Die Fed hat sich in der vergangenen Woche ein Kommunikationsdebakel geleistet. Zuerst hatte ein Fed-Mitglied kräftige Zinssenkungsfantasien für die nächste Sitzung am 31. Juli geschürt, anschließend ist die Fed aber zurückgerudert. Der Goldpreis hat sich dabei völlig konträr entwickelt: zuerst ist er nach oben geschossen, anschließend hat er etwas nachgegeben. Dennoch notiert er mit rund 1.425 Dollar je Unze nur knapp unter dem Sechs-Jahres-Hochs. In den nächsten Monaten dürfte er deutlich weiter steigen.
Was war bei der Fed in der vergangenen Woche genau passiert? Zuerst hatte der Chef der Notenbank von New York, John Williams, in einer Rede zum Thema wie die Fed in einem Nullzinsumfeld agieren solle, folgendes erklärt: Erstens solle die Fed bei einem schwachen Konjunkturumfeld zügig handeln. Zweitens solle sie die Zinsen länger niedrig halten. Drittens solle die Fed ihre Strategie anpassen, um in einem Nullzinsumfeld erfolgreich zu sein.
Nach Williams Rede war die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) bei der Sitzung am 31. Juli auf 70 Prozent nach oben geschossen, während viele Investoren zuvor eine Reduktion um lediglich 25 Basispunkte erwartet hatten. Daraufhin ist der Goldpreis mit 1.450 Dollar je Unze auf ein neues Sechs-Jahres-Hoch nach oben geschossen.
Fed soll künftig „vorbeugend“ agieren
Fast zur gleichen Zeit hat der Vizechef der Fed Richard Clarida gesagt, dass die Fed künftig nicht mehr „datenabhängig“ sein solle – d.h. auf die bisherigen Daten reagieren solle – sondern mit Blick auf die künftigen Daten agieren solle. „Man sollte nicht warten“, sagte Clarida. „Wenn die Zinsen in der Nähe von null sind, ist es wichtig, vorbeugend zu handeln.“ Obwohl die Leitzinsen aktuell bei 2,25 bis 2,5 Prozent liegen und US-Präsident Donald Trump andauernd behauptet, dass es der US-Wirtschaft besser gehe als jemals zuvor, sprechen Clarida und Williams von Nullzinsen – bemerkenswert, oder?
Ich hatte in den vergangenen Monaten wiederholt geschrieben, dass sich die US-Wirtschaft meiner Meinung nach stark abgekühlt hat und zügig auf dem Weg in eine Rezession sein dürfte. In dem Umfeld dürfte die Fed die Zinsen schnell auf null Prozent und anschließend in den Strafzinsbereich drücken. Der Goldpreis würde voraussichtlich enorm beflügelt werden, wenn es nach der Euro-Zone und Japan innerhalb weniger Jahre auch in der weltgrößten Volkswirtschaft USA Strafzinsen geben sollte.
Fed rudert zurück
Während einer Rezession senkt die Fed die Zinsen üblicherweise um 500 bis 550 Basispunkte. Die Zinsen waren im Dezember 2008 auf das Rekordtief von 0,25 Prozent reduziert worden und lagen dort bis Dezember 2016. Allerdings ist die Fed nach Williams Aussagen schnell zurückgerudert und hat geäußert, dass er bei der Rede über seine 20jährige Arbeit bei der Fed gesprochen habe und nicht etwa ein Signal für die Sitzung am 31. Juli geben wollte.
Daraufhin war die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte auf nur mehr 22 Prozent kollabiert, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen und der Dollar etwas gestiegen sind. Im Gegenzug hat der Goldpreis etwas nachgegeben. Sollte die Fed diesmal die Zinsen tatsächlich nur um mickrige 25 Basispunkte senken, würde das die US-Wirtschaft aber kaum stützen, zumal sie die Folgen des Handelskriegs mit China immer mehr zu spüren bekommt.
Dann würden weitere sieben Wochen vergehen, ehe die Fed bei der übernächsten Sitzung am 18. September die Zinsen erneut senken könnte. In der Zeit würde sich die US-Wirtschaft weiter abkühlen, was ein Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen klar widerspiegeln sollte.
Wann startet Trump einen Währungskrieg?
Das sollte auch den Dollar mit nach unten ziehen. Insbesondere dann, wenn US-Präsident Donald Trump nach dem Handelskrieg bald auch einen Währungskrieg mit China und der Euro-Zone eröffnen sollte. Trump hat wiederholt scharf kritisiert, dass die chinesische Notenbank und die EZB ihre Währungen jeweils künstlich nach unten manipulieren würden, weshalb der Dollar deutlich überbewertet sei. Das verschlechtere die Exportchancen der US-Unternehmen.
Trump hat daher wiederholt die Fed aufgefordert, die Zinsen kräftig zu senken, was gleichzeitig den Dollar nach unten drücken würde. Würde die US-Notenbank das tun, sollte das für deutlichen Abwärtsdruck auf den Dollar sorgen, was den Goldpreis merklich beflügeln würde.
Viele Experten gehen davon aus, dass Trump schon bald einen Währungskrieg starten dürfte. Dazu würde Trump das Finanzministerium anweisen, Dollar zu verkaufen und andere Währungen zu kaufen. Allerdings verfügt das Finanzministerium über den hierfür vorgesehenen Exchange Stabilization Fund (ESF) nur über 90 Mrd. Dollar.
Bei einem Handelsvolumen am weltweiten Währungsmarkt von umgerechnet mehr als fünf Billionen Dollar pro Tag, würden die Eingriffe des ESF schnell verpuffen. Daher wird Trump umso mehr Druck auf die Fed ausüben, das Finanzministerium zu unterstützen und ebenfalls kräftig Dollar zu verkaufen. Ein deutlicher Rückgang des Dollar sollte den Goldpreis merklich nach oben treiben.
Draghi verabschiedet sich mit einer Zinssenkung
Vor der Fed-Sitzung am 31. Juli warten Investoren gespannt auf die EZB-Sitzung am 25. Juli. Viele Investoren gehen davon aus, dass EZB-Chef Mario Draghi signalisieren wird, dass die EZB bei der übernächsten Sitzung am 12. September die Einlagenzinsen für die Banken vom aktuellen Rekordtief von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent senken dürfte. Damit müssten die Institute noch mehr Strafzinsen an die EZB bezahlen als ohnehin schon, was die Geldhäuser in Deutschland noch mehr in die Bredouille bringen würde.
Allerdings sagen die Analysten der Commerzbank bereits für kommenden Donnerstag eine Reduktion der Einlagenzinsen um 20 Basispunkte vorher. Damit würde Draghi den Markt allerdings einmal mehr deutlich überraschen, woraufhin der Euro gegenüber dem Dollar einknicken sollte. Dennoch dürfte der Goldpreis steigen, weil das weltweite Volumen von Anleihen mit Strafzinsen von umgerechnet rund 13 Billionen Dollar weiter steigen würde – welch ein Irrwitz! Umso attraktiver würde Gold werden, weil man mit physischem Gold Strafzinsen umgehen kann.
Das Umfeld für Gold ist besser als je zuvor. Immer mehr Investoren dämmert, dass wegen der von Tag zu Tag weltweit steigenden Rekordverschuldung die Notenbanken – allen voran die EZB – die Strafzinsen auf immer neue Rekordtiefs drücken dürften. Die Fed sollte sich dem „Vorbild“ der EZB und der japanischen Notenbank schon bald anschließend, woraufhin es auch in den USA Strafzinsen geben würde. Umso wichtiger ist es, sich mit Gold gegen den Irrwitz der Notenbanken zu schützen. Kurse von knapp unter 1.300 Euro je Unze sind weiterhin eine hervorragende Gelegenheit, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken.