Nach der jüngsten Fed-Sitzung ist der Goldpreis in die Nähe des Spitzenwertes gestiegen. Der Höhenflug des Edelmetalls sollte weitergehen, da die US-Notenbank schon sehr bald noch mehr Gas geben dürfte.

Die Stimmung bei Gold-Fans ist besser als je zuvor und dürfte in den nächsten Monaten und Jahren noch viel besser werden. Vielen Investoren dämmert es, dass es aus der weltweiten Schuldenmisere keinen Ausweg gibt, als noch viel mehr Schulden und damit noch viel massiveres Gelddrucken der führenden Notenbanken als ohnehin schon, um so einen ansonsten drohenden Kollaps der Weltwirtschaft zu verhindern.

Die Welt war bereits vor der Corona-Pandemie wegen des deutlichen Schuldenwachstums zügig auf dem Weg zum Abgrund – die weltweiten Schulden waren Ende des ersten Quartals auf umgerechnet 258 Billionen Dollar (331 % der jährlichen Wirtschaftsleistung) gestiegen –, die Pandemie hat die Lage noch dramatisch verschlimmert.

Weil die Zahl der Infizierten in den USA und weltweit auf Rekordhochs gestiegen ist und jederzeit weiter klettern könnte, trüben sich die Perspektiven für die US- und damit die Weltwirtschaft rapide ein. Das hat die Fed bei ihrer jüngsten Sitzung am 29. Juli eingeräumt und Fed-Chef Jay Powell auf der Pressekonferenz bekräftigt, woraufhin der Goldpreis mit rund 1.980 Dollar je Unze in die Nähe des Rekordhochs geklettert ist, ehe er ein wenig nachgegeben hat.

„Die Entwicklung der (US-)Wirtschaft hängt vom Virus ab“, schrieb die Fed. „Die anhaltende Gesundheitskrise wird die wirtschaftlichen Aktivitäten, die Beschäftigung und die Inflation kurzfristig schwer beeinträchtigen und stellt erhebliche Risiken für den Konjunkturausblick auf mittlere Sicht dar.“

US-Kongress muss schnell neues Konjunkturprogramm verabschieden

Daher hat Powell einmal mehr die Regierung von US-Präsident Donald Trump aufgefordert, zügig ein weiteres Billionen Dollar schweres Konjunkturprogramm zu verabschieden. Schließlich läuft die Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung um stattliche 600 Dollar pro Woche Ende Juli aus. Zudem ist am 24. Juli das Moratorium für viele Mieter ausgelaufen, währenddessen sie keine Miete zahlen und keine Zwangsräumung befürchten mussten.

Wenn der Staat in beiden Bereichen nicht schnell eingreift, droht ein Einbruch beim Konsum, während gleichzeitig Millionen von Mietern die Zwangsräumung droht. Wie soll das nächste Billionen schwere Konjunkturprogramm finanziert werden? Mit den Geldpressen der Fed, wie sonst? So werden die Zinsen in der Nähe des Rekordtiefs gehalten, womit Trumps Schuldensause weitergehen kann.

Fed wird bald neue Maßnahmen ankündigen

Auf der Pressekonferenz hat Powell zudem signalisiert, dass die Fed die strategische Überprüfung der Geldpolitik schon bald abschließen dürfte. Ich erwarte daher, dass die Notenbank bereits bei der nächsten Sitzung am 16. September das Ergebnis bekanntgeben und damit neue Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur ankündigen dürfte. Sollte es zu einem Kurseinbruch am Aktienmarkt kommen, dürfte die Fed sogar noch früher zur Tat schreiten.

Die Notenbank hat dabei etliche Möglichkeiten, wie die Forward Guidance (Zinsausblick) oder das Inflationsziel. Die Fed kann ankündigen, dass sie die Leitzinsen soweit das Auge reicht bei null Prozent belassen wird. Das dürfte viele Investoren allerdings nicht überraschen, sind doch wegen der zunehmenden Eintrübung der Konjunkturperspektiven die Zinsen 5-jähriger Anleihen auf das Rekordtief von 0,24 % gesunken. Damit schätzt der Anleihenmarkt die mittelfristigen Perspektiven der US-Wirtschaft als schlechter ein als jemals zuvor.

Gleichzeitig sind die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf 0,57 % gesunken und nähern sich damit dem Rekordtief vom 9. März von 0,5 % auf Schlusskursbasis. Zudem sind die Realzinsen auf Basis 10-jähriger inflationsgeschützter Anleihen auf das Rekordtief von minus 0,96 % eingebrochen. Also sind die langfristigen Perspektiven der US-Wirtschaft schlechter als je zuvor.

Oder die Fed kann im September ankündigen, dass sie sich künftig an einem symmetrischen Inflationsziel orientieren wird. Da die Inflation laut der Fed sowohl in diesem Jahr als auch in den Jahren 2021 und 2022 unter dem Zwei-Prozent-Ziel liegen wird, sollen die Verbraucherpreise anschließend umso stärker steigen, um mittel- und langfristig im Schnitt einen Wert von 2 % zu erreichen. Meiner Meinung nach wird die Fed nie mehr etwas gegen eine deutlich steigende Inflation unternehmen – nie mehr, es sei denn sie wird doch einen möglichen Kollaps des Dollar von den Investoren dazu gezwungen, die Zinsen anzuheben.

US-Geldmenge explodiert

Welche neuen Maßnahmen die Fed im September auch immer verkünden mag – damit wird sie den Dollar noch schneller entwerten als ohnehin schon. Seit Anfang März war die Bilanzsumme der Fed durch massive Anleihekäufe und andere Geschäfte um horrende 3 Billionen Dollar nach oben geschossen.

Damit hat sie eine gigantische Menge an neuem Fiat-Geld geschaffen. Fiat-Geld ist von einer Notenbank ausgegebenes Geld, das keinen inneren Wert hat, im Grund wird es aus dem „Nichts“ geschöpft. Hinter dem Dollar steht nichts außer zig Billionen Dollar an Schulden der Amerikaner.

Die Folge: Die Geldmenge in den USA wächst derzeit um knapp 40 % – und das während der schwersten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre. Wie soll die Fed angesichts des gigantischen US-Schuldenbergs jemals die Zinsen anheben?

Die Schulden der Amerikaner, also von Staat, privaten Haushalten, Unternehmen und Banken, belaufen sich auf mehr als 80 Billionen Dollar – das sind mehr als 400 % der jährlichen Wirtschaftsleistung. In dem Umfeld kann es nur immer niedrigere Zinsen – und schlussendlich Strafzinsen – und immer niedrigere Realzinsen geben. Im Gegenzug sollte sich die Rekordfahrt des Goldpreises beschleunigen.

EZB finanziert Schuldensause mit Notenpresse

Unglücklicherweise ist die Eurozone beim Thema Schulden ganz auf den Spuren der USA unterwegs. Zuletzt haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU auf einen 750 Mrd. Euro schweren Wiederaufbaufonds geeinigt. Das können Sie in dem Beitrag „Zunehmende Gefahr eines Dollar-Einbruchs treibt Goldpreis nahe Rekordhoch“ nachlesen. Damit wächst der Druck auf die EZB, die Schuldensause weiter mit der Notenpresse zu finanzieren.

Sinn der Übung ist es hochverschuldeten Ländern, allen voran Italien, zu ermöglichen, sich weiter zu absoluten Mini-Zinsen zu finanzieren. Laut den Schätzungen der EU-Kommission sollen die Staatsschulden Italiens im laufenden Jahr auf den Rekord von 158,9 % der jährlichen Wirtschaftsleistung explodieren, gegenüber 134,8 % für Ende 2019.

Dennoch liegen die Zinsen für 10-jährige italienische Anleihen mit mickrigen 1,0 % in der Nähe des Rekordtiefs. Offenbar kann nur durch das gigantische Gelddrucken der EZB ein Kollaps Italiens und vieler anderer hochverschuldeter Länder wie Spanien oder Frankreich und damit des Euro verhindert werden. Umso schneller wird allerdings der Euro entwertet.

Dollar und Euro haben gegenüber Gold dramatisch an Wert verloren

Aktuell wächst die Geldmenge der Eurozone um „nur“ 13 %, weshalb der Euro zuletzt auf das höchste Niveau seit September 2018 gegenüber dem Dollar gestiegen ist. Dennoch ist der Euro eine Weich-Währung par excellence – zwar nicht gegenüber dem Dollar, denn der Euro steht mit rund 1,17 Dollar je Euro praktisch auf dem gleichen Niveau wie bei der Euro-Einführung als Buchgeld im Januar 1999.

Dafür umso mehr gegenüber Gold. Damals lag der Preis bei knapp 250 Euro je Unze. Aktuell sind es rund 1.660 Euro. In dem Zeitraum ist er also um rund 564 % gestiegen oder anders ausgedrückt: Der Euro hat um 85 % gegenüber Gold an Wert verloren, weshalb Goldkäufer heutzutage für die gleiche Unze ein Vielfaches an Euro auf den Tisch legen müssen im Vergleich zu damals. Im gleichen Zeitraum hat auch der Dollar um herbe 85 % gegenüber Gold an Wert verloren – „dank“ der Fed.

Durch die Geldpolitik der EZB ist der Euro also um 85 % gegenüber Gold entwertet worden. Allerdings dürfte die EZB diesen Irrweg konsequent weitergehen. Umso wichtiger ist es, die eigenen Bestände an physischem Gold weiter aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.