsegmente sind weiterhin stark von den Corona-Folgen betroffen und die vier größten Märkte Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland zeigen einen deutlichen Rückgang – Spanien (-59,0 Prozent), Deutschland (-47,9 Prozent), Italien (-36,5 Prozent) und Frankreich (-35,0 Prozent). Solange die Unsicherheit bezüglich eines erneuten Shutdowns anhält, dürften sich Konsumenten sowie Investoren zurückhalten und somit die Nachfrage nach KFZ und LKW schwach bleiben, was noch das ganze Jahr 2020 über anhalten dürfte.
Dass der Palladiumpreis, ebenso wie der Platinpreis, wie in Rezessionen üblich, nicht stärker einbrach, lag an dem Shutdown in Südafrika, den Covid-19 begründeten geschlossenen Grenzen und der Stilllegung der Minen. Während in Rezessionen normalerweise nur die Nachfrage einbricht, brach diesmal auch das Angebot ein, was erklärt, warum der Palladiumpreis sich noch einmal so stark erholen konnte. Während Palladium früher primär aus Russland kam, fördert Südafrika mittlerweile etwa ebenso viel mit über 80 Tonnen pro Jahr.
Nach der Schließung der südafrikanischen Minen durften diese einige Zeit unter Restriktionen auf halber Last fahren und nun wieder voll operieren. Das erneute Hochfahren Südafrikas Platin- und Goldminen verzögert sich aktuell jedoch, da die Rückführung Tausender wichtiger Wanderarbeiter aus den Nachbarländern nur langsam erfolgt und so die Bemühungen zur Steigerung der Produktion nach der Coronavirus-Sperre ausgebremst werden. Die Minenindustrie hat die Genehmigung erhalten mehr als 12.000 Arbeiter aus Lesotho, Mosambik und anderen nahegelegenen Ländern zurückzubringen, doch fehlen bis zum heutigen Tag, nach Angaben des südafrikanischen Mineralrats, immer noch endgültige Genehmigungen, um fortzufahren. Die Bürokratie bremst das erneute Hochfahren der Minen aus, nachdem es die Politik war, die den Shutdown zu verantworten hatte.
Insgesamt ist die kurzfristige Einschätzung jetzt denkbar schwer, da das Angebot durch den Shutdown der Minen und die Nachfrage durch den massiven Einbruch der Automobilnachfrage aktuell stark schwanken. Wie die Preise sich kurz- bis mittelfristig jetzt entwickeln werden, hängt davon ab, ob die Nachfrage oder das Angebot sich schneller normalisieren werden. Dies wiederum ist von politischen, willkürlichen Eingriffen und künftigen Shutdowns abhängig, die den Preis massiv beeinflussen werden, weshalb dessen Entwicklung in diesem Umfeld schwer abzuschätzen ist.
Langfristig sind wir aufgrund der Geldschwemme und der Abwertung des Dollars sowie des Euros sehr bullisch für Palladium und spätestens mit einer Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit, womöglich im nächsten Jahr, dürfte sich die Geldmenge gepaart mit höherer Nachfrage in deutlich steigenden Preisen manifestieren. Auf Sicht der nächsten Jahre sehen wir Palladium immer noch stärker als Platin, obwohl Platin aktuell historisch günstig zu Palladium ist.
Kurzfristig ist die Nachfrage aus der Automobilindustrie jedoch so gering, dass aktuell ein Überangebot am Markt herrscht. Schaffen es die Minen ihren Output zu erhöhen, dann trifft weiteres Angebot auf eine stagnierende Nachfrage und der Preis kommt noch stärker unter Druck, was normal ist während Rezessionen.
Im kurzfristigen Chart sehen wir bei Palladium in Euro, dass ein Abwärtstrend intakt ist und mit dem Fall unter die Unterstützung bei 1.700 Euro je Feinunze ein Verkaufssignal mit dem Ziel bei 1.400 Euro ausgelöst wurde. Solange der Abwärtstrend intakt bleibt, besteht dieses Verkaufssignal. Im längerfristigen Chart sieht man zwei wichtige Unterstützungen bei 1.400 Euro sowie bei 1.200 Euro, so ein Abverkauf sein Ende finden könnte.
Der Abwärtstrend bei Palladium in Euro ist intakt
Die nächsten Unterstützungen liegen bei 1.400 Euro und bei 1.200 Euro je Feinunze Palladium
Der Langfristchart in US-Dollar zeigt kein so schönes Chartbild, wie wir es im Eurochart sehen. Doch auch hier ist ein Abwärtstrend intakt und die Unterstützung bei 1.900 US-Dollar wurde gebrochen, womit Palladium short ist und bis in den Bereich von 1.600 Euro fallen könnte. Dies gilt solange, wie der Abwärtstrend intakt bleibt. Dort findet sich womöglich ein gutes antizyklisches Kaufniveau, je nachdem wie schnell sich die Realwirtschaft und entsprechend die Automobilnachfrage wieder erholen kann. Im nächsten und übernächsten Jahr sehen wir den Palladiumpreis aufgrund einer wieder starken Industrienachfrage nochmals deutlich ansteigen.
Palladium in US-Dollar ist unter 1.900 US-Dollar short
Die nächste starke Unterstützung liegt bei 1.600 US-Dollar