Einige US-Konjunkturdaten haben zuletzt neben den Aktienmärkten auch den Goldpreis beflügelt. Die Aussichten für das Edelmetall sind weiterhin gut.
Während S&P 500, Nasdaq und DAX zusehends in Richtung ihrer Rekordhochs laufen, hat sich der Goldpreis zuletzt eindrucksvoll zurückgemeldet und ist mit Kursen von rund 1.980 Dollar je Unze auf Zwei-Monats-Hochs geklettert. Verantwortlich für diese Entwicklungen sind die neuesten Konjunkturdaten aus den USA, die bei vielen Investoren die Hoffnung schüren, dass der Zinserhöhungszyklus der Fed sehr bald enden wird.
So war die am vergangenen Mittwoch, 12. Juli veröffentlichte US-Inflationsrate für Juni auf 3,0 Prozent eingebrochen, nach 4,0 Prozent für Mai. Der Juni-Wert lag damit leicht unter der Vorhersage der Volkswirte von 3,1 Prozent und war zugleich der geringste Anstieg seit März 2021.
Zudem war die sogenannte Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, von Mai auf Juni von 5,3 auf 4,9 Prozent zurückgegangen. Das zeigt zwar, dass es weiterhin einen deutlichen Inflationsauftrieb in den USA gibt, allerdings lag der Juni-Wert leicht unter den Erwartungen von 5,0 Prozent und zugleich war das der niedrigste Wert seit Oktober 2021.
Nach der Veröffentlichung der Daten sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen, was auch den Dollar deutlich mit nach unten gezogen hat. Damit hatten sowohl die Aktienmärkte als auch der Goldpreis Rückenwind von zwei Seiten, weshalb die Aktienmärkte und die Notierung des Edelmetalls deutlich gestiegen sind.
Investoren setzen auf kräftige US-Zinssenkungen für 2024
Viele Investoren gehen zwar davon aus, dass die Fed bei der nächsten Sitzung am 26. Juli den Leitzins um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) anheben wird auf 5,25 bis 5,50 Prozent. Allerdings soll das – entgegen den Beteuerungen der Fed – der Höhepunkt in diesem Zinszyklus sein.
Die Fed will zwar bis zum Jahresende die Zinsen um insgesamt 50 Basispunkte anheben. An dieser Absicht zweifeln allerdings viele Investoren, vielmehr gehen sie davon aus, dass die Fed Anfang nächsten Jahres mit deutlichen Zinssenkungen beginnen wird.
So ist an den Märkten für die Sitzung im Juli 2024 ein Leitzins von nurmehr 4,25 bis 4,50 Prozent eingepreist. Gegenüber dem erwarteten Wert für Juli 2023 ist das eine Reduktion um herbe 100 Basispunkte. Diese Aussicht beflügelt die Aktienmärkte und den Goldpreis.
US-Produzentenpreise sind deutlich besser als erwartet
Tags darauf am Donnerstag, 13. Juli sind dann die US-Produzentenpreise bekanntgegeben worden, die wiederum US-Zinsen und Dollar nach unten und im Gegenzug die Aktienmärkte und den Goldpreis nach oben getrieben haben. So waren die Preise im Juni um nur noch 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, was deutlich unter den Erwartungen von 0,5 Prozent lag.
Gleichzeitig ist die Kernrate von Mai auf Juni von 2,8 auf 2,4 Prozent zurückgegangen und lag damit deutlich unter den Erwartungen von 2,8 Prozent. Die Erzeugerpreise sind jene Preise, die die Unternehmen jeweils untereinander verrechnen. Viele Investoren gehen davon aus, dass der deutlich nachlassende Preisdruck bei den Erzeugerpreisen in den nächsten Monaten entsprechend auf die Inflationsrate drücken wird, weil die Unternehmen den schwächeren Preisdruck an die Verbraucher weitergeben werden.
In dem Umfeld sind die Zinsen für zweijährige US-Anleihen innerhalb von knapp 2 Wochen, also in nur 9 Handelstagen an der Börse, um rund 35 Basispunkte auf knapp über 4,7 Prozent eingebrochen. Das ist eine enorme Bewegung und signalisiert, dass Investoren plötzlich begonnen haben, auf eine Senkung der Leitzinsen in den USA zu spekulieren.
Damit liegen die Zinsen für zweijährige US-Anleihen deutlich unter dem Leitzins von aktuell 5,0 bis 5,25 Prozent. Damit signalisiert der Anleihenmarkt der Fed, dass der Leitzins zu hoch ist und gesenkt werden sollte.
Nachrichten von Unternehmen schüren Sorge um US-Konjunktur
Viele Fed-Mitglieder und andere „Experten“ behaupten regelmäßig, dass die US-Wirtschaft gut laufe und alles in Butter sei. Hingegen habe ich seit etlichen Monaten wiederholt gesagt und geschrieben, dass der kräftige Zinsanstieg, womit die Zinsen inzwischen auf hohen Niveaus liegen, die hochverschuldete Privatwirtschaft, also Verbraucher und Unternehmen, und damit die Wirtschaft insgesamt schwer belasten.
In dieses Bild passen auch die neuesten Meldungen von etlichen Unternehmen. Zuerst hatte der britische Luxusgüterhersteller Burberry gewarnt, dass der um die Eröffnung neuer Läden bereinigte Umsatz in der Region „Americas“ im abgelaufenen Quartal um 8 Prozent gesunken sei.
Das deutet für mich auf eine schwache US-Wirtschaft hin, wenn sich die Amerikaner, die während der Pandemie aufgrund der Stimulusschecks der Regierung so stark eingekauft haben, als gäbe es kein Morgen, plötzlich beim Kauf von Luxusgütern zurückhalten.
In das gleiche Horn stieß anschießend der Schweizer Konkurrent Richemont. Dessen Umsatz war im vergangenen Quartal in der Region „Americas“ um 4 Prozent gesunken, währungsbereinigt lag das Minus bei 2 Prozent.
Zudem hat der Chef des US-Lebensmittelkonzerns Conagra, Sean Connolly, gewarnt, dass sich die Verbraucher beim Kauf von Nahrungsmitteln zurückhalten würden. Die US-Wirtschaft soll also stark sein, aber gleichzeitig treten die Verbraucher nicht nur beim Kauf von Luxusgütern, sondern gleichzeitig auch noch bei jenem von Lebensmitteln auf die Bremse?
Wer wissen möchte, wie es den US-Konsumenten tatsächlich geht, muss nur einen Blick auf die Einzelhandelsumsätze werfen und schon sollte alles klar sein. Zwar sind sie im Juni um 0,2 Prozent gegenüber Mai gestiegen. Allerdings lagen sie damit im Juni um lediglich 1,5 Prozent über dem Vorjahr. Wenn man dann noch die Inflation von 3,0 Prozent berücksichtigt, dann sollte einem schnell klar sein, dass der Absatz im US-Einzelhandel schrumpfen dürfte.
Gold bleibt aussichtsreich
In den vergangenen Wochen habe ich wiederholt geschrieben, dass die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen steigen sollten, hauptsächlich aus dem Grund, dass das US-Finanzministerium kräftig Schulden macht, um den Kassenbestand zu erhöhen. Zuletzt ist dieser Effekt allerdings überlagert worden, weil Investoren plötzlich auf deutliche Zinssenkungen für 2024 spekulieren.
Und wenn in den nächsten Monaten viele US-Konjunkturdaten nach unten rauschen sollten, wovon ich ausgehe, womit plötzlich die Rezessionssorgen zurückkehren dürften, sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weiter deutlich sinken. Das sollte wiederum den Dollar auf Talfahrt halten, womit der Goldpreis weiterhin Rückenwind von zwei Seiten hätte und in Richtung des Rekordhochs laufen sollte.
Die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall bleiben hervorragend. Umso mehr Sinn macht es meiner Meinung nach, die günstigen Preise zu nutzen, um den Bestand an physischem Gold weiter aufzustocken.