Dass China schon seit Längerem die Goldbestände kräftig aufstockt, ist bekannt. Umso spannender ist es, wieso derzeit massiv Gold in die USA fließt.

Scheinbar kann nichts die Rekordfahrt an den Aktienmärkten aufhalten, wobei gerade der DAX und etliche andere Indizes aus der Eurozone seit Jahresanfang noch viel stärker gestiegen sind als der S&P 500.

Viele Experten führen eine Reihe von Gründen für die Hausse an den Aktienmärkten an, wie dass die Lage bei den US-Strafzöllen bislang noch nicht eskaliert sei, dass es aufgrund der Verhandlungen zwischen den USA und Russland Hoffnungen auf ein Ende des Krieges in der Ukraine geben würde, und die Hoffnung, dass nach der Bundestagswahl am 23. Februar bei der Wirtschaftspolitik hierzulande eine Kehrtwende eingeleitet werden würde.

Für mich gibt es allerdings einen Hauptgrund für die fast alltägliche Rekordfahrt an den Börsen: die überbordende Liquidität in den USA und der Eurozone. Und diese Liquidität schwappt von einem Aktienmarkt zum nächsten und von einem Sektor zum nächsten und treibt damit alle nach oben.

Zur Erinnerung. Die Überschussliquidität der Banken in der Eurozone liegt bei knapp 2,9 Billionen Euro. Sie lesen richtig: „2,9 Billionen Euro.“ Das spiegelt wider, welch gigantische Liquidität es im Finanzsystem gibt.

Massive Goldzuflüsse in den USA

In dem Umfeld ist auch der Goldpreis auf Rekordfahrt. Meiner Meinung nach liegt das vor allem an steigenden Inflationserwartungen für die USA bei gleichzeitig sinkenden US-Zinsen. Weil Investoren davon ausgehen, dass die Politik von US-Präsident Donald Trump die Inflation anheizen dürfte, steigen die Inflationserwartungen immer weiter.

Entgegen der Vorhersage vieler Experten steigen die US-Zinsen allerdings nicht, vielmehr sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den vergangenen zwei Wochen weitgehend seitwärts tendiert und liegen damit in der Nähe des Zwei-Monats-Tiefs. Umso attraktiver ist Gold.

Offenbar versuchen sich viele vermögende Amerikaner gegen dieses Umfeld zu schützen und kaufen massiv Gold, weshalb es zu massiven Goldtransporten gerade aus England in die USA kommt.

So sind die Goldbestände in den Lägern der US-Banken an der COMEX zuletzt auf 37,6 Millionen Unzen nach oben geschossen und nähern sich damit dem Rekordhoch vom Februar 2021 bei 39,5 Mio. Unzen. Es kommt also zu einer massiven Repatriierung von Gold in die USA.

Physisches Gold ist heiß begehrt

Gleichzeit sind die Auslieferungen der US-Banken an der COMEX von physischem Gold zuletzt geradezu explodiert. Nachdem die Auslieferungen von Anfang 2000 bis zum 30. Januar 2025 auf insgesamt 29,6 Mio. Unzen gestiegen waren, sind sie bis zum 18. Februar auf 71,7 Mio. Unzen explodiert.

Im Klartext: allein in den vergangenen zweieinhalb Wochen sind 40,2 Mio. Unzen ausgeliefert worden – und damit 41,9 Prozent mehr als in den 25 Jahren zuvor insgesamt (29,6 Mio. Unzen)! Wahnsinn!

Über die Gründe für diesen enormen Anstieg gibt es etliche Spekulationen. Einige Experten meinen, dass die Goldbestände der USA unter Elon Musk, dem Chef des „Department of Government Efficiency“ (DOGE), einer Auditierung unterzogen werden könnten, nachdem es die letzte Überprüfung von Fort Knox im Jahr 1974 gegeben hatte. Vor dem Hintergrund sollte das Gold diesmal besser vor Ort vorhanden und nicht etwa die Läger weitgehend leer sein, weil das Gold bespielweise verliehen worden sein könnte.

Meiner Meinung nach könnte es allerdings vor allem daran liegen, dass sich viele vermögende Amerikaner vor der nächsten Inflationswelle schützen wollen. Dabei vertrauen die Goldkäufer nicht mehr auf irgendwelches Papiergold, sondern wollen physisches Gold, das sie anfassen und in einen Tresor legen können. Das kann ich mehr als gut nachvollziehen.

Der tatsächliche Grund für die Repatriierung dürfte sich erst im Nachhinein herausstellen. Dennoch gilt es, an der Rekordfahrt des Preises durch den Besitz von physischem Gold teilzuhaben.

Warten auf Konjunkturdaten

Nun warten Investoren auf das Fed-Protokoll, das am Mittwochabend 19. Februar um 20 Uhr veröffentlicht wird. Meiner Meinung nach sollte es kaum Überraschungen enthalten, schließlich hat Fed-Chef Jay Powell wiederholt betont, dass es die Fed vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Inflation nicht eilig hat, die Zinsen weiter zu senken.

Am Freitagfrüh veröffentlicht S&P Global um 9.30 Uhr die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, um 10 Uhr folgen jene für die Eurozone und um 15.45 Uhr jene für die USA. Ich bin gespannt, ob sich die Lage der Industrie in Deutschland und der Eurozone wie von Volkswirten vorhergesagt tatsächlich leicht verbessert hat. Vor dem Hintergrund der drohenden Strafzölle aus den USA macht das eigentlich keinen Sinn, aber schauen wir mal.

Meiner Meinung nach sollte die Rekordfahrt beim Goldpreis klar weitergehen, denn viele Investoren dürften weiterhin versuchen, zu fast jedem Preis physisches Gold zu kaufen – zumal die mittel- und langfristigen Aussichten für das Edelmetall ohnehin glänzend sind.

Daher empfehle ich Ihnen weiterhin, Ihre Bestände an physischem Gold weiter deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.