Terminmarkt: CoT-Report vom 15.10.2021
Der Silberpreis fiel zur Vorwoche um 9 US-Cent, wobei die Spekulanten 3 Tsd. Kontrakte short gingen. Dies ist neutral, doch die großen vier Händler an der COMEX haben mit 5 Tagen der Weltproduktion wieder einmal gegengehalten. Aus dieser Warte war die Preisentwicklung stark und es dürfte ein Defizit in der letzten Woche gegeben haben. Ohne diesen Positionsaufbau bei den BIG4 wäre der Silberpreis vermutlich stärker angestiegen. Wir sehen in dieser Woche das Gegenteil der letzten Handelswoche.
Der CoT-Index für die Kleinspekulanten ist mit 12 Punkten schon sehr nahe dem Kaufbereich und die Bereinigung des Terminmarktes von bullischer Spekulation schreitet voran. Dies zeigt, wie pessimistisch die Stimmung mittlerweile am Markt ist, was uns Antizykliker wiederum langsam bullisch werden lässt. Die Daten sind so gut bereinigt, dass ein möglicher finaler Sell Off höchstwahrscheinlich der letzte Abverkauf wäre.
Insgesamt ist die Bereinigung mittlerweile gut fortgeschritten und stimmt langsam bullisch. Die Trendwende ist nah oder hat womöglich schon eingesetzt. Wenn Gold jedoch nicht mitspielt, dann kann man dennoch nicht ausschließen, dass es trotz der historisch größten QE-Programme zu einem nochmaligen Panikverkauf bei Silber und eine vollständige Bereinigung am Terminmarkt kommen wird.
Das Sentiment ist überwiegend bärisch für Silber, was wiederum langsam bullisch stimmt
In der letzten Woche sind die großen vier Händler an der COMEX mit 5 Tagen der Weltproduktion short gegangen
Wie erwartet, kam es nach dem Test der Unterstützung bei 22 US-Dollar zu einer technischen Erholung des Silberpreises. Dieser konnte am Donnerstag sogar seinen mittelfristigen Abwärtstrend überwinden. Das ist grundsätzlich bullisch und gibt ein mittelfristiges Kaufsignal, wenn dieser Ausbruch mit einem Anstieg über 23,65 US-Dollar bestätigt wird. Der Widerstand bei 23 US-Dollar wurde im Wochenverlauf ebenfalls durchbrochen. Nachdem dieser Kreuzwiderstand nun gebrochen wurde, hätte der Preis stärker in einem kleinen Short-Squeeze ansteigen müssen. Die großen vier Händler könnten das verhindert haben oder die Nachfrage war einfach zu schwach auf diesem Preisniveau. Da technisch gesehen ein Short-Squeeze hätte einsetzen müssen, ist es wahrscheinlich, dass die BIG4 gegengehalten haben.
Kurzfristig negativ ist jedoch, dass Gold mittlerweile wieder in seine vorherige Handelsspanne unter 1.770 US-Dollar zurückgefallen ist, was die Bullen am Silbermarkt entmutigen wird.
Charttechnisch ist die Situation einfach. Sollte der Silberpreis wieder unter 23 US-Dollar fallen, so negiert sich das bullische Setup und Silber ist darunter short. Alle Bullen, die in Hoffnung eines Ausbruchs gekauft haben, werden dann aus dem Markt gekegelt und ein Long-Drop auf 22 US-Dollar droht. Fällt der Goldpreis gleichzeitig weiter, dann droht unter 22 US-Dollar ein Abverkauf auf 19 US-Dollar beim Silber. (Silber in Euro befindet sich noch im Abwärtstrend, weshalb die Kuh aktuell noch nicht vom Eis ist.)
Der Abwärtstrend bei Silber wurde durchbrochen. Jetzt muss der Preis das Freitagshoch herausnehmen.
Im größeren Bild des Tagescharts wird eine große Handelsspanne zwischen 28 US-Dollar auf der Oberseite und 22 US-Dollar auf der Unterseite sichtbar. Entweder bricht der Abwärtstrend nun nachhaltig oder der Anstieg entpuppt sich als „False Break“ und der Preis fällt zurück auf 22 US-Dollar und wird in der Folge wahrscheinlich auf 19 US-Dollar abrutschen. Abwärtstrend und Unterstützung liegen nicht weit auseinander, weshalb eine Entscheidung in Kürze fallen wird.
Da der Silberpreis im Vergleich zum Goldpreis in den letzten Monaten schwach war, hängt der weitere Verlauf ganz von der Entwicklung des Goldpreises ab. Silber hat kurzfristig nur dann eine Chance weiter anzusteigen, wenn der Goldpreis wieder auf und über 1.800 US-Dollar ansteigen kann.
Sollte hingegen die Unterstützung bei 22 US-Dollar brechen und ein Abverkauf folgen, so dürften sich die BIG4 im Bereich zwischen 19 US-Dollar und 20 US-Dollar eindecken, während Spekulanten ihre Positionen auf den Markt werfen. Antizyklische Käufe bei 19 US-Dollar haben daher ein sehr gutes Chance-Risiko-Verhältnis.
Die Unterstützung bei 22 US-Dollar wird aktuell zum dritten Mal getestet
Langfristige Analyse
Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14 US-Dollar auf der Unterseite und 19 US-Dollar auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild sehr bullisch. Im Wochenchart ist das dreimalige Scheitern am Widerstand bei 28 US-Dollar noch deutlicher sichtbar. Selbst ein Rücksetzer auf die Unterstützung bei 19 US-Dollar, was zuvor der langfristige Widerstand war, würde das übergeordnet charttechnisch bullische Bild nicht zerstören. Eine noch mögliche Korrektur dürfte im schlimmsten Fall bei 19 US-Dollar auf starke Nachfrage treffen, weshalb wir dort ein sehr gutes Chance-Risiko-Verhältnis für Käufe auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht vorfinden.
Im nächsten Jahr ist ein Anstieg über den Widerstand bei 28 US-Dollar denkbar, was den Silberpreis, spekulativ getrieben, schnell bis auf 36 US-Dollar hieven würde. Mit dem Scheitern der Geldpolitik bzw. fortgesetzten Anleihenkäufen, persistent hohen Inflationsraten und inflationsinduziert steigenden Zinsen, werden Gold und auch Silber zum Schutz vor Inflation zunehmend gefragt werden. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, das Silber weit über sein Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird. Antizyklische Käufe bei 19 bis 20 US-Dollar wären daher im Umfeld eines wahrscheinlichen Stagflationsjahrzehnts eine äußerst günstige Kaufgelegenheit.
Der Goldpreis müsste nun vom Fleck weg drehen und wieder auf über 1.800 US-Dollar ansteigen, damit Silber den Abwärtstrend nachhaltig überwinden kann. Geschieht dies nicht, dann droht Silber auf die langfristige Unterstützung bei 19 US-Dollar abzurutschen.
Bei 19 US-Dollar liegt eine langfristige starke Unterstützung