Fed-Chef Jay Powell und viele Experten behaupten gebetsmühlenartig, dass die US-Wirtschaft stark sei. Die jüngsten Konjunkturdaten wecken an dieser Version aber große Zweifel. Umso gespannter warten Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Die Börsenparty läuft auf vollen Touren. Der DAX sprintet in Richtung des Rekordhochs vom Januar 2022, während in den USA gerade die Technologieaktien kräftig auf dem Weg nach oben sind. Und nichts scheint die Party aufhalten zu können, oder vielleicht doch?
Immerhin gab es zuletzt einige bedenklich schwache US-Konjunkturdaten, die Rezessionssorgen geschürt haben. Daraufhin sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen und haben den Dollar mit nach unten gezogen. Im Gegenzug ist der Goldpreis auf mehr als 2.000 Dollar nach oben geschossen und nimmt damit zusehends das Rekordhoch vom August 2020 bei rund 2.070 Dollar zügig ins Visier.
Schwache US-Daten
Los ging es am Montag, 3. April, als das Institute for Supply Management (ISM) den Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie veröffentlicht hat. Der Index ist im März von 47,7 auf 46,3 Punkte gesunken und lag damit unter der Vorhersage der Volkswirte von 47,5 Punkten. Das war zugleich das niedrigste Niveau seit Mai 2020, also einen Monat nach dem Ende der bislang letzten US-Rezession. Werte unterhalb der 50er-Marke signalisieren ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in dem Sektor.
Besonders bedenklich ist zudem, dass die Komponente mit den Auftragseingängen von 47,0 auf 44,3 Punkte eingebrochen ist und damit ein Schrumpfen der Orders anzeigt. Wenig überraschend waren nach der Veröffentlichung der Daten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen und hatten den Dollar mit nach unten gezogen.
Tags darauf, am Dienstag, 4. April ging es dann Schlag auf Schlag. Um 16 Uhr sind sowohl die Zahl der offenen Stellen als auch die Industrieaufträge bekanntgegeben worden – und beide Daten waren alles andere als erfreulich. Die Zahl der offenen Stellen ist im Februar auf 9,93 Mio. eingebrochen und lag damit weit unter den Schätzungen von 10,4 Mio.. Zudem war der Februar-Wert der niedrigste seit Mai 2021.
Außerdem ist die Zahl für Januar von ursprünglich 10,82 auf 10,56 Mio. nach unten korrigiert werden. Das zeigt, wie stark sich der US-Arbeitsmarkt in den ersten zwei Monaten des Jahres abgekühlt hat – und ich gehe davon aus, dass die Februar-Zahl ebenfalls kräftig nach unten korrigiert wird.
Außerdem waren die US-Industrieaufträge im Februar um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken, was etwas schlechter war als der Rückgang um 0,4 Prozent, den Volkswirte vorhergesagt hatten. Und – Sie ahnen es wahrscheinlich schon – die Zahl für Januar ist nach unten korrigiert worden. Wohin auch sonst? So steht statt dem ursprünglich gemeldeten Rückgang um 1,6 Prozent gegenüber dem Vormonat nun ein Minus von 2,1 Prozent zu Buche.
Damit lagen die Industrieaufträge im Februar – trotz der hohen Inflation – um nur noch 2,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Ansonsten ist die US-Wirtschaft aber „stark“, na klar!
Goldpreis springt nach oben
Die Folge: nach der Veröffentlichung der Daten, gerade zum Einbruch der offenen Stellen, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen und haben den Dollar mit nach unten gezogen. Im Gegenzug hat der Goldpreis völlig zu Recht einen Sprung auf mehr 2.000 Dollar nach oben gemacht.
Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt gesagt und geschrieben, dass die US-Wirtschaft meiner Meinung nach bereits in einer Rezession sein dürfte, weil die hochverschuldete Privatwirtschaft, also Verbraucher und Unternehmen, die hohen Zinsen in keiner Weise verkraften können. Von dieser Einschätzung bin ich nach den neuesten US-Daten überzeugter denn je.
Das Problem dabei: Sollte eine Rezession mit großen Schritten heraufziehen, oder bereits da sein, bedeutet das gar nichts Gutes für die US-Banken. Daher dürfte die Bankenkrise viel schneller auf den Radarschirm der Investoren zurückkehren, als vielen lieb ist. Dass der KBW Nasdaq Bank Index, der die Kursentwicklung gerade der großen Institute widerspiegelt, in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit November 2020 abgeschmiert ist, sollte niemanden überraschen. Ich fürchte, dass das allerdings noch längst nicht der Boden sein wird, leider!
Schlussendlich dürfte die Fed die Probleme in dem Sektor im Speziellen und der Wirtschaft im Allgemeinen einmal mehr mit einer neuen massiven QE-Gelddruckrunde „lösen“. Ein Umfeld, in dem die Inflation durch die Fed kräftig angeheizt wird, während die Zinsen gleichzeitig sehr niedrig sein werden, sollte ein prächtiges Umfeld für Gold sein.
Warten auf US-Arbeitsmarktbericht
Umso wichtiger sind die nächsten Konjunkturdaten aus den USA. Am Mittwoch, 5. April veröffentlicht ISM den Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor. Er soll im März leicht sinken von 55,1 auf 54,4 Punkte. Mich würde es nicht überraschen, wenn es zu einem deutlich größeren Rückgang kommen würde.
Von großer Bedeutung ist dabei vor allem die Beschäftigungskomponente. Sollte sie einbrechen, würde das die Sorge schüren, dass der US-Arbeitsmarkt deutlich schwächer wäre als bislang erwartet, womit wiederum die Rezessionsängste hochkochen würden.
Im Februar war die Komponente überraschend von 50,0 auf 54,0 Punkte nach oben geschossen und hatte damit einen Einstellungsboom signalisiert. Das macht meiner Meinung nach aber absolut keinen Sinn. Umso mehr sollte die Zahl im März nach unten gerauscht sein.
Ganz oben auf der Agenda der Investoren wird zudem der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, 7. April stehen. Laut den Schätzungen sollen im März 240.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 311.000 für Februar. Sollten die Zahlen wie erwartet ausfallen, würde das signalisieren, dass sich der Arbeitsmarkt nur etwas abgekühlt hat. Schauen wir mal, wie die Daten tatsächlich ausfallen werden.
Unabhängig von der kurzfristigen Sicht sind die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold glänzend. Für mich ist es nur noch eine Sache von wenigen Monaten bis die Fed zu massiven Zinssenkungen und kurz danach zum massiven QE-Gelddrucken zurückkehren wird. Das sollten die Investoren bald wittern und die Notierung des Edelmetalls zügig in Richtung des Rekordhochs vom August 2020 und anschließend deutlich darüber hinaus treiben. Jetzt ist die Zeit, um die Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.