Die Erleichterung der Investoren, nachdem US-Präsident Donald Trump die Strafzölle auf einige chinesische Produkte um ein paar Monate verschoben hatte, dauerte nicht einmal 24 Stunden. Dann kehrten die Börsenturbulenzen mit voller Wucht zurück. Daher sind Investoren weiter in den sicheren Hafen Gold geflüchtet.
US-Präsident Donald Trump ist scheinbar in Panik. Nachdem die US-Börsen am gestrigen Mittwoch eingebrochen waren, hat er die US-Notenbank zum Handeln aufgefordert. „Die Fed muss etwas unternehmen. Die Fed ist die Notenbank der USA, nicht der Welt“, twitterte Trump. Offensichtlich hat er damit einmal mehr schnelle massive Zinssenkungen der Fed gefordert, so sollen die Aussichten für die US-Konjunktur und damit der Aktienmarkt stabilisiert werden. Dabei notiert der S&P500 trotz des jüngsten Einbruchs um lediglich sechs Prozent unter dem Rekordhoch. Hingegen notiert der Goldpreis in der Nähe des Sechs-Jahres-Hochs, weil das Edelmetall als sicherer Hafen sehr gefragt ist.
Trumps neue Twitter-Tiraden sind umso bemerkenswerter, behauptet er doch andauernd, dass es der US-Wirtschaft besser gehe als je zuvor. Ich habe das allerdings wiederholt als Fake News bezeichnet. Vielmehr sind bei Investoren die Sorge vor einer US-Rezession stark hochgekocht, nachdem am Mittwoch die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 1,6 Prozent kollabiert und damit zum ersten Mal seit Mai 2007 kurz unter die Zinsen für zweijährige US-Anleihen gerutscht waren. Diese Zinsstrukturkurve war also kurz invers.
Indem man von den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen jene für zweijährige abzieht, entfernt man die Inflationskomponente und es bleibt nur noch die Wachstumskomponente der US-Wirtschaft übrig. Diese inverse Zinsstrukturkurve interpretieren viele Investoren als klares Rezessionssignal, war doch vor den vergangenen sieben Rezessionen in den USA diese Kurve jedes Mal invers, weshalb Investoren nun kräftig den Verkaufen-Knopf bei US-Aktien gedrückt haben. Dass die Zinsen für 30-jährige US-Anleihen zum ersten Mal auf unter 2,0 Prozent und damit auf Rekordtiefs eingebrochen sind, hat dieses Rezessionssignal verstärkt.
Deutsche Wirtschaft ist auf dem Weg in eine Rezession
Investoren bekommen allerdings nicht nur wegen einer möglicherweise heraufziehenden Rezession in den USA, sondern einer weltweiten Rezession zusehends Angst. Sie liegt vor, wenn das weltweite Wirtschaftswachstum auf mehr als zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgeht. Geschürt wurden diese Sorgen von den jüngsten Daten aus China, als die Industrieproduktion im Juli den niedrigsten Anstieg seit 17 Jahren verbuchte hatte, während die Einzelhandelsumsätze deutlich weniger zugelegt hatten als erwartet. Das zeigt wie sehr der Handelskrieg die chinesische Wirtschaft belastet. Sie war allerdings in den vergangenen Jahren der wichtigste Antriebsmotor für die Weltwirtschaft.
Zudem war die deutsche Wirtschaft wegen der sinkenden Exporte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Inzwischen haben viele Investoren die Hoffnung aufgegeben, dass es im zweiten Halbjahr zu einer Konjunkturbelebung kommen wird. Vielmehr befürchten inzwischen immer mehr Experten, dass die Wirtschaftsleistung auch im dritten Quartal zurückgehen dürfte, womit die deutsche Wirtschaft in einer Rezession wäre. Kein Wunder, dass die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen auf das Rekordtief von minus 0,66 Prozent kollabiert sind. Der Abwärtstrend dürfte in den nächsten Monaten anhalten, was Gold weiteren Rückenwind geben sollte.
Immer mehr Strafzinsen sind ein immer größerer Irrsinn
Verschärft wurden die Konjunkturängste der Investoren dadurch, dass auch die Zinsstrukturkurve in Großbritannien zuletzt invers geworden ist, die Zinsen für zehnjährige Anleihen also unter jene für zweijährige gerutscht sind. Die Wirtschaft bekommt die Auswirkungen des bevorstehenden Brexits zusehends zu spüren, weshalb sie im zweiten Quartal überraschend um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft ist. Dass die schwedische Wirtschaft im gleichen Zeitraum um 0,1 Prozent geschrumpft ist, sei nur am Rande erwähnt. Dass angesichts all dieser Zahlen die Rezessionsängste der Investoren deutlich zunehmen, sollte niemand verwundern.
In dem Umfeld flüchten Investoren immer mehr in Anleihen, woraufhin die Zinsen kollabieren. Nach dem jüngsten Kurseinbruch liegen jene für zehnjährige US-Anleihen um lediglich 25 Basispunkte über dem Rekordtief vom Juli 2016. Ich erwarte, dass die Zinsen innerhalb weniger Wochen auf neue Rekordtiefs einbrechen werden, was die Zinsen im Rest der Welt auf immer neue Rekordtiefs drücken würde. Das dürfte den Goldpreis deutlich beflügeln.
Notenbanken versuchen mit Strafzinsen das gigantische Schuldenhaus am Leben zu halten
Zuletzt ist das Volumen weltweiter Anleihen mit Strafzinsen auf den Rekord von umgerechnet 15,8 Billionen Dollar gestiegen. Diese Zahl dürfte in den nächsten Monaten und Jahren weiter kräftig steigen, zumal die Fed selbst rapide auf Strafzinsen zusteuert. Zuletzt hat James Bullard, der Chef der Notenbank von St. Louis, einmal mehr Strafzinsen ins Spiel gebracht. Offensichtlich kann der weltweit größte Schuldenberg aller Zeiten nur noch mit immer mehr Strafzinsen am Leben gehalten werden – das ist leider die Welt, in der wir leben, das ist die bittere Realität.
Laut dem Branchenverband Institute of International Finance (IIF) liegen die weltweiten Schulden, also von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und dem Finanzsektor, bei umgerechnet 247 Billionen Dollar. Das sind horrende 318 Prozent der jährlichen weltweiten Wirtschaftsleistung. Damit sind die Schulden gegenüber dem Stand von Ende September 2008, also kurz nach der Lehman Pleite, um herbe 75 Billionen Dollar geklettert. Damals lag der Wert bei „nur“ 270,9 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die weltweiten Notenbanken haben also das Schuldenproblem mit noch viel mehr Schulden „gelöst“ – das ist einfach absurd!
Inzwischen sollte eigentlich jedermann klar sein, dass man mit Strafzinsen eine Wirtschaft nicht nachhaltig ankurbeln kann. Wenn das der Fall wäre, dann würden die japanische Wirtschaft und die der Eurozone boomen. Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall. Das dürfte die Fed dennoch nicht davon abhalten, diesen offensichtlich völlig falschen Weg einzuschlagen. Dass zuletzt die US-Bankaktien, gemessen am KBW Nasdaq Bank Index, eingebrochen sind und damit auf dem Niveau vom Dezember 2016 notieren, sollte niemanden überraschen.
Die Perspektiven für Gold sind besser als je zuvor. Die Gefahr ist groß, dass die deutsche Wirtschaft, jene der Eurozone, die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft jeweils rapide in eine Rezession abrutschen. Dann dürften die weltweit führenden Notenbanken die Bürger mit immer mehr Strafzinsen „beglücken“. Damit wird das Umfeld für Gold immer besser, weil man mit dem Edelmetall Strafzinsen umgehen kann. Sie sollten daher die Zeit nutzen, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken und sich so gegen den Irrwitz der Notenbanken und den weiteren Verfall einer Fiat-Währung, wie dem Euro, zu schützen.