Der Palladiumpreis fiel zur Vorwoche um 26 US-Dollar, während die Spekulanten mit 370 Kontrakten Short gingen. Das ist nicht viel. Der CoT-Index zum Open Interest blieb nahezu unverändert und verbesserte sich nur um einen Punkt. Dies zeigt insgesamt eine Schwäche im Vergleich zur Vorwoche, was überraschend ist.
Mit einem CoT-Index OI von 75 Punkten ist Palladium zwar überverkauft, doch zeigte sich im letzten Jahr Schwäche in den Daten
Fundamentales Angebot und Nachfrage – Defizit stimmt nicht mit Preisentwicklung überein
Das World Platinum Investment Council (WPIC) erwartet für das Jahr 2024 am Palladiummarkt weiterhin ein erhebliches Defizit, obwohl dieses im Vergleich zum Vorjahr um 5 % reduziert wird. Die Hauptursache für dieses Defizit soll auf Störungen in der Minenproduktion und Verzögerungen im Recycling gründen. Die Gesamtminenanlieferung wird voraussichtlich um 6 % gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, bedingt durch die Verschiebung geplanter Wartungsarbeiten an der Nadezhda-Schmelzanlage in Russland und Umstrukturierungen bei verschiedenen Bergbauunternehmen. Auch wenn die Recyclingversorgung im Jahr 2024 um 6 % wachsen soll, bleibt sie dennoch 25 % unter dem Niveau von 2021.
Langfristig wird erwartet, dass der Palladiummarkt ab 2026 in einen Überschuss übergeht. Dieser Übergang ist jedoch stark von der Zunahme der Recyclingversorgung abhängig. Bis 2028 soll das Recyclingangebot auf ein Rekordniveau von 3.830 Koz steigen, was hauptsächlich durch das Erreichen des End-of-Life von palladiumreichen Fahrzeugen und Investitionen in Recyclingkapazitäten, insbesondere in China, getrieben wird. Die Minenproduktion wird sich ebenfalls erholen, insbesondere in Südafrika und Simbabwe, während Nordamerika aufgrund von unterlassenen Expansionen und Personalabbau einen Rückgang verzeichnen könnte.
Dennoch bestehen erhebliche Risiken für diese Prognosen. Verzögerungen bei der Erholung des Recyclingangebots und Unsicherheiten im Hinblick auf die Primärproduktion könnten das Defizit verlängern und den Übergang zu einem Überschuss weiter verzögern. Zudem könnten regulatorische Herausforderungen und geopolitische Unsicherheiten die Angebotsseite weiter belasten. Trotz dieser Unsicherheiten bleibt die Nachfrage nach Palladium aufgrund seiner wesentlichen Rolle in der Automobil- und Industrieproduktion robust, so die Sichtweise den WPIC.
Fazit: Der Palladiumpreis fällt bereits seit zwei Jahren aufgrund eines offensichtlichen Überangebots am physischen Markt, obwohl das WPIC von einem starken Defizit in den letzten beiden Jahren ausgeht. Sollte die Richtung der Prognose zumindest richtig sein und das Angebot zunehmen, sodass der Markt in den nächsten Jahren noch stärker in ein Überangebot rutscht, gibt es auf Sicht der nächsten Jahre wenig Hoffnung für den Palladiumpreis.
Technische Chartanalyse
Der Palladiumpreis konnte bisher nicht von der Rallye am Goldmarkt profitieren, was die Schwäche bzw. das Überangebot am Markt deutlich aufzeigt. Die wichtige langjährige Unterstützung bei 850 US-Dollar wurde an dem Crashmontag der letzten Woche erneut angelaufen. Rezessionssorgen machen sich breit und der schnelle Einbruch des Palladiumpreises liefert einen Vorgeschmack auf das, was kommen dürfte, wenn die Weltwirtschaft in eine deflationäre Rezession abrutschen sollte. In diesem Fall wäre ein weiterer schneller Preisrückgang möglich.
Die technische Erholung der letzten Monate am Palladiummarkt war nur von kurzer Dauer, wie wir es erwartet hatten, da es ein persistentes Überangebot am physischen Markt gab. Folglich folgte auf die kurze Rallye ein noch erneuter Preisrückgang auf die langfristige Unterstützung bei 850 US-Dollar je Feinunze.
Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es möglich, dass der Palladiumpreis nochmals stark einbricht, weshalb man mindestens eine drastische Lockerung der Geldpolitik als Reaktion auf eine Rezession abwarten sollte, bevor man in Palladium investiert. Auch ein Preis von 570 US-Dollar je Feinunze wäre in einer Wirtschaftskrise denkbar. Sollte das Angebot aus dem Recycling in den nächsten Jahren weiter zunehmen, wären noch niedrigere Preise denkbar.
Auf Sicht der nächsten Wochen bis Monate könnte sich die volatile Seitwärtsphase zwischen 850 US-Dollar auf der Unterseite und 1.200 US-Dollar auf der Oberseite fortsetzen, doch wenn der Goldpreis in der Handelsspanne verharren sollte und als nächstes wieder auf die Unterstützung bei 2.280 US-Dollar fällt, dann könnte es erneuten Verkaufsdruck bei Palladium geben. Die Unterstützung bei 850 US-Dollar könnte dann schnell brechen und ein weiterer schneller Preisrückgang wäre denkbar. Erst über 1.050 US-Dollar würde der Abwärtstrend brechen und erneut Anstiegspotenzial bis 1.200 US-Dollar entstehen, was im aktuellen Umfeld jedoch eine Verkaufschance wäre.
Es würde mich daher nicht wundern, wenn wir in diesem Jahr noch einen Preisrückgang bis in den Bereich von 600 US-Dollar oder tiefer in einer großen Rezession sehen. In den nächsten Jahren wird weiterhin ein Überangebot erwartet. Es gibt exogene Faktoren, wie eine Ausweitung des Krieges und folgende Lieferabbrüche aus Russland, die zu einem Preisanstieg führen könnten, doch erscheint das aktuell eher unwahrscheinlich zu sein.
Wenn die Unterstützung bei 850 US-Dollar fällt, gibt es deutlich mehr Korrekturpotenzial für Palladium
Langfristige Analyse
Die sinkende Nachfrage durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, sowie das wachsende Angebot durch den Anstieg des Sekundärangebots aus dem Recycling von Katalysatoren, könnte zu einem Überangebot in den nächsten vier Jahren führen, weshalb der Verkaufsdruck am Palladiummarkt anhalten dürfte. Eine wirtschaftliche weltweite Abkühlung belastet zudem den Preis.
Der Palladiumpreis erreichte jetzt wieder die langfristige Unterstützung bei 850 US-Dollar. Mit einer Rezession wäre ein nochmaliger starker Preiseinbruch denkbar. Die nächsten technischen Unterstützungsmarke liegt bei 850 US-Dollar und darunter bei 570 US-Dollar, was in einer Rezession im Rahmen eines Nachfrageschocks durchaus erreicht werden könnte. Dort sehe ich eine gute Chance für einen kurz- bis mittelfristigen Einstieg in Palladium. Die langfristige Perspektive ist aufgrund des erwarteten Anstiegs des Angebots aus dem Recycling ungewiss und die Preisentwicklung dürfte eher trendlos seitwärts verlaufen.
Der Bärenmarkt dauert bereits seit zwei Jahren an und ein Ende dessen ist erst nach einer Rezession in Sicht