Technische Analyse zu Gold: Starke Korrektur am Freitag. Aufwärtstrend ist gefährdet

CoT-Analyse vom 14. Juni:

Die neuesten Terminmarktdaten zeigten sich neutral, wie in der Vorwoche. Davor sahen wir zwei Wochen mit Schwäche. Das physische Angebot und die Nachfragen scheinen ausgeglichen zu sein, weshalb eine starke Preiskorrektur bevorstehen könnte, bei dieser extrem einseitigen Positionierung am Terminmarkt. 
 
Der COT-Index zum Open Interest blieb unverändert bei 0 Punkten und damit im Verkaufsbereich. Der nicht adjustierte einfache COT-Index fiel um 3 Punkte auf 16 Punkte. Die BIG4 haben ihre Shortposition um einen Tag der Weltproduktion reduzieren können, ohne den Preis dabei nach oben zu schieben. 
 
Angesichts eines Terminmarktes, der so überkauft ist, wie zuletzt vor drei Jahren, spricht aktuell nichts gegen eine Fortsetzung der Korrektur bis mindestens in den Bereich um die 2.200$ je Feinunze. Grundsätzlich wäre das Korrekturpotenzial noch größer, was jedoch abhängig davon ist, ob zu tieferen Preisen erneute physische Käufe aus China in den Markt kommen. Bleiben diese aus, so ist das Korrekturpotenzial allein vom Terminmarkt größer. 

Die Terminmarktdaten für Gold sind so bärisch wie zuletzt vor drei Jahren, doch wurde die Rallye zuletzt nicht vom Terminmarkt, sondern vom physischen Markt getrieben

Die Terminmarktdaten für Gold sind so bärisch wie zuletzt vor drei Jahren, doch wurde die Rallye zuletzt nicht vom Terminmarkt, sondern vom physischen Markt getrieben

Die BIG4 halten aktuell eine sehr hohe Shortposition am Terminmarkt, die jedoch nicht mehr ausgeweitet wurde zuletzt

Die BIG4 halten aktuell eine sehr hohe Shortposition am Terminmarkt, die jedoch nicht mehr ausgeweitet wurde zuletzt

Der Goldpreis hat zum zweiten Mal ein tieferes Preishoch ausgebildet. Der Preis korrigierte schnell von den Verlaufshochs, was zeigt, dass der Markt überkauft ist und den Spekulanten die Kraft fehlt, um den Goldpreis auf neue Hochs zu treiben. Das ist kurzfristig ein bärisches Indiz. Der historisch überkaufte Terminmarkt birgt das Risiko einer weiteren deutlichen Korrektur, sobald die Unterstützung bei 2.280$ gebrochen wird. Da der Terminmarkt so stark überkauft ist, wäre eine Korrektur bis in den Bereich um die 2.200$ nur ein konservatives Korrekturziel. Sollten dann starke Käufe aus Asien, die die günstigeren Preise zum Einstieg nutzen, ausbleiben, so wäre auch eine Korrektur bis 2.080$ denkbar.

Es gibt wenige historische Vergleichsmöglichkeiten für die Rallye am Goldmarkt in diesem Jahr. So überraschend die Nachfrage – vermutlich aus Asien – aufkam, so schnell könnte diese auch wieder abebben. Nur dann, wenn die Nachfrage aus Asien wieder anzieht und so wieder ein Defizit entsteht, kann sich die Hausse fortsetzen. Trader, die kurzfristig agieren, sind in diesem Markt aktuell im Vorteil. Man sollte jedoch demütig sein und sich bewusst machen, dass etwas, das hoch ansteigt, normalerweise auch wieder tief fällt.

Unter 2.300$ gibt es ein erstes technisches Verkaufssignal, das unter 2.280$ noch einmal bestätigt würde, wobei dann das nächste Korrekturziel bei 2.200$ liegt. Über 2.330$ ist Gold neutral und erst über 2.370$ würde sich das charttechnische Bild aufhellen. Selbst im besten Fall, wenn die Nachfrage aus Asien stark bleibt, wäre höchstens eine Fortsetzung der trendlosen Seitwärtsphase zwischen 2.280$ und 2.420$ im Sommer denkbar, wogegen eine sofortige Fortsetzung der Rallye recht unwahrscheinlich ist.

Gewinnmitnahmen drückten den Goldpreis zurück unter seinen vorherigen Aufwärtstrend

Der Goldpreis fiel am Freitag erneut unter seinen Aufwärtstrend

Nach der starken Rallye wäre eine Korrektur des Goldpreises gesund und normal

Nach der starken Rallye wäre eine Korrektur des Goldpreises gesund und normal

Goldpreis in Euro – Korrektur als Kaufchance nutzen 

Gerade in Euro ist jeder Preisrücksetzer eine finale Kaufchance, die man nicht verpassen sollte. Im letzten Jahr riet ich dazu, jeden Rücksetzer auf die Unterstützung bei 1.740€ als letzte Kaufchance zu nutzen, bevor der Preis in diesem Jahr auf neue Allzeithochs steigen würde. Wir hatten zwar erst im Rahmen neuer QE-Programme mit einer Rallye in diesem Jahr gerechnet, doch womöglich eskomptiert der Goldpreis dieses Szenario bereits in den aktuellen Preisen. 

Da wir von einer Fortsetzung der Dollarstärke ausgehen, erwarte ich eine bessere Entwicklung des Goldpreises in Euro in diesem Jahr. Wertet der Euro auf die Parität zum US-Dollar oder noch tiefer ab, so wird sich diese Abwertung in einem umso stärkeren Anstieg des Goldpreises in Euro widerspiegeln. Die sich anbahnende Wirtschaftskrise in Europa, die hohen Zinsen, die weltweit höchsten Energiekosten und der Krieg in Europa sind ein Pulverfass für die Kaufkraft des Euro, weshalb Investoren im Euroraum gut beraten sind auch weiterhin in Gold zu investieren. Ein Anstieg des Goldpreises auf 3.000 Euro in den nächsten drei Jahren ist ein durchaus realistisches Szenario. 

Während im letzten Jahr ein Rücksetzer auf 1.740€ eine Kaufchance darstellte, sollte man nun einen möglichen Rücksetzer auf 2.000€ je Feinunze als möglicherweise letzte Kaufchance sehen. Ein Verkaufssignal würde unterhalb der Unterstützung bei 2.115€ entstehen. Nur in einem starken deflationären Crash an den Börsen wäre eine Korrektur unter 1.900$ noch denkbar, was ein Geschenk für Investoren wäre, die diese Rallye verpasst haben. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Korrektur ist jedoch eher gering, da der Euro weiter abwerten dürfte im Laufe des Jahres. 

Der Goldpreis in Euro wird von einer weiteren Euroschwäche profitieren in diesem Jahr

Der Goldpreis in Euro wird von einer weiteren Euroschwäche profitieren in diesem Jahr

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.