Nach fast vier Jahren mit Strafzinsen zieht die schwedische Reichsbank wegen der verheerenden Folgen der Strafzinsen die Reißleine. Hingegen dürfte die EZB unter ihrer neuen Chefin Christine Lagarde den Irrweg immer weiter gehen. Umso wichtiger ist es, sich gegen diesen Irrwitz mit physischem Gold zu schützen.

Wenig Bewegung herrscht zum Jahresausklang beim Goldpreis. Das ist sehr bemerkenswert, steigt doch der S&P 500 von einem Rekordhoch zum nächsten, während die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit knapp 2,0 Prozent auf das höchste Niveau seit Ende Juli geklettert sind. Trotz des Gegenwinds von zwei Seiten tendiert der Goldpreis mit rund 1.480 Dollar je Unze seit einigen Wochen seitwärts, gegenüber Ende 2018 steht damit ein Anstieg um stattliche 15 Prozent zu Buche.

Für umso mehr Aufsehen bei Investoren hat die schwedische Notenbank gesorgt. Bei der Sitzung am 18. Dezember hat die Reichsbank, wie zuvor signalisiert, den Leitzins um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) auf null Prozent angehoben und damit das Strafzins-Experiment beendet. Die Reichsbank hatte im Februar 2015 den Leitzins auf minus 0,1 Prozent gesenkt und ihn in den Folgemonaten weiter reduziert, bis im Februar 2016 das Rekordtief von minus 0,5 Prozent erreicht worden war. Erst im Januar 2019 folgte eine erste Erhöhung auf minus 0,25 Prozent.

Schwedische Wirtschaft droht in eine Rezession abzurutschen

Reichsbank-Chef Stefan Ingves hat nun betont, dass die Inflation nahe am Zwei-Prozent-Ziel sei, und er davon ausgehe, dass es nur eine kleine Konjunkturdelle geben werde. Woher sein verhaltener Optimismus kommt, ist allerdings Ingves Geheimnis. Im November ist der Einkaufsmanagerindex für die Industrie, den die Swedbank veröffentlicht, von 46,0 auf 45,4 Punkte gesunken.

Damit fällt er immer weiter unter die 50er-Marke und signalisiert damit ein Schrumpfen des Sektors. Laut der Swedbank ist die Aktivität in dem Bereich so schwach wie seit 2012 nicht mehr. Das hört sich nicht gerade nach „kleiner Konjunkturdelle“ an.

Noch besorgniserregender ist, dass die Rezession aus dem Industriesektor längst auf die Dienstleistungsbranche übergeschwappt ist, weshalb der Einkaufsmanagerindex zuletzt von 49,4 auf 47,9 Punkte eingebrochen ist. Damit ist das Barometer geradezu im freien Fall, vor einem Jahr lag der Stand noch bei 61,7 Punkten. Damit wächst das Risiko, dass die Gesamtwirtschaft in Richtung einer Rezession abgleitet.

Die Folgen von Strafzinsen sind verheerend

Warum erhöht die Reichsbank dennoch die Zinsen und macht erst einmal Schluss mit den Strafzinsen? Weil sich die Notenbank der verheerenden Folgen der Strafzinsen bewusst ist und Ingves hat das nun offen eingeräumt. Die Strafzinsen würden die Gewinne der Banken drücken und zu riskanten Investitionen führen, was Risiken für die Finanzstabilität berge. Hört, hört! Davor haben Kritiker der Strafzinsen schon lange gewarnt.

Genau dasselbe wie Ingves hat zuletzt auch der Vize-Chef der EZB Luis de Guindos gesagt. Die niedrigen Zinsen hätten Investmentfonds, Versicherungen und Pensionsfonds dazu veranlasst, riskantere Papiere aus den Bereichen Unternehmens- und Staatsanleihen zu kaufen. Absolut richtig: Mit ihren Strafzinsen hat die EZB Investoren auf der verzweifelten Suche nach Rendite dazu gezwungen, höhere Risiken einzugehen, wodurch beispielsweise die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen bei lächerlichen 1,4 Prozent liegen – welcher Irrwitz!

Das Problem ist, dass bei einer möglicherweise drohenden Rezession viele Investoren gleichzeitig aus den riskanten Papieren aussteigen dürften, woraufhin deren Kurse kollabieren würden. Daraufhin würden die Zinsen für Unternehmensanleihen nach oben schießen, was die Wirtschaftskrise verschärfen würde.

Um es noch einmal klar zu sagen: Durch die irrwitzigen Strafzinsen der EZB werden die Sparer enteignet, damit die hochverschuldeten Länder – wie Italien, Spanien und Frankreich – sowie Verbraucher und Unternehmen aus der Eurozone noch viel mehr Schulden machen können als ohnehin schon, damit das Schuldenhaus am Leben gehalten werden kann. So „löst“ die EZB das gigantische Schuldenproblem in der Eurozone – unglaublich!

Nur mit immer mehr Strafzinsen kann das Kartenhaus aufrechterhalten werden

Die Folgen dieser irrwitzigen Politik der EZB: Die Schulden in der Eurozone, also von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken, sind zuletzt auf den Rekord von 43,7 Billionen Euro gestiegen – das sind horrende 373,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Der Wert ist damit noch schlechter als der für die USA von rund 330 Prozent.

Diese zwei Zahlen sollten klar machen, warum die EZB in den Folgejahren die Strafzinsen immer weiter in den Keller drücken dürfte, womit die Banken kaum umhinkommen, bald auch Kleinsparer mit Strafzinsen zu „beglücken“. Im Gegensatz zur Fed und zu vielen Experten bin ich zudem weiterhin der Überzeugung, dass die Fed im nächsten Jahr wegen der wahrscheinlich heraufziehenden Rezession die Zinsen rapide in Richtung null Prozent senken wird, weil es trotz des Phase-1-Deals im Handelskrieg zwischen den USA und China, sowie dem Ergebnis der UK-Wahl keine Belebung der Weltwirtschaft geben dürfte.

Denn die Unsicherheit bleibt weiterhin hoch, weshalb die weltweiten Unternehmen ihre Investitionen weiter kürzen dürften, was die Weltwirtschaft schwer belasten dürfte. Schlussendlich dürfte auch die Fed in den nächsten Jahren Strafzinsen einführen – das ist meine große Befürchtung.

Umso besser wird das ohnehin prächtige Umfeld für physisches Gold werden, denn damit können Anleger Strafzinsen umgehen. Daher sollte es sich für Sie lohnen, die günstigen Preise zu nutzen, um Ihre Goldbestände weiter aufzustocken. Gerade jetzt zu Weihnachten ist ein Barren ein hervorragendes Geschenk für die Liebsten oder für einen selbst. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein glückliches und gesundes neues Jahr 2020!

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.