Wenn die nächste Wirtschaftskrise in den USA innerhalb weniger Monate da sein sollte, werden die Fed und viele „Experten“ einmal mehr behaupten, dass man das nicht hätte kommen sehen können. Tatsächlich kann es jeder sehen, der unvoreingenommen an die Sache rangeht. Gleichzeitig schießt wegen des Ukraine-Kriegs die Inflation in Deutschland und der Euro-Zone immer weiter nach oben, was die Wirtschaft massiv belastet. In dem Umfeld ist der Besitz von Gold unverzichtbar.

Einmal mehr haben Hoffnungen auf einen möglichen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg am Dienstag, 29. März für kräftige Kursgewinne bei S&P500 und DAX gesorgt. Russland hatte angekündigt, seine Militäraktionen rund um Kiew und Tschernihiv stark zu reduzieren. Gleichzeitig sucht die Ukraine nach Sichergarantien für ihr Territorium. Nach den Meldungen waren die Preise für Öl und Gold kurz eingebrochen.

Inzwischen haben die Notierungen für den Energieträger und das Edelmetall die vorherigen Verluste aber wieder mehr als wettgemacht – völlig zurecht meiner Meinung nach -, womit Gold bei rund 1.925 US-Dollar je Unze notiert. Denn man darf zurecht skeptisch bleiben, ob Russland den Krieg in der Ukraine tatsächlich zurückführt, oder seine Truppen in erster Linie neu ordnet. Ich fürchte, Letzteres ist der Fall.

US-Zinsstrukturkurve kollabiert

Während sich viele Privatanleger auf den Ukraine-Krieg fokussieren und die kräftige Erholung des DAX gar nicht nachvollziehen können, fokussieren sich Finanzprofis immer mehr auf die Zinsentwicklung in den USA. Denn während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen in den vergangenen Tagen auf Berg- und Talfahrt waren, war der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährige US-Anleihen am Dienstag praktisch bis auf 0,0 % kollabiert, ehe er auf 8 Basispunkte (0,08 Prozentpunkte) gestiegen ist. Ich hatte in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt vorhergesagt, dass es so kommen würde.

Damit trüben sich die Aussichten für die US-Wirtschaft stark ein, sprich die Sorgen vor einer Rezession nehmen rapide zu. Es dürfte nur noch wenige Tage dauern, bis erneut 0,0 % erreicht werden dürften und anschließend die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen unter jene für zweijährige sinken sollten, womit die Zinsstrukturkurve invers wäre. Viele Experten behaupten, dass das nicht zwangsläufig bedeuten müsse, dass eine Rezession folgen werde. Ich kann hingegen nur darauf verweisen, dass in den vergangenen Jahrzehnten auf jede Inversion der Zinsstrukturkurve eine Rezession gefolgt ist. Die Frage ist daher nur, wann diesmal die Rezession da sein wird.

Häuser werden immer unerschwinglicher

Meiner Meinung nach wird es viel schneller gehen als in früheren Zyklen, weil die Verschuldung der Privatwirtschaft, also von privaten Haushalten, Unternehmen und Banken viel höher ist als je zuvor, nicht nur nominell, sondern auch im Vergleich zur Wirtschaftsleistung, weshalb jede noch so kleine Zinserhöhung die Wirtschaft massiv belastet. Gleichzeitig ist die Inflationsrate so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr, während der Abstand zwischen den Leitzinsen von aktuell 0,25 bis 0,50 % und der Inflationsrate von 7,9 % so hoch ist, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Umso aggressiver müsste die Fed eigentlich die Zinsen anheben.

Dazu ein kleines Beispiel: so sind die Zinsen für 30jährige Hypothekenanleihen zuletzt auf rund 4,5 % nach oben geschossen, das ist ein Anstieg um herbe 125 Basispunkte allein seit Jahresanfang. Zudem ist der Durchschnittspreis eines neuen Hauses gegenüber Ende 2020 um rund 100.000 US-Dollar auf den Rekord von 511.000 US-Dollar explodiert. Die potenziellen Hauskäufer bekommen nun nicht nur die stark gestiegenen Immobilienpreise zu spüren, sondern auch die kräftig gestiegenen Zinsen. Das macht es für viele Amerikaner noch unerschwinglicher als je zuvor, sich ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen.

Zur Erinnerung: Ein Zinsanstieg um 1,25 Prozentpunkte bei einem Kredit von 500.000 US-Dollar bedeutet eine zusätzliche Zinsbelastung von 6250 US-Dollar pro Jahr, oder 520,83 US-Dollar pro Monat! Da ist der Traum vom eigenen Haus für einen Normalverdiener schnell ausgeträumt. Dass vor dem Hintergrund die Aktien der größten US-Hausbaufirmen, wie DR Horton, Lennar, Pulte und KB Home eingebrochen und auf Talfahrt sind, sollte niemanden überraschen. Und sie dürfte weitergehen. Bei weiteren Zinsanhebungen durch die Fed und damit weiter kräftig steigenden Hypothekenzinsen sollte schnell eine Immobilienkrise heraufziehen.

Und dass steigende Zinsen auch nicht gerade gut für die Autoindustrie sind, wenn ein neues Fahrzeug im Durchschnitt etwas mehr als 46.000 US-Dollar kostet, sollte auch jedermann klar sein. Je mehr Fed-Chef Jay Powell und seine Kollegen in den nächste Monaten die Zinsen anheben sollten – aktuell sind Zinserhöhungen um herbe 225 Basispunkte bis zum Jahresende eingepreist ! – umso schneller wird die Fed die US-Wirtschaft in die Rezession schicken, womit die Turbulenzen am Aktienmarkt, der mit weitem Abstand größten Blase aller Zeiten, schnell zurückkehren sollten.

Umso besser sollte allerdings das Umfeld für Gold werden. Je mehr die Rezessionssorgen zunehmen sollte, umso mehr sollten Investoren in den sicheren Hafen Gold flüchten.

Höchste Inflation in Deutschland seit mehr als 40 Jahren

Unglücklicherweise trüben sich durch den Ukraine-Krieg und den damit stark steigenden Energiepreisen die Aussichten für die deutsche Wirtschaft rapide ein, weshalb auch hierzulande die Rezessionsgefahr stark zunimmt. Nachdem der russische Präsident Wladimir Putin angekündigt hatte, dass „feindliche Staaten“ künftig Gas in Rubel bezahlen müssten, und sich die G7-Länder zuletzt geweigert haben das zu tun, hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch, 30. März die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Schließlich steigt das Risiko, dass Russland den G7-Ländern sehr bald den Gashahn zudrehen könnte. Zumal Russland wenige Stunden nach Habecks Ankündigung gesagt hat, dass Russland erwägt, nach Energie künftig auch andere Rohstoffe auf Rubel-Basis bezahlen zu lassen. Das hat die Ölpreise weiter deutlich nach oben getrieben und heizt damit die Inflation in Deutschland und der Euro-Zone weiter kräftig an.

Dabei waren die Verbraucherpreise in Deutschland im März um 7,3 % nach oben geschossen, nach 5,1 % für Januar. Das lag weit über den Schätzungen der Volkswirte von 6,3 % und zugleich die höchste Inflationsrate seit Herbst 1981, also seit mehr als 40 Jahren. Vor dem Hintergrund will ich mir lieber nicht vorstellen auf welches Niveau die Rate für die Euro-Zone für März nach oben schießen könnte, die am Freitag, 1. April veröffentlicht wird. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll sie von 5,8 Prozent auf 6,4 % klettern. Mich würde es allerdings nicht wundern, wenn nach Deutschland auch für die Euro-Zone eine 7 vor dem Komma stehen würde.

Ist Deutschland schon in einer Rezession?

Je höher die Inflationsrate allerdings steigt, umso mehr belastet das Verbraucher und Unternehmen und treibt damit die deutsche Wirtschaft zügig in eine Rezession. Sollte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal geschrumpft sein, was mich in keinster Weise überraschen würde, wäre die Wirtschaft bereits in einer Rezession. Denn dann wäre die Wirtschaftsleistung das zweite Quartal in Folge zurückgegangen, nachdem bereits für das vierte Quartal 2021 ein Minus von 0,3 % zu Buche gestanden hatte. Bei einem anhaltenden Ukraine-Krieg würde der Abschwung der Wirtschaft anhalten und sich vielmehr beschleunigen.

Dass in einem derartigen Umfeld die Staatsschulden im laufenden Jahr erneut kräftig steigen sollten, sollte niemanden überraschen. 2021 war die öffentliche Verschuldung, also von Bund, Ländern, Gemeinden und der Sozialversicherung um 146,9 Mrd. Euro auf den Rekord von 2,32 Billionen Euro geklettert.

EZB heizt Inflation weiter an

Je schwächer aber die deutsche Wirtschaft und gerade jene der Euro-Zone sein sollte, umso länger dürfte das Gelddrucken der EZB andauern. Das hat EZB-Chefin Christine Lagarde bei einer Rede am gleichen Tag, also am Mittwoch, 30. März signalisiert. Wenn sich durch den Ukraine-Krieg die Inflationsaussichten eintrüben würden – das bedeutet nach Einschätzung von Lagarde und ihren Kollegen immer, dass die Inflation trotz des aktuell herben Niveaus künftig ein wenig zurückgehen könnte -, dann könne die EZB ihren Plan, die Anleihenkäufe im Rahmen des APP im dritten Quartal auslaufen zu lassen, überdenken. Im Klartext: dann geht das Gelddrucken weiter bis zum Sankt Nimmerleinstag. Und so lange gibt es dann auch keine Zinserhöhung, denn sie soll es erst „einige Zeit“ nach dem Ende des Anleihenkaufprogramms geben.

Und gleichzeitig geht die Kaufkraft wegen der hohen und weiter steigenden Inflation immer weiter den Bach hinunter. Umso unverzichtbarer ist es, physisches Gold zu besitzen.

Entgegen den Beteuerungen vieler „Experten“ warne ich einmal mehr eindringlich davor, dass eine Rezession in USA mit großen Schritten heraufziehen dürfte. Daher bezweifle ich, dass sich der S&P500 weiter nur wenige Prozent unter dem Rekordhoch halten kann, zumal wenn die Fed die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, und damit für sämtliche Kredite für Verbraucher und Unternehmen weiter nach oben treiben dürfte, was trotz der jüngsten Kurserholung immer größeren Gegenwind für die Konjunktur und damit den Aktienmarkt bedeuten würde. Je schneller die Turbulenzen am US-Aktienmarkt zurückkehren sollten, umso schneller und stärker dürfte der Goldpreis in Richtung des Rekordhochs nach oben schießen. Gleichzeitig liefert die EZB mit ihrem anhaltenden Anheizen der Inflation jeden Tag gute Gründe, um die eigenen Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.