US-Präsident Donald Trump beschimpft andauernd die Massenmedien, sie würden Fake News verbreiten. Genau in diese Kategorie gehört allerdings auch der jüngste US-Arbeitsmarktbericht, der die miserable Lage völlig verschleiert.

Kurz vor dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli war US-Präsident Donald Trump in prächtiger Stimmung: Grund war der US-Arbeitsmarktbericht, der wegen des Feiertags diesmal bereits am 2. Juli und damit einen Tag früher als sonst üblich veröffentlich wurde. Demnach sind im Juni angeblich 4,8 Mio. Jobs geschaffen worden.

Das war nicht nur ein Rekord, sondern lag auch meilenweit über den Vorhersagen der Volkswirte von 3,1 Mio. neuen Arbeitsplätzen. Ich kann mir zwar absolut nicht erklären wie in einem Umfeld, in dem der Lockdown nur allmählich aufgehoben worden war, 4,8 Mio. Jobs geschaffen worden sein sollen. Aber nehmen wir der Einfachheit halber an, dass diese Zahl tatsächlich stimmen würde.

Entsprechend feierten Trump und das Weiße Haus, zumal inklusive des Jobsaufbau im Mai in den vergangenen zwei Monaten angeblich insgesamt 7,5 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen worden sein sollen. Damit ist nur ein Drittel der Jobs zurückgekehrt, die in den Monaten März und April insgesamt vernichtet worden waren (22 Mio.). Etwas Derartiges ficht Trump allerdings nicht an, vielmehr hat er davon gefaselt die US-Wirtschaft melde sich „extrem stark“ zurück.

US-Anleihenmarkt bleibt skeptisch

Die Aktienmärkte haben den „starken“ Arbeitsmarktbericht gefeiert, S&P 500 und DAX sind kräftig gestiegen. Komischerweise sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zwar kurz um 3 Basispunkte (0,03 Prozentpunkte) auf 0,71 % nach oben gehüpft, allerdings sind sie anschließend aber schnell wieder nach unten gedreht und haben den Donnerstag, 2. Juli 2020, mit 0,67 %  abgeschlossen – und damit sogar leicht unter dem Stand von vor der Veröffentlichung des Berichts.

Offensichtlich scheinen, im Gegensatz zum Aktienmarkt, die Investoren am US-Anleihenmarkt, an dem täglich US-Staatsanleihen im Volumen von knapp 700 Mrd. Dollar gehandelt werden, nicht zu kapieren, dass angesichts derart hervorragender Daten eine kolossale V-förmige Konjunkturerholung bevorstehen könnte oder?

Warum möchte ich Ihnen die US-Arbeitsmarktdaten kurz erläutern? Um Ihnen klar aufzuzeigen, dass der „starke“ Bericht ein Lügenmärchen ist und der US-Arbeitsmarkt viel schwächer ist als er aussieht. Daher wird die Wirtschaft in den kommenden Monaten auf weitere Billionen Dollar schwere Konjunkturprogramme der Trump-Regierung angewiesen sein, um vor der Wahl am 3. November die Fassade eines kräftigen Konjunkturaufschwungs aufrecht erhalten zu können. Daher dürften die Geldpressen der Fed weiterhin auf Hochtouren laufen, was den Goldpreis weiterhin kräftig beflügeln sollte.

US-Arbeitsmarkt ist weiterhin schwach

Also schauen wir uns die Daten mal ein bisschen genauer an. Demnach ist die Zahl der Arbeitslosen für den Berichtszeitraum zwischen Mitte Mai (inklusive der Woche des 12. Mai) und Mitte Juni (inklusive der Woche des 12. Juni) – also nicht für den Monat Juni – auf 17,75 Mio. gesunken, wodurch die Arbeitslosenquote von 13,3 % auf 11,1 % eingebrochen ist.

Gleichzeitig ist die Zahl der Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen nur Teilzeit arbeiten, – die also gerne Vollzeit arbeiten würden, denen der Arbeitgeber wegen der schwachen Geschäftslage aber nur Teilzeit anbietet – auf 9,06 Mio. gesunken. Hinzu kommen 2,47 Mio. erwerbslose Amerikaner, die zwar in den vergangenen 12 Monaten nach Arbeit gesucht haben, nicht aber in den vergangenen vier Wochen und daher nicht als Arbeitslose in der Statistik auftauchen.

Das Ergebnis: Addiert man 17,75 Mio. mit 9,06 Mio. und 2,47 Mio., kommt man auf insgesamt 29,28 Mio. Amerikaner. Dividiert man die Summe durch das Arbeitskräftevolumen, kommt man damit auf die sogenannte U6-Arbeitslosenquote – eine von vielen Experten stark beachtete Zahl von rund 18 %.

Unterbeschäftigung ist viel höher als offiziell ausgewiesen

Sie spiegelt meiner Meinung nach die tatsächliche Lage am Arbeitsmarkt viel besser wider als die offizielle Quote von 11,1 %. Zwar ist die U6-Quote vom Rekordhoch von 22,8 % über 21,2 % für Mai auf zuletzt 18 % gesunken – noch einmal: Das entspricht herben 29,28 Mio. Amerikanern. Dennoch liegt sie damit noch über dem Spitzenwert früherer Jahrzehnte.

Vor dem Hintergrund ist ein V-förmiger Konjunkturaufschwung extrem unwahrscheinlich, zumal die Infizierten-Zahl seit Mitte Juni, also dem Ende des Berichtszeitraums, kräftig nach oben geschossen ist und in den vergangenen Tagen von einem Rekordhoch zum nächsten gestiegen ist. Daher hat zuletzt der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, ein enger Verbündeter von Trump, eine Maskenpflicht angeordnet.

Sinkende US-Realzinsen drohen

Da die Infizierten-Zahl in den nächsten Wochen auf immer neue Rekordhochs steigen dürfte, dürfte das für weiteren Abwärtsdruck auf die US-Zinsen sorgen. Daher sollten die Zinsen für zehnjährige Anleihen allmählich in Richtung des Rekordtiefs vom 8. März von 0,5 % auf Schlusskursbasis sinken. Gleichzeitig könnte die Inflationsrate, die zuletzt auf 0,1 % eingebrochen war, in den nächsten Monaten aufgrund der Konjunkturbelebung allmählich steigen.

Die Folge: Der Realzins würde beginnen zu sinken, was dem Goldpreis Rückenwind geben sollte. Der Realzins wird berechnet, indem man von den Zinsen die Inflationsrate abzieht.

EZB warnt vor Deflation

Obwohl die Inflation in der Eurozone im Juni auf 0,3 % gestiegen ist, gegenüber dem Vier-Jahrestief von 0,1 % für Mai, hat die EZB zuletzt vor einer Deflation gewarnt. „Die Gefahr einer Deflation ist wieder aufgetreten. Wir haben es mit einer Angebots- und einer Nachfragekrise zu tun. Vor allem aber fehlt im gemeinsamen Währungsraum die Nachfrage, was tendenziell die Preise drückt”, sagte EZB-Ratsmitglied Olli Rehn, Chef der finnischen Notenbank.

Deflation bedeutet sinkende Verbraucherpreise. Im Gegensatz zu den Beteuerungen der EZB und anderer Notenbanker ist eine Deflation aber absolut nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil, denn sinkende Verbraucherpreise kurbeln die Nachfrage und damit die Wirtschaft an.

Allerdings steigt bei einer Deflation der Wert der Schulden, was die EZB unter allen Umständen vermeiden will. Vielmehr möchte die EZB durch eine möglichst hohe Inflation die Schulden entwerten und somit die Schuldensause in der Eurozone trotz des enormen Schuldenbergs am Laufen halten.

Bei derartigen Aussagen von Rehn muss man befürchten, dass die EZB bei der kleinsten Konjunkturschwäche die Geldpressen noch viel schneller laufen lassen dürfte als ohnehin schon. Damit gäbe es noch mehr Strafzinsen in der Eurozone, was es für hiesige Anleger umso attraktiver macht, in physisches Gold zu investieren, um damit die Strafzinsen zu umgehen. Jetzt ist die Zeit, um Ihre Bestände weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.