Da der US-Arbeitsmarktbericht besser ausgefallen ist als erwartet, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben geschossen und haben den US-Dollar mitgezogen. Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten US-Konjunkturdaten.

Herber Tiefschlag für Gold-Fans wie Sie und mich: Zum Start in die neue Woche war der Goldpreis bis auf unter 1.700 US-Dollar je Unze eingebrochen, ehe er sich etwas erholt hat. Dennoch liegt er mit Kursen von rund 1.730 US-Dollar in der Nähe des Viereinhalb-Monats-Tiefs.

Begonnen hatte der Kursrutsch am vergangenen Freitag, 6. August nach dem überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht. Im Juli waren 943.000 Jobs geschaffen worden, das lag deutlich über den Schätzungen der Volkswirte von 900.000. Gleichzeitig ist die Zahl für Juni um 88.000 auf 938.000 nach oben korrigiert worden war, was laut der Einschätzung vieler Experten der Fed gute Gründe liefert, um schon bald eine Ankündigung zur möglichen Drosselung der QE-Anleihekäufe („Tapering“) zu machen.

Zudem ist die Arbeitslosenquote im Juli kräftig gesunken von 5,9 % auf 5,4 %. Das lag deutlich unter der Schätzung der Volkswirte von 5,7 %. Nach der Bekanntgabe der Daten waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen von 1,25 % bis auf 1,31 nach oben geschossen. Das hat den US-Dollar mit nach oben gezogen, beispielsweise gegenüber dem Euro. Im Gegenzug hatte der Goldpreis von zwei Seiten Gegenwind, woraufhin die Notierung des Edelmetalls eingeknickt ist und den Freitag bei knapp über 1.760 US-Dollar je Unze abgeschlossen hat.

Goldpreis wird nach unten manipuliert

In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es zu einem weiteren Kurseinbruch, nachdem am Sonntagabend gegen 18.30 Uhr New Yorker Zeit (Montag 0.30 Uhr deutscher Zeit) während des illiquiden Futures-Handels innerhalb weniger Minuten 24.000 Gold-Futures im Wert von mehr als 4 Milliarden US-Dollar auf den Markt geworfen worden waren und leider ihr Ziel nicht verfehlt haben: für einen Kurseinbruch zu sorgen.

Das ist für mich nichts anderes als eine absichtliche Manipulation des Goldpreises nach unten und dürfte vielen Fed-Mitgliedern gut gefallen. Sie entwerten den US-Dollar immer mehr, indem sie die Schuldenexplosion der Washingtoner Regierung mit der Notenpresse finanzieren und dazu trotz der florierenden US-Wirtschaft für netto 120 Mrd. US-Dollar Anleihen pro Monat kaufen. Das darf der Goldpreis aber natürlich nicht widerspiegeln, könnten doch ansonsten Zweifel an der angeblichen „Stärke“ der US-Wirtschaft aufkommen.

Allerdings „vergessen“ viele Experten zu erwähnen, dass das kräftige Wirtschaftswachstum einzig und allein auf einer Schuldenexplosion der Washingtoner Regierung beruht, während gleichzeitig private Haushalte, Unternehmen und Banken kräftig Schulden machen. Zur Erinnerung: Nachdem es zuletzt keine neuen Stimulus-Schecks der Regierung mehr gegeben hatte, haben die Verbraucher kräftig Schulden gemacht, woraufhin die Konsumentenkredite im Juni um den Rekord von 37,7 Mrd. US-Dollar auf den Rekord von 4,3 Billionen US-Dollar nach oben geschossen sind. Angesehen von derartigen Tatsachen läuft es geradezu „super“ in den USA.

Nachdem die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zuletzt etwas weiter gestiegen sind, liegen die Zinsen mit 1,37 % in der Nähe des Ein-Monats-Hochs. Komischerweise hat aber die Talfahrt der Zinsen in den vergangenen Wochen den Goldpreis kaum gestützt. Hingegen hat die Erholung des US-Dollars um rund 3 % seit Anfang Juli für etwas Gegenwind bei der Notierung des Edelmetalls gesorgt.

US-Zinsen und US-Dollar im Auge behalten

Umso wichtiger ist es, wie es bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weitergeht. Zwar könnten sie sich etwas weiter erholen, weil Investoren erwarten, dass Fed-Chef Jay Powell bei seiner Rede auf dem Treffen der weltweiten Notenbanker vom 26. bis 28. August in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming signalisiert, dass die Fed möglicherweise bereits bei der nächsten Sitzung am 22. September ankündigen könnte, wann und wie die Fed mit einem möglichen „Tapern“ starten würde.

Allerdings gehe ich davon aus, dass – abgesehen vom US-Arbeitsmarktbericht – die Serie schwacher US-Konjunkturdaten anhalten sollte, woraufhin die Zinsen bald wieder nach unten drehen könnten. Das dürfte den Goldpreis stützen, zumal die sinkenden Zinsen den US-Dollar mit nach unten ziehen sollten. Umso gespannter warten Investoren auf Donnerstag, 12. August, wenn die Daten zu den US-Produzentenpreisen, also die Preise, die die Unternehmen untereinander verrechnen, veröffentlicht werden. Am Freitag, 13. August folgen die Zahlen zum US-Verbrauchvertrauen der Universität Michigan.

Ehrlichgestanden weiß ich nicht, wie schnell sich die Lage beim Goldpreis beruhigen könnte. Bemerkenswert ist, dass er eingebrochen ist, obwohl der Realzins mit minus 4,03 % extrem niedrig ist. Er wird berechnet, indem man vom Zins für zehnjährige US-Anleihen (1,37 %) die Inflationsrate (5,4 %) abzieht. Gleichzeitig notiert der Goldpreis mit rund 1.730 US-Dollar auf dem gleichen Niveau wie im Juni 2020, obwohl die Bilanzsumme der Fed seit damals um mehr als 1,1 Billionen US-Dollar explodiert ist, die Fed also 1,1 Billionen US-Dollar gedruckt hat. Weil es aus dem gigantischen Schuldenmachen in den USA und dem massivsten Gelddrucken aller Zeiten der Fed keinen Ausstieg auf Dauer geben kann, weil ansonsten das US-Schuldenhaus schnell kollabieren würde, bleibt der Besitz von physischem Gold mittel- und langfristig unverzichtbar.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.