Die Sorge vieler Investoren vor einer Rezession der Weltwirtschaft nimmt rapide zu, weshalb die Zinsen rund um den Globus eingebrochen sind. Umso mehr dürften die weltweiten Notenbanken ihren Zinssenkungswettlauf auf Rekordtiefs und den Abwertungswettlauf bei den jeweiligen Währungen vorantreiben. Damit wird das ohnehin prächtige Umfeld für Gold immer besser.
Die Börsenturbulenzen sind mit voller Wucht zurückgekehrt. Obwohl der S&P500 um lediglich rund vier Prozent unter dem Rekordhoch notiert, sind viele Investoren ziemlich nervös, könnte sich doch der Kursrückgang deutlich ausweiten. Gleichzeitig ist der DAX in die Nähe des Sechs-Monats-Tiefs eingebrochen und notiert damit auf dem gleichen Niveau wie im März 2015. Hingegen liegt der Goldpreis mit rund 1.500 Dollar je Unze in der Nähe des Sechs-Jahres-Hochs.
Inzwischen dämmert es vielen Investoren, dass es zumindest vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November 2020 keine Einigung im Handelskrieg zwischen China und den USA geben dürfte. Zwar ist US-Präsident Donald Trump zuletzt überraschend eingeknickt und hat die Einführung von Strafzöllen von 10 Prozent auf chinesische Produkte im Wert von rund 150 Mrd. Dollar vom 1. September auf den 15. Dezember verschoben.
Handelskrieg schwelt weiter
Entgegen der Behauptung vieler Experten deutet das allerdings auf keine Entspannung im Handelskrieg hin. Vielmehr will Trump verhindern, dass Produkte wie Smartphones, Laptops oder Spielsachen vor Weihnachten deutlich teurer werden. Er dürfte nun hoffen, dass China kräftig US-Agrarprodukte kaufen wird, geht es doch vielen US-Landwirten nach dem Einbruch der Preise, wie für Soja und Mais, so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Allerdings dürfte China genau das nicht tun, sondern Trumps Einknicken zurecht als Schwäche werten und weiterhin keine US-Agrarprodukte kaufen, womit der Handelskrieg weiter schwelen dürfte. Damit hält die Unsicherheit für die weltweiten Unternehmen an, weshalb sie weiter auf die Investitionsbremse treten dürften, weshalb eine weltweitere Rezession immer wahrscheinlicher wird. Sie liegt vor, wenn das Wachstum der Weltwirtschaft auf weniger als zwei Prozent zurückgeht.
Die Schwäche der Weltwirtschaft ist längst auf die US-Wirtschaft übergeschwappt, weshalb die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuletzt bis auf 1,5 Prozent eingebrochen waren. Damit lagen sie um lediglich 16 Basispunkte (0,16 Prozentpunkte) über dem Rekordtief vom Juli 2016 – ein verheerendes Signal zu den Perspektiven der US-Wirtschaft. Umso mehr Rückenwind hat der Goldpreis.
US-Zinsen senden starke Rezessionssignale
Sehr besorgniserregend ist zudem, dass die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um herbe 32 Basispunkte unter jenen für dreimonatige liegen, die Zinsstrukturkurve ist also invers. Das ist praktisch der niedrigste Wert seit Mai 2007. Der Anleihenmarkt schätzt die Perspektiven der US-Wirtschaft damit als so schlecht ein, wie seit mehr als zwölf Jahren nicht mehr.
Kein Wunder, dass Trump bei jeder Gelegenheit massive Zinssenkungen der Fed fordert und damit Fed-Chef Jay Powell immer mehr unter Druck setzt. Indem man von den Zinsen für zehnjährige Anleihen jene für dreimonatige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente übrig.
Wenigstens gibt es in den USA noch ein paar Zinsen, im Rest der Welt gibt es praktisch nur noch Strafzinsen. Laut einer Studie der Bank of America haben die weltweiten Staatsanleihen außerhalb der USA im Gesamtwert von umgerechnet 19 Billionen Dollar einen durchschnittlichen Zinssatz von nur noch 0,02 Prozent – welcher Irrwitz! Obwohl die Schulden vieler hochverschuldeter Länder, wie Italien, Frankreich, oder Spanien, von einem Rekordhoch zum nächsten steigen, gibt es kaum noch Zinsen, vielmehr dürfte es bald nur noch Strafzinsen geben – Wahnsinn!
Powell muss aggressiven Zinssenkungszyklus signalisieren
Umso gespannter schauen Investoren auf das Treffen der weltweiten Notenbanker vom 22. bis 24. August in Jackson Hole, US-Bundesstaat Wyoming. Offiziell eröffnet wird es am Freitag, 23. August von Powell mit einer Rede um 16 Uhr. Investoren setzen darauf, dass er sich sehr taubenhaft gibt. Er soll also die jüngste Zinssenkung um 25 Basispunkte vom 31. Juli nicht mehr als „Anpassung inmitten des Zyklus“ bezeichnen, sondern klar signalisieren, dass ein neuer massiver Zinssenkungszyklus bevorsteht.
Viele Investoren erwarten, dass er bis Ende 2019 die Leitzinsen gegenüber dem aktuellen Niveau von 2,0 bis 2,25 Prozent um 50 Basispunkte senken wird. Ich erwarte allerdings, dass Powell beim Heraufziehen einer Rezession viel stärker reagieren und die Zinsen deutlich kräftiger reduzieren dürfte.
Das setzt andere Notenbanken wie die EZB unter Druck, können sie doch nicht zulassen, dass ihre Währungen gegenüber dem Dollar aufwerten, wodurch sich die Exportchancen der Unternehmen verschlechtern würden – und das in einem Umfeld, in dem eine weltweite Rezession heraufzieht.
EZB macht den Euro zur Weichwährung
Daher ist die EZB vorausgeprescht. So hat EZB-Ratsmitglied Olli Rehn zuletzt der US-Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“ gesagt, die EZB solle auf ihrer nächsten Sitzung am 12. September mit einem „wirksamen und umfassenden“ Paket aufwarten. Es sei besser, die Markterwartungen zu übertreffen als sie zu verfehlen, sagte der Chef der finnischen Notenbank.
Daraufhin sind die Zinsen weiter eingebrochen, jene für zehnjährige Bundesanleihen liegen mit minus 0,7 Prozent in der Nähe des Rekordtiefs. Die Talfahrt bei den Zinsen und die Aussicht auf die weitere Senkung der Leitzinsen sorgt für anhaltenden Abwärtsdruck auf den Euro. Mit Kursen von unter 1,11 Dollar je Euro ist er zuletzt auf das niedrigste Niveau seit Mai 2017 gesunken. Strafzins-Mario macht den Euro also immer weiter zur Weichwährung.
Das Ergebnis: Zwar war der Euro in den vergangenen Jahrzehnten seit der Einführung am 1. Januar 1999 als Buchgeld gegenüber dem Dollar weitgehend stabil. Allerdings hat der Euro seit damals um mehr als 80 Prozent gegenüber dem Goldpreis auf Euro-Basis abgewertet, woraufhin er um rund 450 Prozent nach oben geschossen ist und mit Kursen von um die 1.360 Euro je Unze nur knapp unter dem Rekordhoch liegt.
Die Talfahrt bei den Zinsen und dem Euro aufgrund dieser zunehmend irrwitzigen Politik der EZB bezahlen die hiesigen Sparer. Zinsen von minus 0,84 Prozent für einjährige Bundesanleihen bei einer Inflation von 1,7 Prozent bedeutet einen Realzins von minus 2,54 Prozent – so groß ist der Kaufkraftverlust. Ein Guthaben von 20.000 Euro bedeutet einen Kaufkraftverlust von 508 Euro jährlich! So bezahlen die deutschen Sparer den Preis für den Erhalt des Euro, damit hochverschuldete Länder wie Italien künftig noch mehr Schulden machen können als ohnehin schon.
Umso besser wird allerdings jeden Tag das ohnehin prächtige Umfeld für Gold. Das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen ist auf den Rekord von umgerechnet 16,7 Billionen Dollar geklettert. Da die Fed in der nächsten Krise die Zinsen ebenfalls in den Strafzinsbereich drücken dürfte, wird es weltweit praktisch nur noch Strafzinsen geben – und das für ein Anleihevolumen von zuletzt 55,8 Billionen Dollar. Umso attraktiver wird Gold, weil man damit Strafzinsen umgehen kann. Ich rate Ihnen daher weiterhin, Ihre Bestände aufzustocken.