In der vergangenen Woche standen das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Biden und Donald Trump, sowie die Frankreich-Wahl im Fokus der Investoren. In den nächsten Tagen wird es erneut spannend.

Etliche turbulente Tage liegen hinter uns: Zuerst hatte das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und Donald Trump vom Donnerstagabend, 27. Juni New Yorker Zeit (Freitagfrüh deutscher Zeit) für Aufsehen bei Investoren gesorgt, hatten doch anschließend selbst linksgerichtete US-Medien von einer „desaströsen“ Leistung des Amtsinhabers gesprochen.

Inzwischen hat sogar der erste Abgeordnete der Demokraten einen Rückzug von Biden gefordert, er solle das Feld einem anderen Kandidaten überlassen. Die Märkte haben auf diese Aussicht kräftig reagiert.

Weil Investoren davon ausgehen, dass der potenzielle Wahlsieger Trump nach seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 massiv Schulden machen dürfte, waren die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen zuletzt innerhalb von nur 2 Handelstagen um herbe 20 Basispunkte (0,2 Prozentpunkte) auf bis zu 4,5 Prozent nach oben geschossen, ehe die Zinsen etwas nachgegeben haben.

Das war eine gewaltige Bewegungen, das bedeutet einen Anstieg um herbe 200 Basispunkte innerhalb eines Monats – Wahnsinn!

Doch trotz plötzlich kräftigen Gegenwinds von der Zinsseite hat der Goldpreis unter nur kleinen Schwankungen seitwärts tendiert. Ich finde, das ist ein sehr gutes Zeichen für das Edelmetall.

Börsen im Bann der Frankreich-Wahl

Das nächste wichtige Ereignis für die Börse war anschließend die Frankreich-Wahl am Sonntag, 30. Juni. Nach der ersten Runde des Urnengangs waren tags darauf zum Handelsstart der französische Aktienindex CAC40 ebenso wie der DAX nach oben geschossen. Was Investoren gefeiert haben, ist mir allerdings völlig unklar.

So hat der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) die Wahl mit 33,2 Prozent gewonnen, vor der Linken (28 Prozent) und der Allianz von Präsident Emmanuel Macron (21 Prozent). In der Stichwahl am 7. Juli wollen Macrons Allianz und die Linke kooperieren, um einen Sieg des RN zu verhindern.

Durch die Kooperation wächst allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass die Linken, also die Sozialisten, die Grünen und die Kommunisten an die Macht kommen könnten. Vor dem Hintergrund dieser Aussichten gibt es für Investoren eigentlich nichts zu feiern, oder? Dass daher CAC40 und DAX am Dienstag zwischenzeitlich eingebrochen sind, sollte meiner Meinung nach niemanden überraschen.

Inflationsdaten im Fokus

Keine große Reaktion haben die Börsen hingegen auf die Inflationsdaten für die Eurozone gezeigt. Die Inflationsrate war im Juni leicht zurückgegangen auf 2,5 Prozent, nach 2,6 Prozent für Mai. Grund zur Entwarnung gibt es allerdings nicht, sind doch die Preise im Juni im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen und haben damit ein Rekordhoch erreicht. Damit wird die Kaufkraft von Tag zu Tag geringer.

Gleichzeitig ist die Inflationsrate in Deutschland im Juni auf 2,2 Prozent zurückgegangen, nach 2,4 Prozent für Mai. Allerdings – und Sie ahnen es wahrscheinlich schon – sind die Preise gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent geklettert und liegen damit ebenfalls auf einem Rekordhoch.

Warten auf US-Arbeitsmarktbericht…

Umso gespannter warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag, 5. Juli um 14.30 Uhr veröffentlicht wird. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen im Juni 189.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 272.000 für Mai. Zudem soll die Arbeitslosenquote im Juni bei sehr niedrigen 4,0 Prozent stagnieren.

Nachdem die Zahlen in den vergangenen Monaten erheblich geschwankt hatten und häufig weit von den Schätzungen der Volkswirte entfernt lagen, kann niemand seriös prognostizieren, wie die Juni-Zahlen ausfallen könnten.

Nachdem viele US-Konjunkturdaten in den vergangenen Monaten aber zusehends schwächer geworden sind, müsste man davon ausgehen, dass die US-Arbeitsmarktdaten für Juni schwächer ausfallen könnten als erwartet.

Mich würde es allerdings nicht überraschen, wenn das US-Arbeitsministerium wenige Monate vor der US-Wahl am 5. November einmal mehr einen überraschend guten Arbeitsmarktbericht veröffentlichen würde und damit versuchen würde, das Narrativ eines florierenden Arbeitsmarktes aufrecht zu halten.

Ich habe hingegen zahllose Male gesagt und geschrieben, dass der US-Arbeitsmarkt meiner Meinung nach viel schwächer ist, als er auf den ersten Blick aussieht und als die US-Regierung und die Fed behaupten. Wie immer die Zahlen auch diesmal ausfallen sollten, ich werde genau schauen, wie US-Zinsen, Dollar, die Aktienmärkte, sowie der Öl- und der Goldpreis darauf reagieren werden.

Meiner Meinung nach fehlt nur noch ein kleiner Funke, damit die Notierung des Edelmetalls in Richtung des Rekordhochs nach oben schießt. Ist eventuell der Arbeitsmarktbericht am Freitag dieser Funke?

… und Frankreich-Wahl?

Ebenso gespannt bin ich, wie die Stichwahl in Frankreich am Sonntag, 7. Juli ausgehen wird. Sollte es tatsächlich der Linken gelingen, die Wahl zu gewinnen, sind das meiner Meinung nach alles andere als gute Nachrichten für die Börsen.

Eines sollte allerdings jedermann klar sein: Wenn nach einem möglichen Wahlsieg der Linken die Lage in Frankreich eskalieren sollte – sprich die Zinsen schießen aus Sorge vor einer Schuldensause nach oben – dürfte die EZB schnell eingreifen und massiv französische Anleihen kaufen, um so die ohnehin viel zu niedrigen Zinsen für Frankreich künstlich auf ein noch niedriges Niveau zu manipulieren.

Dass die Zinsen für 10-jährige französische Staatsanleihen trotz einer Staatsverschuldung von horrenden 110,6 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung mit 3,26 Prozent nur knapp über den Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen von 2,61 Prozent liegen, obwohl die Schulden Deutschlands bei „nur“ 63,6 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen, macht absolut keinen Sinn!

Allein die Überzeugung der Investoren, dass die EZB im Notfall jederzeit einschreiten würde, hält die Zinsen für Frankreich auf einem künstlich viel zu niedrigen Niveau, womit die Schuldensause des hochverschuldeten Landes weitergehen kann.

Vor dem Hintergrund einer derart irrwitzigen Geldpolitik der EZB sollte jedermann klar sein, dass man physisches Gold als Absicherung gegen diesen Irrwitz braucht.

Wie ich schon zahllose Male gesagt und geschrieben habe, hat die Geldpolitik der EZB absolut nichts mit der soliden Geldpolitik der damaligen Bundesbank zu tun. Die EZB wird von den Mitgliedern der Weichwährungsländer dominiert und genau so ist auch die Politik der EZB – und schlussendlich kann nur eine Weichwährung rauskommen.

Glänzende Aussichten

Wie immer es auch kurzfristig beim Goldpreis weitergehen mag, vieles spricht für mittel- und langfristig kräftig steigende Kurse. Möglicherweise kommt der zündende Funke für eine Rally beim Goldpreis aber schon bald. Mittel- und langfristig bleibt Gold meiner Meinung nach unverzichtbar, um sich gegen den anhaltenden Wertverlust der Fiat-Währung Euro zu schützen.

Zur Erinnerung: der Goldpreis ist auf Euro-Basis gegenüber dem Stand von Anfang Juli 2023 um 23,5 Prozent nach oben geschossen. Und ein Ende der Fahnenstange ist längst nicht in Sicht.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.