Trotz der Sorgen um eine US- und sogar weltweite Rezession greifen Investoren kräftig bei Aktien zu, gerade auch bei den riskantesten. Umso gespannter warten Anleger auf die nächsten US-Konjunkturdaten in der Hoffnung, dass die Zahlen neuen Rückenwind für die Märkte liefern.

Die Party beim DAX nimmt immer mehr Fahrt auf. Seit Jahresanfang, also in gerade mal zweieinhalb Wochen, ist der Index um herbe 9,0 Prozent nach oben geschossen und nähert sich zusehends dem Rekordhoch vom Januar 2022 – Wahnsinn! Einen derartigen Zuwachs verbucht der DAX im Schnitt üblicherweise in einem ganzen Jahr! Grund für die Rally ist aber keineswegs die Aufhellung der Konjunktur- und damit der Gewinnperspektiven der Unternehmen, ganz im Gegenteil.

Für Rückenwind beim DAX und zuletzt auch bei S&P 500 und Nasdaq sorgt vielmehr die Hoffnung, dass die Inflationsraten in den USA und der Euro-Zone in den nächsten Monaten mehr oder minder deutlich zurückgehen dürften, woraufhin die Fed innerhalb weniger Monate eine Zinspause einlegen und anschließend den Leitzins deutlich senken könnte. Wegen dieser Erwartung sind die Zinsen für zehnjährige US- und auch Bundesanleihen in den vergangenen Wochen eingebrochen, was gerade den DAX nach oben hat schießen lassen.

Dass die US-Inflation aber vor allem aus einem Grund, einer wahrscheinlich schnell heraufziehenden Rezession, so stark im Rückwärtsgang sein dürfte, das ignorieren Investoren derzeit völlig. Schließlich dürften in einem Rezessionsumfeld die Gewinne der Unternehmen aus S&P 500 und DAX einbrechen, woraufhin die Indizes eigentlich nach unten rauschen müssten.

Hingegen haben Investoren nach der vorherigen Rally bei Gold zuletzt ein paar Gewinne mitgenommen. Diese Phase sollte aber schnell vorbeigehen, denn wenn die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Talfahrt bleiben und damit den Dollar weiter mit nach unten ziehen sollten, dürfte der Goldpreis den Höhenflug fortsetzen.

Rein in die riskantesten Aktien

Für zusätzlichen Rückenwind an den Aktienmärkten sorgen die erheblich schlechter werdenden US-Konjunkturdaten, die Rezessionssorgen schüren. So war zuletzt der Empire State Manufacturing Index, also der Einkaufsmanagerindex der Notenbank von New York für die dortige Industrie, im Januar von minus 11,2 Punkte auf minus 32,9 Punkte kollabiert. Hingegen hatten Volkswirte eine deutliche Erholung auf minus 8,1 Punkte vorhergesagt. Abgesehen vom Einbruch während der Corona-Pandemie ist der Januar-Wert der niedrigste Stand seit März 2009 und schreit damit meiner Meinung nach laut „Rezession!“

Die Party beim DAX und der Kursanstieg um 4,0 Prozent seit Jahresanfang beim S&P500 sind daher meiner Meinung nach nichts anderes als reine Spekulation! Dabei haben Investoren zuletzt sowohl beim DAX, als auch bei S&P 500 und Nasdaq, gerade auch bei den riskantesten Aktien stark zugegriffen, also Unternehmen mit hohen Schulden, hoch bewerteten Aktien, oder auch Zyklikern, also Unternehmen, die stark konjunkturabhängig sind, wie Autos, oder Halbleiter. Gerade diese riskanten Papiere würde man im Umfeld einer drohenden weltweiten Rezession aber eben nicht kaufen, sondern kräftig verkaufen.

Das interessiert Investoren aber nicht, sie hoffen einmal mehr auf die Fed. Darauf sind die Investoren durch die andauernden Eingriffe der Fed in den vergangenen 10 Jahren bei den kleinsten Krisenanzeichen quasi „trainiert“ worden.

EZB will zu langsamerer Gangart zurückkehren

Zuletzt hat die EZB noch einen Testballon steigen lassen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg will die EZB zwar bei der nächsten Sitzung am 2. Februar – also einen Tag nach der Fed-Sitzung – den Leitzins wie angekündigt um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) auf 3,0 Prozent anheben. Allerdings denken die EZB-Mitglieder laut Bloomberg darüber nach, anschließend auf kleinere Erhöhungen umzuschwenken, also bei der darauffolgenden Sitzung am 16. März auf 25  Basispunkte zurückzugehen.

Und damit will die EZB die Inflation bekämpfen? Absolut nicht. Schließlich dürfte die Inflationsrate von 9,2 Prozent für Dezember in den nächsten Monaten nur langsam zurückgehen. Wie sollen derart hohe Inflationsraten mit Leitzinsen von 3,0 oder 3,25 Prozent bekämpft werden? Gar nicht, vielmehr stützt die EZB mit derart mickrigen Zinsen die Konjunktur und heizt damit die Inflation weiter an.

Umso wichtiger bleibt es daher, physisches Gold zu besitzen, um sich gegen den anhaltend kräftigen Kaufkraftverlust zu schützen. Bei einem Schuldenberg von herben 12,1 Billionen Euro für die Euro-Zone per Ende Juni 2022 – das waren herbe 94,2 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – wird die EZB nie mehr die Inflation bekämpfen, nie mehr! Ziel der EZB ist es vielmehr, die Inflation so stark wie irgend möglich anzuheizen, um damit die riesige Schuldenlast bei vielen hochverschuldeten Staaten, Verbrauchern und Unternehmen zu entwerten und damit solange wie irgend möglich zu verhindern, dass das gigantische Schuldenhaus kollabiert.

Warten auf wichtige US-Konjunkturdaten

Umso gespannter warten Investoren auf die nächsten US-Konjunkturdaten. Am Mittwoch, 18. Januar werden die Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen und der Industrieproduktion veröffentlicht. Am Donnerstag folgen jede zu Neubaubeginnen und Baugenehmigungen, sowie zum Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia für die dortige Industrie, und am Freitag die Daten zu den bestehenden Häuserverkäufen. Je schwächer die einzelnen Zahlen sein sollten, und umso mehr Rezessionssorgen sie schüren sollten, umso mehr dürften die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen und Investoren im Gegenzug umso kräftiger Aktien aus DAX, S&P 500 und Nasdaq kaufen.

Je schwächer also die Konjunkturdaten ausfallen sollten, umso mehr würden sie also die Spekulation an den Aktienmärkten anheizen! Ich habe schon zahllose Male gesagt und geschrieben, dass die Fed mit ihren jahrelangen Nullzinsen und dem gigantischen Gelddrucken aus den Aktienmärkten ein reines Casino gemacht hat. Um der immensen Spekulation Einhalt zu gebieten, müsste die Fed meiner Meinung nach in den nächsten Monaten – entgegen der Erwartung vieler Investoren – die Zinsen weiter kräftig anheben und so weitere Luft aus den Märkten rauslassen. Ich glaube aber, dass Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen sich das nicht trauen werden – leider!

Auf Basis meines Szenarios zu Fed und EZB bleiben die Aussichten für Gold hervorragend. Je mehr Investoren auf eine baldige Kehrtwende der Fed – und anschließend kurz darauf der EZB – spekulieren sollten, umso mehr sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf Talfahrt bleiben und den Dollar mit nach unten ziehen. Und umso mehr Auftrieb sollte der Goldpreis haben und er weiter in Richtung der Marke von 2.000 Dollar je Unze laufen. Daher macht es großen Sinn, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.