Die Stimmung der Investoren am Aktienmarkt ist sehr schwankungsanfällig und könnte jederzeit kippen. Nachdem die Anleger in den vergangenen zwei Monaten schwache Konjunkturdaten aus vielen Ländern einfach ignoriert und stattdessen kräftig Aktien gekauft hatten, dürfte der jüngste US-Arbeitsmarktbericht vielen Investoren doch ziemliche Kopfzerbrechen bereiten.
So waren in den USA im Februar lediglich 20.000 Jobs geschaffen worden. Das war nur ein Bruchteil der 180.000 Jobs, die die allzeit optimistischen Volkswirte vorhergesagt hatten. Nach der Bekanntgabe der Zahl hat der Goldpreis deutlich zugelegt und notiert bei knapp 1.300 Dollar je Unze.
Viele Experten haben versucht die Zahl schön zu reden, passt sie doch so gar nicht in das Bild einer angeblich so starken US-Wirtschaft. Wie ich bereits wiederholt geschrieben habe, ist die Wirtschaft alles andere als stark. Vielmehr hat sie sich nach dem zwischenzeitlichen Strohfeuer durch die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, wodurch die Staatsschulden im vergangenen Jahr um horrende 1,5 Billionen Dollar explodiert sind, kräftig abgekühlt und dürfte auf dem Weg in eine Rezession sein.
Das spiegeln auch die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen klar wider. Sie sind zuletzt auf 2,64 Prozent gesunken und nähern sich damit zusehends dem 52-Wochen-Tief von Anfang Januar bei 2,55 Prozent. Da die Zinsen schon bald unter diese Marke abrutschen dürften, würde das eine weitere Eintrübung der Perspektiven für die US-Wirtschaft widerspiegeln. Das wäre schlecht für den S&P500 und den DAX mit seinen vielen stark exportabhängigen Unternehmen, aber umso besser für den sicheren Hafen Gold.
Deutschlands Industrie ist weiterhin auf Schrumpfkurs
Das Problem ist, dass es nicht nur der US-Wirtschaft, der mit weitem Abstand größten Volkswirtschaft der Welt, alles andere als gut geht, sondern dass auch die chinesische Wirtschaft, die weltweit zweitgrößte, merklich schwächelt. So ist der PKW-Absatz im Februar um knapp 20 Prozent eingebrochen. Wenn selbst eine Kreditexplosion zum Jahresanfang die Wirtschaft bislang nicht hat ankurbeln können, dann bedeutet das nichts Gutes. Dabei war sie in den Jahren seit der 2008er-Schuldenkrise in den USA der wichtigste Antriebsmotor für die Weltwirtschaft.
Im gleichen Monat sind die Exporte Chinas um 16,6 Prozent eingebrochen. Das spricht Bände über den Zustand der Weltwirtschaft. Offenbar hat sie sich vor allem wegen des Handelskriegs zwischen den USA und China, aber auch wegen der Sorge vor dem Brexit, also dem Austritt Großbritanniens aus der EU, deutlich abgekühlt.
Das schlägt auf eine exportabhängige Wirtschaft wie die Deutschlands kräftig durch. Viele Experten hatten behauptet, dass es gerade in der Industrie zum Anfang des neuen Jahres deutlich aufwärts gehen würde, weil das Thema WLTP (Abgastestverfahren) erledigt sei und daher die Autoproduktion und damit die gesamte Industrie in Schwung kommen würde.
Davon ist allerdings überhaupt nicht zu sehen. Vielmehr sind die Industrieaufträge im Januar um 2,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Damit lagen sie um 3,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Ein Ende des Schrumpfkurses der deutschen Industrie ist daher trotz der Beteuerungen vieler Experten nirgends in Sicht.
EZB setzt irrwitzige Politik fort
Dass es der Wirtschaft der Euro-Zone am schlechtesten unter den großen Volkswirtschaften geht, sollte nach der jüngsten EZB-Sitzung auch dem letzten Investor klargeworden sein. EZB-Chef Mario Draghi hat die Prognosen für das Wirtschaftswachstum für die Euro-Zone für das laufende Jahr von 1,7 Prozent auf 1,1 Prozent eingedampft und jene für die Jahre 2020 und 2021 ebenfalls gesenkt.
Gleichzeitig hat der EZB-Chef den Inflationsausblick für sämtliche Jahre reduziert. Das bietet der EZB die Basis, um ihre irrwitzige Politik fortzusetzen. Das können Sie auch im Beitrag „Panik bei der EZB – letztes Pulver verschossen“ nachlesen.
Investoren verkaufen Aktien
Vor dem Hintergrund all dieser besorgniserregenden Zahlen ist es umso bemerkenswerter, wie kräftig der Aktienmarkt in den USA und in Deutschland seit Jahresanfang gestiegen ist. Viele Investoren misstrauen aber dem Anstieg und haben ihn genutzt: Nicht etwa, um Aktien zu kaufen, sondern um sie zu verkaufen.
Laut den Daten der Researchfirma EPFR haben Investoren in der vergangenen Woche umgerechnet insgesamt 10,1 Mrd. Dollar aus weltweiten Aktienfonds und -ETFs abgezogen – davon 5,5 Mrd. aus US-Aktien. Gleichzeitig flossen 8,8 Mrd. Dollar in Anleihen. Bei Konjunktursorgen flüchten Investoren häufig gerade in US-Anleihen, woraufhin die Kurse steigen und die Zinsen sinken.
Seit Jahresanfang haben Investoren damit umgerechnet mehr als 60 Mrd. Dollar aus weltweiten Aktienfonds und -ETFs abgezogen. Laut den Berechnungen der Bank of America Merrill Lynch ist das der schlechteste Start in ein Jahr seit 2008. Damals hatten Anleger während der ersten zehn Wochen rund 100 Mrd. Dollar aus Aktien abgezogen. Die aktuellen Zahlen passen absolut nicht zu dem Bild der angeblich guten Konjunkturperspektiven und der rosigen Aussichten für den Aktienmarkt, das viele Daueroptimisten ständig in den Massenmedien verbreiten.
Fed führt Kehrtwende der weltweiten Notenbanken an
Hingegen sind die Perspektiven für den Goldpreis tatsächlich besser als selten zuvor. Fed-Chef Jay Powell hat klargemacht, dass die Fed bei einer Konjunkturkrise jederzeit die Leitzinsen senken und notfalls eine neue QE-Gelddruckrunde starten wird.
Zudem hat zuletzt Draghi die Geldpolitik gelockert und signalisiert, dass die EZB im Bedarfsfall noch mehr Gas geben würde als ohnehin schon. Außerdem hat der Chef der japanischen Notenbank Haruhiko Kuroda gesagt, dass die Notenbank im Zweifelsfall noch viel mehr Geld drucken würde als bislang.
Damit treiben die führenden Notenbanken der Welt einen beispiellosen Abwertungswettlauf ihrer Währungen voran. Trump dürfte nicht lange zulassen, dass der Dollar weiter steigt, verschlechtern sich doch dadurch die Exportchancen der US-Unternehmen. In dem Umfeld wird das Fiat-Geld rund um den Globus immer weiter entwertet, weshalb Gold als Schutz immer wichtiger wird.
Anleger sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen genau im Auge behalten. Wenn sie nach unten rauschen sollten, könnte das den S&P500 und den DAX mit nach unten reißen. In dem Umfeld könnten Investoren verstärkt in den sicheren Hafen Gold flüchten. Gleichzeitig schützt Gold vor einer möglicherweise anhaltenden Talfahrt des Euro. Daher kann ich Ihnen weiterhin nur empfehlen, Ihre Goldbestände aufzustocken.