Das Umfeld für das Edelmetall ist besser als jemals zuvor. Nun rückt der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag ganz oben auf die Agenda der Investoren.

Die Stimmung bei vielen Gold-Fans dürfte ausgelassen sein, schließlich ist der Preis auf neue Rekordhochs nach oben geschossen. Mit Kursen von rund 3.535 US-Dollar je Unze steht seit Jahresanfang ein Anstieg um sensationelle 34,5 Prozent zu Buche – das sollte allerdings noch längst nicht das Ende der Fahnenstange für dieses Jahr sein.

Wie ich in den vergangenen Wochen wiederholt geschrieben habe, ist meiner Meinung nach die Hoffnung auf den möglichen baldigen Start einer kräftigen Zinssenkungsrunde durch die Fed der mit weitem Abstand wichtigste Kurstreiber nach oben, zumal US-Präsident Donald Trump den Druck auf die Fed zusehends verstärkt.

Zuletzt sind zwei weitere Gründe für den Höhenflug dazu gekommen, ist doch Gold plötzlich auch wieder als sicherer Hafen gefragt. Einerseits die Sorge vor einer möglichen Schuldenkrise in Frankreich, weil die dortige Regierung am kommenden Montag, 8. September die Vertrauensfrage stellt und sie höchstwahrscheinlich verlieren dürfte, womit erneut Neuwahlen ins Spiel kommen könnten.

Diese Sorge treiben auch die Zinsen für Bundesanleihen nach oben, während die geplante Schuldensause der von Bundeskanzler Friedrich Merz geführten Regierung für zusätzlichen Aufwärtsdruck bei den Zinsen sorgen. Das letzte, das Investoren brauchen können, ist aber die Sorge vor der Rückkehr einer möglichen Schuldenkrise in der Eurozone.

Und andererseits dämmert es vielen Investoren, dass leider weiterhin kein Ende des Ukraine-Kriegs in Sicht ist. Auch aus diesem Grund dürfte Gold als sicherer Hafen gefragt sein.

Inflationsdaten aus Eurozone geben keinen Grund zur Entwarnung

Gleichzeitig ist beim anhaltenden Verfall des Euro kein Ende in Sicht. So ist die Inflationsrate in der Eurozone im August leicht gestiegen von 2,0 auf 2,1 Prozent. Für EZB-Chefin Christine Lagarde, viele ihrer Kollegen und anderen „Experten“ mag das Grund zur Entwarnung sein, schließlich liegt die Inflationsrate ganz in der Nähe des Ziels der EZB.

Ich sehe die Sache allerdings völlig anders und viele Verbraucher aus der Eurozone dürften meiner Meinung sein. Schließlich sind die Verbraucherpreise im August um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen und liegen damit auf einem Rekordhoch. Das Leben in der Eurozone war also teurer als jemals zuvor und im nächsten Monat dürften die Preise einmal mehr auf ein Rekordhoch steigen.

Das Mandat der EZB lautet eigentlich, Preisstabilität zu erhalten. Ich betrachte es allerdings nicht als „Preisstabilität“, wenn die Preise jeden Monat auf ein neues Rekordhoch steigen und damit die Kaufkraft jedes Euro geringer ist als im Vormonat.

Warten auf US-Arbeitsmarktbericht …

In den nächsten Tagen stehen vor allem die US-Arbeitsmarktdaten im Fokus der Investoren. Am Mittwoch, 3. September wird um 16 Uhr die Zahl der offenen Stellen veröffentlicht.

Tags drauf am Donnerstag folgt um 14.15 Uhr der Arbeitsmarktbericht von ADP und um 16 Uhr der Einkaufsmanagerindex vom Institute for Supply Management (ISM) für den US-Dienstleistungssektor inklusive der Beschäftigungskomponente.

Um Freitag um 14.30 Uhr steht dann der offizielle US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf der Agenda der Investoren. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen im August 77.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 73.000 für Juli. Zudem soll die Arbeitslosenquote im August leicht steigen auf 4,3 Prozent, nach 4,2 Prozent für Juli.

Sollte der US-Arbeitsmarktbericht für August ähnlich katastrophal ausfallen, wie jener für Juli, als die Daten für Mai und Juni drastisch nach unten revidiert worden waren, sollten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen einmal mehr einbrechen und den Dollar mit nach unten reißen. In dem Umfeld dürfte der Goldpreis auf neue Rekordhochs nach oben schießen.

… und dessen Revision

Anschließend werden Investoren gespannt auf Dienstag, 9. September warten, wenn die Daten zur jährlichen Revision des US-Arbeitsmarktberichts veröffentlicht werden.

Eine derartige Revision war letztmals am 21. August 2024 für den Zeitraum April 2023 bis März 2024 bekanntgegeben worden. Damals war veröffentlicht worden, dass tatsächlich 818.000 Arbeitsplätze weniger geschaffen worden waren als zunächst gemeldet. Das war die größte Abwärtskorrektur seit dem Jahr 2009!

Mich würde es nicht überraschen, wenn es diesmal eine Abwärtsrevision um 600.000 bis 800.000, oder sogar noch mehr geben würde, schließlich könnte Trump einmal mehr und völlig zu Recht behaupten, dass die Zahlen unter seinem Vorgänger Joe Biden künstlich kräftig nach oben manipuliert worden seien und jetzt entsprechend der Realität angepasst werden müssten.

Je größer die Abwärtsrevision diesmal ausfallen sollte, umso mehr werden Investoren darauf wetten, dass mögliche Zinssenkungen in den nächsten Monaten und Quartalen deutlich stärker ausfallen könnten als bislang erwartet.

Sie und ich als Gold-Fans können weiterhin ganz entspannt sein. Unabhängig von der sehr erfreulichen kurzfristigen Rekordfahrt bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten für Gold hervorragend.

Daher macht es weiterhin großen Sinn, die Bestände an physischem Gold deutlich aufzustocken.

Über den Autor

Egmond Haidt begann nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium im Jahr 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit dem Verkauf von BÖRSE ONLINE an den Finanzen Verlag im Januar 2013 arbeitet Egmond als freier Finanzjournalist und schreibt über Themen wie Wirtschaft, Aktien, Währungen, Rohstoffe und Edelmetalle. Seit der 2008er-Schuldenkrise beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Gold.