Zu Beginn der Woche verzeichnete der Goldpreis einen Anstieg auf 2.353 US-Dollar (2.171 EUR) pro Feinunze und erreichte damit ein neues Rekordhoch. Während der Silberpreis der Goldpreisrallye zunächst nicht folgte, verzeichnete er in der letzten Woche einen Aufholprozess mit einem bemerkenswerten Sprung von fast 11 %, der ihn an den Widerstand bei 28 US-Dollar brachte. Angesichts der anhaltenden Rallye und der bemerkenswerten Stärke des Goldpreises werden immer mehr Spekulanten und Investoren vom Silbermarkt angezogen, in der Erwartung, dass Silber der Goldpreisentwicklung folgen wird. Dies führt zu einem vorübergehenden Nachfrageüberhang auf dem vergleichsweise engeren Silbermarkt, was einen schnellen Preisanstieg zur Folge hat. Ebenso zeigten die Goldminenaktien eine überdurchschnittliche Performance mit einem Anstieg von 7,3 % auf 265 Punkte im HUI-Goldminenindex, was seit Ende Februar einen Gesamtzuwachs von 30 % darstellt.

Silber und die Goldminen holten zum Goldpreis weiter auf

Silber und die Goldminen holten zum Goldpreis weiter auf

Die Rallye des Goldpreises ist weiterhin erstaunlich im Umfeld eines haussierenden Aktienmarktes, eines starken US-Arbeitsmarktes und unvermindert hohen Renditen für US-Staatsanleihen, die zuletzt wieder deutlich zulegten. Deshalb sank nach den Fed Funds Futures die Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinssenkung im Juni mittlerweile auf nur noch 51 %.  Einige US-Notenbanker hatten sich zuletzt sehr hawkish geäußert und sogar Zinsanhebungen anstatt Zinssenkungen ins Spiel gebracht. All das sind Faktoren, die den Goldpreis gewöhnlich belasten dürften und nicht zu dieser Rallye beigetragen haben.

Auch wenn bereits ein Ende der QT-Programme von den Notenbanken in Aussicht gestellt wird, schrumpfen die Geldmengen in Europa und den USA noch. Die Bilanz der US-Notenbank verringerte sich in der letzten Woche um 45 Mrd. USD und die der Europäischen Zentralbank um starke 190 Mrd. Euro auf nur noch 6,619 Billionen Euro, was mittlerweile eine deutliche Reduzierung seit dem Hoch bei fast 9 Billionen Euro ist. Dass der Aktienmarkt und insbesondere der Goldpreis in einem solchen Umfeld haussieren können, ist ungewöhnlich.

Die Bilanz der Fed schrumpfte vergangene Woche um 45 Mrd. US-Dollar

Die Bilanz der Fed schrumpfte vergangene Woche um 45 Mrd. US-Dollar

Die Bilanz der Europäischen Zentralbank schrumpfte in der vergangenen Handelswoche um 190 Mrd. Euro

Die Bilanz der Europäischen Zentralbank schrumpfte in der vergangenen Handelswoche um 190 Mrd. Euro

Die genauen Ursachen dieser Rallye am Goldmarkt bleiben weiterhin verborgen, wobei es Hinweise gibt, dass es besonders große, monumentale Wetten auf einen steigenden Goldpreis im außerbörslichen Optionshandel gab, wie Ross Norman schreibt. Dies soll Absicherungsgeschäfte der Banken nach sich gezogen haben, die so groß waren, dass der Goldpreis nach oben schoss und es so zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung kam. Wir wissen nicht, wer die Käufer sind, doch wir wissen, dass die Käufe umfangreich sind und nicht in den üblichen Marktindikatoren und Fundamentaldaten in Erscheinung treten.

Letztlich stehen die verborgenen Käufer auf der richtigen Seite, denn der Goldpreis ist trotz der Geldmengenreduzierung der letzten zwei Jahre noch immer günstig im Vergleich zu den Geldmengenausweitungen seit der Immobilien- und Finanzkrise von 2007/2008. Im Vergleich zur Geldmenge müsste der Goldpreis noch einmal um 80 % ansteigen, um das gleiche relative Preisniveau zur US-Geldmenge wie im Jahr 2004 zu erreichen, als Gold bei gerade einmal 420 US-Dollar gehandelt wurde. Dies entspräche einen Goldpreis von rund 4.200 US-Dollar je Feinunze zur aktuellen Geldmenge. Sollte der Goldpreis gar eine ähnliche Bewertung wie Anfang 2008 erreichen, dann müsste dieser auf über 8.200 US-Dollar klettern. Es gibt also noch genügend Fantasie nach oben für einen weiter steigenden Goldpreis in der Zukunft, insbesondere wenn die Notenbanken erneut mit neuen QE-Programmen aufwarten und die Staaten sich weiter verschulden.

Im Vergleich zur Geldmengenausweitung ist der Goldpreis noch günstig

Im Vergleich zur Geldmengenausweitung ist der Goldpreis noch günstig

Im Sog des Goldpreises konnte auch der Silberpreis um fast sechs US-Dollar ansteigen von der Unterstützung bei 22 US-Dollar bis an den Widerstand bei 28 US-Dollar, der seit 2013 nicht mehr signifikant überschritten wurde. Sollte sich die Rallye am Goldmarkt fortsetzen und der hohe Goldpreis Bestand haben, so dürfte auch die Spekulation auf einen weiter steigenden Silberpreis zunehmen und das temporäre Defizit am Markt nochmals verstärken. Dann wäre es sehr gut möglich, dass der Silberpreis den Widerstand durchbrechen und bis zum nächsten Widerstand bei 26 US-Dollar weiterlaufen kann. Der Terminmarkt war seit längerer Zeit bereits überkauft, sodass die weitere Entwicklung des Silberpreises einzig vom Goldpreis abhängig ist. Das Auftreten einer Rezession könnte dem Silberpreis mittelfristig jedoch wieder unter Druck bringen. Wir halten aktuell an unseren Long-Positionen für Silber fest, solange sich die Rallye am Goldmarkt fortsetzt.

Der Silberpreis stieg mittlerweile bis zum Widerstand bei 28 US-Dollar an

Der Silberpreis stieg mittlerweile bis zum Widerstand bei 28 US-Dollar an

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Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.