Mit der Änderung ihres Inflationsziels hat die Fed den Abwärtsdruck auf den Dollar weiter erhöht. Obwohl er sich zuletzt ein wenig erholt hat, dürfte die EZB schon bald Gegenmaßnahmen signalisieren, wahrscheinlich bereits bei der Sitzung am kommenden Donnerstag, den 10.09.2020.

Wann platzt die gigantische Blase an den weltweiten Aktienmärkten? Das fragen sich viele Anleger. Nachdem gerade die Technologieaktien, wie Apple, Amazon und Microsoft, die Technologiebörse Nasdaq und den S&P 500 in den vergangenen Wochen von einem Rekordhoch zum nächsten getrieben hatten, kam es zuletzt zu einem kräftigen Einbruch bei den ehemaligen Highflyern, wie Apple und Tesla, woraufhin der S&P 500 eingeknickt ist.

Anstatt wie sonst üblich in einem derartigen Umfeld in US-Staatsanleihen zu flüchten, haben Investoren diesmal auch diese Papiere verkauft, um sich Liquidität zu beschaffen. Daraufhin sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 0,72 % nach oben geschossen – damit liegen sie in der Nähe des Drei-Monats-Hochs. Das hat zwar den Goldpreis deutlich belastet, dass er allerdings nur etwas nachgegeben hat und mit Kursen von rund 1.930 Dollar je Unze in der Nähe des ehemaligen Rekordhochs aus dem Jahr 2011 liegt, spricht allerdings klar für das Edelmetall.

Zumal Investoren während der jüngsten Turbulenzen am Aktien- und Anleihenmarkt in den sicheren Hafen Dollar geflüchtet sind, woraufhin er sich etwas gegenüber dem Euro erholt hat. Das hat für zusätzlichen Gegenwind beim Goldpreis gesorgt. Zuvor war der Euro noch am 1. September mit 1,20 Dollar je Euro auf das höchste Niveau seit Mai 2018 geklettert.

Nach dem historischen Strategiewechsel der Fed auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole ist vielen Investoren allerdings völlig klar, dass die Erholung des Dollar nur von sehr kurzer Dauer sein dürfte. Das können Sie in dem Beitrag „Goldpreis klettert trotz deutlich steigender US-Zinsen in Richtung Rekordhoch“ nachlesen.

EZB versucht den Euro nach unten zu reden

Der vorherige Euro-Anstieg ist der EZB ein Dorn im Auge, werden doch dadurch Produkte aus der Eurozone in den USA teurer, während US-Produkte in der Eurozone günstiger werden. Dadurch verschlechtern sich die Perspektiven für die hiesige Export- und damit die Gesamtwirtschaft.

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane warnte daher zuletzt: „Der Euro-Dollar-Wechselkurs spielt eine Rolle. Wenn es Kräfte gibt, die den Euro-Dollar-Wechselkurs bewegen, dann beeinflusst das unsere globalen und europäischen Prognosen und das wiederum beeinflusst unsere Geldpolitik.“ Sprich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone könnte etwas geringer ausfallen als geplant.

Ich betrachte das allerdings als reinen Vorwand, um die ohnehin extrem lockere Geldpolitik möglicherweise noch weiter zu lockern – das Signal hierfür könnte die EZB bereits bei der Sitzung am kommenden Donnerstag, den 10.09.2020 senden. Der Euro ist keineswegs hoch bewertet oder gar überbewertet, liegt er doch mit 1,18 Dollar je Euro auf dem gleichen Niveau wie zu seiner Einführung als Buchwährung im Januar 1999 und gleichzeitig um lediglich rund 10 % über dem 17-Jahres-Tief. Mit einem derartigen Wechselkurs haben viele Unternehmen gerade aus Deutschland keinerlei Problem.

Eurozone rutscht in Deflation ab

Allerdings sorgt ein steigender Euro für Abwärtsdruck auf die Inflation, was der EZB absolut nicht gefällt. So waren die Verbraucherpreise in der Eurozone im August um 0,2 % gegenüber dem Vorjahr gesunken, das war der erste Rückgang seit Mai 2016. Neben deutlich gesunkenen Preisen für Energie führten Experten das allerdings auf Corona-bedingte Sondereffekte, wie die Verschiebung des Sommerschlussverkaufs in einigen Ländern, zurück. Obwohl sich die Konjunkturerholung in der Eurozone im vierten Quartal deutlich abschwächen dürfte, weil anhaltend hohe Infizierten-Zahlen für Kaufzurückhaltung bei Verbrauchern sorgen dürfte, während die Unternehmen weiter auf die Investitionsbremse treten, sollte die Inflation in den nächsten Monaten allmählich steigen.

Dennoch könnte EZB-Chefin Christine Lagarde bei der Sitzung am kommenden Donnerstag Sorgen vor einem steigenden Euro und einer möglichen Deflation schüren – völlig zu Unrecht. Sinkende Verbraucherpreise belasten nicht etwa die Konjunktur, sondern stimulieren sie, weil sich die Verbraucher für ihr Geld mehr Güter und Dienstleistungen kaufen können. Das Problem allerdings ist, dass bei einer Deflation – im Gegensatz zur Inflation – die Schulden aufgewertet werden, das sind denkbar schlechte Nachrichten für eine hochverschuldete Volkswirtschaft wie jene der Eurozone.

Kräftiges Aufstocken des QE-Gelddruckens droht

Deswegen dürfte die EZB einmal mehr die niedrigen Inflationsraten und den steigenden Euro als hervorragende Vorwände nutzen, um die Geldpolitik weiter zu lockern und damit die schleichende Enteignung der Sparer voranzutreiben. Das könnte Lagarde bereits am kommenden Donnerstag signalisieren, nachdem die EZB bereits bei der Sitzung im Juni das Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) um 600 Mrd. auf 1,35 Mrd. Euro aufgestockt hatte.

Zwar dürfte die EZB diesmal die Strafzinsen nicht noch tiefer in den Keller drücken. Allerdings könnte Lagarde andeuten, wie „großartig“ das neue Inflationsziel der Fed sei. Damit würde die Gefahr rapide wachsen, dass sich die EZB dem „Vorbild“ der Fed anschließt und ebenfalls das „Ziel einer Durchschnittsinflation“ von 2 % anstrebt, was zwangsläufig ein Lockerung der Geldpolitik nach sich ziehen würde – zumal die Fed nur wenige Tage später, bei der Sitzung am 16.09. ,ihrerseits ein Aufstocken des QE-Gelddruckprogramms von aktuell 120 Mrd. Dollar pro Monat ankündigen könnte. Das dürfte dem Goldpreis neuen Rückenwind geben.

Daher könnte Lagarde am Donnerstag signalisieren, dass die EZB bei der Sitzung am 10.12. ihr PEPP-Programm deutlich aufstocken dürfte – 2 Billionen Euro würde mich keineswegs überraschen – und es von derzeit Mitte 2021 um sechs Monate verlängern dürfte.

Was auch immer die EZB und die Fed in dieser beziehungsweise der nächsten Woche auch ankünden mögen, sind die führenden Notenbanken und deren Kollegen aus anderen Ländern in einem beispiellosen Abwertungswettlauf bei den Währungen: Jede Notenbank versucht ihre eigene Währung möglichst stark abzuwerten, was die anderen Notenbanken zu Gegenmaßnahmen zwingt.

Das ist allerdings ein hervorragendes Umfeld für Gold. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.