Während viele Experten immer noch von einer sanften Landung der US-Wirtschaft reden, zeichnen die neuesten Konjunkturdaten ein ganz anderes Bild. Umso mehr wetten Investoren auf massive Zinssenkungen.

Ich hoffe, Sie hatten ein paar schöne Weihnachtstage.

Die Stimmung vieler Anleger könnte jetzt zum Jahresende jedenfalls besser nicht sein. Zwar tendiert der DAX seit rund zwei Wochen seitwärts, nachdem EZB-Chefin Christine Lagarde nach der EZB-Sitzung vom 14. Dezember gesagt hatte, dass die Mitglieder der EZB nicht über Zinssenkungen gesprochen hätten. Dennoch ist der Index seit Jahresanfang um stattliche 18,8 Prozent nach oben geschossen und liegt nur leicht unter dem Rekordhoch vom 14. Dezember.

Hingegen ist der Höhenflug beim S&P 500 zuletzt nahtlos weitergegangen. Seit Jahresanfang ist der Index um knapp 25 Prozent nach oben geschossen und liegt damit in Schlagweite des Rekordhochs von Anfang Januar 2022.

Für Rückenwind am US-Aktienmarkt ebenso wie bei Gold sorgt die Talfahrt der US-Zinsen. So waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zuletzt auf 3,87 Prozent eingebrochen, das ist das niedrigste Niveau seit Ende Juli.

Verantwortlich für den Zinseinbruch sind einerseits eine Serie schwacher US-Konjunkturdaten, die zeigen, wie sehr die hohen Zinsen die US-Wirtschaft belasten und damit Rezessionssorgen schüren und andererseits die Inflationsdaten, die etwas besser waren als erwartet.

So waren die Verkäufe neuer Häuser wegen der hohen Hypothekenzinsen im November um 12,2 Prozent gegenüber dem Vormonat auf eine Jahresrate von 590.000 kollabiert und lagen damit nicht nur meilenweit unter der Vorhersage der Volkswirte von 685.000, sondern auch auf dem gleichen Niveau wie 1963, also vor 60 Jahren.

Dabei ist die Bevölkerungszahl seit damals um zig Millionen gestiegen, weshalb der Absatz neuer Häuser in einem normalen Konjunkturumfeld viel höher sein müsste als damals. Dass er das aber nicht ist, zeigt meiner Meinung nach unmissverständlich, dass die US-Wirtschaft auch nicht annähernd so stark ist, wie viele „Experten“ behaupten.

Gold läuft in Richtung Rekordhoch

Die Talfahrt bei den US-Zinsen zieht auch den Dollar deutlich mit nach unten. Der sogenannte Dollar Index ist auf das niedrigste Niveau seit Ende Juli gesunken. Der Index spiegelt die Entwicklung des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen, allen voran dem Euro wider.

Wegen des Einbruchs der US-Zinsen und dem sinkenden Dollar ist der US-Aktienmarkt ebenso wie der Goldpreis auf Höhenflug. So ist die Notierung des Edelmetalls auf rund 2.070 Dollar je Unze geklettert, womit sich der Preis in Richtung des Rekordhochs vom 4. Dezember bei knapp unter 2.150 Dollar bewegt. Seit Jahresanfang steht damit ein Anstieg um stattliche 13,7 Prozent zu Buche.

Für zusätzlichen Abwärtsdruck auf die US-Zinsen und auf den Dollar hat gesorgt, dass die US-Inflationsdaten zuletzt weiterhin besser waren als erwartet, was umso mehr die Hoffnung auf massive Zinssenkungen der Fed im Jahr 2024 schürt – zumal Fed-Chef Jay Powell nach der Fed-Sitzung vom 13. Dezember 2023 gesagt hatte, dass die Mitglieder auf dieser Sitzung über Zinssenkungen gesprochen hätten.

Das hört sich ganz danach an, dass die erste Senkung nicht mehr lange auf sich warten lassen dürfte. Für viele Investoren ist es inzwischen ausgemachte Sache, dass die Fed bereits bei der übernächsten Sitzung im März 2024 zur Tat schreiten dürfte. Zudem wetten Investoren darauf, dass die Fed den Leitzins bis Ende 2024 um rund 150 Basispunkte (1,5 Prozentpunkte) gegenüber dem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,50 Prozent senken dürfte.

So war der sogenannte PCE-Preisindex (also nicht die offizielle Inflationsrate) im November auf 2,6 Prozent zurückgegangen und lag damit unter den Erwartungen von 2,8 Prozent. Zudem war die sogenannte Kernrate des PCE-Preisindex, dem bevorzugten Inflationsindikator der Fed, im November auf 3,2 Prozent zurückgegangen und lag damit unter den Erwartungen von 3,3 Prozent. Zudem bedeutete der November-Wert den geringsten Anstieg seit Januar 2021.

US-Daten im Fokus

Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten US-Konjunkturdaten. Ganz oben auf der Agenda stehen dabei am Donnerstag die Zahlen zu den fortgesetzten Anträgen auf Arbeitslosenhilfe, die um 14.30 Uhr veröffentlicht werden, sowie die Daten zu den anstehenden Hausverkäufen (16 Uhr).

Je schwächer die Daten sein sollten (mich würden schlechte Daten vom Immobilienmarkt keineswegs überraschen) umso mehr sollten die US-Zinsen einbrechen und damit den Dollar weiter mit nach unten ziehen. Und umso mehr Rückenwind sollten im Gegenzug der US-Aktienmarkt und der Goldpreis haben. Dabei dürfte die Marke von 2.100 Dollar je Unze zügig geknackt werden.

Anleihen-„König“ prognostiziert US-Rezession

Das Umfeld ebenso wie die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold sind hervorragend. Der Anleihen-„König“ Jeff Gundlach geht davon aus, dass die US-Wirtschaft 2024 in eine Rezession abrutschen dürfte und die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den unteren Drei-Prozent-Bereich sinken dürften.

Was das für den Dollar und damit den Goldpreis bedeuten könnte, kann sich jeder selbst ausmalen. Ich bin jedenfalls völlig Gundlachs Meinung und habe zahllose Male gesagt und geschrieben, dass die US-Wirtschaft auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte und die sogenannte „sanfte Landung“ der Wirtschaft nur der Zwischenschritt auf dem Weg in eine Rezession sein sollte.

Schauen wir mal, wie aggressiv die Fed im Umfeld einer möglichen Rezession den Leitzins senken könnte, um die Wahlchancen der Demokraten vor der US-Präsidentschaftswahl, am Dienstag, 5. November 2024 zu verbessern. Schließlich stehen viele Fed-Mitglieder den Demokraten nahe und dürften daher alles in ihrer Macht Stehende tun, um einen möglichen Wahlsieg von Ex-Präsident Donald Trump zu verhindern.

Umso mehr Sinn macht es meiner Meinung nach, den Bestand an physischem Gold weiter aufzustocken, zumal die EZB in dem obigen Szenario den Leitzins ebenso aggressiv oder noch aggressiver als die Fed senken dürfte – und damit den Euro noch mehr zu einer Weichwährung machen dürfte, als er es ohnehin schon ist. Damit geht die Kaufkraft des Euro immer weiter den Bach runter!

Ich wünsche Ihnen dennoch einen guten Rutsch in ein glückliches und gesundes Neues Jahr 2024!

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.