Die Spekulanten gingen 2,4 Tsd. Kontrakte Long, während der Preis um 36 USC anstieg. Das wäre neutral, doch bauten die großen vier Händler an der COMEX ihre Shortposition um 6 Tage der Weltproduktion ab, was sehr außergewöhnlich ist. Normalerweise würden wir hier nach starken Preisanstiegen einen deutlichen Aufbau der Shortposition erwarten.

Entweder war die fundamentale Nachfrage so schwach, dass man sich eindecken konnte oder aber man fürchtet einen Ausbruch nach oben und verringert deshalb die Shortposition. Diese Wochenentwicklung passt nicht in das typische Bild.

Insgesamt fiel der CoT-Index zum OI auf 22 Punkte und ist damit schon nahe dem Verkaufsbereich. Die Analyse für Silber ist damit unverändert. Ein Long-Drop droht, wenn Silber aus der potenziellen Bullenflagge nach unten rausfällt. Ein Rücksetzer um 3 US-Dollar wäre dann wahrscheinlich.

Technische Analyse 23.1.2023 Bild 1

Im Verhältnis zum Open Interest sind die CoT-Daten mit einem CoT-Index zum Open Interest von 22 Punkten eher schlecht

Technische Analyse 23.1.2023

Die Position der BIG4 ist immer noch relativ hoch, doch wurde sie zuletzt um 4 Tage der Weltproduktion abgebaut

Zum Ende des letzten Jahres sprang der Silberpreis zurück in die alte Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar und 28 US-Dollar mit einem Hoch bei 24 US-Dollar, als der Goldpreis den Widerstand bei 1.800 US-Dollar erreichte. Im neuen Jahr sprang der Goldpreis nochmals um 120 US-Dollar nach oben, doch obwohl der Silberpreis normalerweise im Tandem mit dem Goldpreis läuft, blieb der Silberpreis unverändert bei 24 US-Dollar kleben. Dies ist außergewöhnlich und ein Zeichen von Schwäche.

Die Analyse der CoT-Daten zeigt zwar, dass dieser Preisanstieg in den letzten Monaten zu einem großen Teil mit von Spekulanten verursacht wurde, doch sie zeigt auch, dass die Spekulanten zuletzt nicht mehr versucht hatten den Preis nach oben zu treiben.

Charttechnisch hat Silber bei 24 US-Dollar einen Abwärtstrend erreicht und eine potenzielle Bullenflagge ausgelöst, in der der Silberpreis jedoch Schwäche zeigte. Auch wenn die CoT-Daten nicht mehr gut sind, wäre noch etwas Luft für einen finalen Preisanstieg vorhanden, der den Silberpreis noch bis 28 US-Dollar führen könnte, bevor die Luft völlig raus wäre. Dafür müsste jedoch auch der Goldpreis noch einmal weiter bis zum Widerstand bei 1.980 US-Dollar ansteigen, was nach einer Rallye von über 300 US-Dollar nicht mehr so wahrscheinlich ist.

Sollte der Goldpreis hingegen nun fallen und auf 1.800 US-Dollar korrigieren, sobald es zu einer Erholung beim US-Dollar kommt, dann würde dies den Silberpreis, der zuletzt ohnehin Schwäche zeigte und überkauft ist, auch mit nach unten reißen.

Die Handelsstrategie ist demnach aktuell denkbar einfach.

  • Entweder zeigt der Goldpreis weiterhin Stärke in einem Umfeld eines schwächeren Dollars, dann kommt es zu einem bullischen Ausbruch aus der Bullenflagge und über dem Abwärtstrend, was eine Rallye bis 28 US-Dollar nach sich ziehen sollte. Dort sollte man dann alle Gewinne kurzfristig einstreichen. Ein Kaufsignal gibt es also mit einem bullischen Ausbruch.
  • Oder Gold korrigiert aufgrund eines stärkeren US-Dollars, worauf Silber nach unten aus der Handelsspanne fallen und so eine Korrektur bis ca. 21 US-Dollar nach sich ziehen würde. Ein Verkaufssignal gibt es also mit einem Fall aus der Handelsspanne.
Technische Analyse 23.1.2023

Silber vor der Rückkehr in die alte Handelsspanne?

Im Kurzfristchart ist die potenzielle Bullenflagge, in der sich der Silberpreis seit Mitte Dezember befindet, noch einmal deutlicher zu sehen. Ein Ausbruch über den Widerstand bei 24,60 US-Dollar würde einen Preisanstieg auf 28 US-Dollar nach sich ziehen, wogegen bei einem Fall aus der Handelsspanne unter die Unterstützung bei 23,25 US-Dollar eine Korrektur auf 21 US-Dollar folgen sollte.

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Der Ausbruch aus der Flaggenformation dürfte einen starken Impuls nach sich ziehen

Langfristige Analyse

Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14 US-Dollar auf der Unterseite und 19 US-Dollar auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild grundsätzlich sehr bullisch.

Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18 US-Dollar im letzten Sommer im Langfristchart ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis nun abgeprallt ist. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung neuer quantitativer Lockerungen in 2023 wieder ansteigen und in die Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar und 28 US-Dollar zurückkehren. In diesem oder spätestens nächsten Jahr ist ein Ausbruch über 28 US-Dollar wahrscheinlich, worauf ein Anstieg auf 36 US-Dollar folgen sollte.

Noch spielen die Notenbanker den Falken, doch glauben die Märkte diesen offensichtlichen Bluff nicht mehr. Sobald die Rezession offen zutage tritt und die Notenbanken diese Chance nutzen, um mehr Geld zu drucken, werden erst Gold und danach Silber neue Allzeithochs erreichen. Dann wird die Nachfrage nach Gold und auch Silber zum Schutz vor Inflation stark ansteigen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, das den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird.

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Starker Anstieg von 6 US-Dollar binnen zwei Monaten

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics, sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.