Zum Wochenschluss explodierten am Freitagnachmittag die Edelmetallpreise, nachdem diese bis dahin die gesamte Woche über nur gefallen waren. Ein Journalist des Wall Street Journal, der dafür bekannt ist der US-Notenbank nahe zu stehen und früh Insiderinformationen zu erhalten, setzte über Twitter am Freitagnachmittag um kurz vor 15 Uhr eine Nachricht ab, die die Märkte in Aufruhr versetzte. Die US-Notenbank wolle vermeintlich im Dezember zur Notenbanksitzung ihren Leitzins nur um 50 Basispunkte anheben, während bisher ein Zinsschritt um 75 Basispunkte eingepreist war. Der Markt interpretierte das als den Anfang vom Ende des aktuellen Zinsanhebungszyklus. Einige US-Notenbanker hatten bereits in den letzten beiden Wochen eine Pause der geldpolitischen Straffung in Aussicht gestellt.

Der Goldpreis sprang auf diesen Tweet hin um 35 US-Dollar nach oben, während der Silberpreis bis zum Wochenschluss noch einen Dollar zulegen konnte und mit einem Plus von 6,6 % aus dem Handel ging. Kurz vor dem Anstieg war Silber erst wieder auf eine wichtige Unterstützung bei 18,30 US-Dollar gefallen, nachdem der Preis erst vor zwei Wochen aufgrund des Einknickens der Bank of England auf 21 US-Dollar in einem Short-Squeeze angestiegen war. Der US-Dollar knickte am Freitagnachmittag ein, sodass der Euro fast zwei US-Cent zulegen konnte. Noch ist der Abwärtstrend beim Euro intakt und solange sich dies nicht ändert, stellen Anstiege des Euros an diesen Abwärtstrend erneute Chancen für weitere Short-Trades dar.

Entwicklung Edelmetalle und Minenaktien 24.10.2022

Silber und die Minenaktien stiegen in der letzten Handelswoche stark an

Die Goldminenaktien hielten sich in den letzten Wochen recht stark. Obwohl der Goldpreis erneut auf 1.620 US-Dollar gefallen war, verteidigten die Minenaktien ihre Kurse und stiegen zum Wochenschluss um 7 % an. Ich kann nur betonen, wie günstig dieser Sektor ist mit einem sehr guten Chance-Risiko-Verhältnis auf Sicht der nächsten Jahre.

Turbulenzen nehmen zu und Notenbanken geraten in Panik

Ohne den Tweet zur möglichen Wende in der US-Geldpolitik wäre der Goldpreis in der letzten Handelswoche womöglich auf ein neues Mehrjahrestief gefallen. In der hohen Volatilität an den Märkten zeigt sich aktuell die Nervosität des Marktes. Einerseits fürchtet man weitere Zinsanhebungen und einen unkontrollierten Zusammenbruch des Anleihen- und Aktienmarktes, während man andererseits auf ein Eingreifen der Notenbanken hofft und man eine darauffolgende Erholung des Marktes nicht verpassen will.

Eine Pause im Zinsanhebungszyklus der US-Notenbank dürfte den weiteren Abverkauf am Goldmarkt stoppen, sodass es infolgedessen zu Shorteindeckungen und einer Preiserholung kommen würde. Langfristig gesehen sind jedoch weitere Fiskal- und QE-Programme nötig, um dem Goldpreis weiteres Potenzial zu verleihen. Dies wird erst im Laufe des Jahres 2023 passieren, wenn die westlichen Volkswirtschaften aufgrund des starken Zinsanstiegs in die offene Rezession abrutschen werden.

Der Markt will höhere Zinsen sehen, doch können die Notenbanken einen weiteren Zinsanstieg und einen systemkritischen Crash am Aktienmarkt nicht zulassen. Die Notenbanken werden daher koordiniert vorgehen, um solche Ereignisse zu verhindern. Es wird ein neuer exogener Faktor benötigt, der vermeintlich der Grund für ein Eingreifen der Notenbanken ist. Es darf nicht so aussehen, als wäre die Geldpolitik gescheitert.

Obwohl die US-Notenbankbilanz nach Corona verdoppelt wurde, liegt der Goldpreis aktuell tiefer als noch vor Corona. Man muss jedoch berücksichtigen, dass diese Geldmengenausweitung zuvor schon eingepreist wurde mit dem Preisanstieg von 1.300 US-Dollar auf 1.700 US-Dollar. Man könnte also sagen, dass der Goldpreis aktuell noch immer etwa 350 US-Dollar über dem Vor-QE-Preisniveau gehandelt wird.

Solange die Märkte an einen Erfolg der hawkischen Geldpolitik und einer Reduzierung der US-Notenbankbilanz glauben, wird es der Goldmarkt schwer haben. Sobald sich das Narrativ ändert und klar wird, dass die Ausweitung der Notenbankbilanz nicht rückgängig gemacht werden kann und stattdessen noch mehr Geld gedruckt werden muss, wird der Goldmarkt die falschen Annahmen revidieren und der Preis schnell wieder auf ein neues Allzeithoch ansteigen. Dies wird jedoch erst im Laufe des nächsten Jahres geschehen, weshalb bis dahin eine volatile Streckfolter nicht auszuschließen ist.

Die Märkte werden weiterhin schwach bleiben und zunehmend in Panik geraten, bis die Notenbanken in Panik geraten. Erst dann werden sich die Märkte stabilisieren. Dennoch sind der Edelmetallmarkt und die Gold- und Silberminen irrational überverkauft und haben ein antizyklisches Kaufniveau erreicht. Viel Luft nach unten scheint nicht mehr vorhanden zu sein und es reiht eine Ankündigung der US-Notenbank, um eine starke Rallye in diesem Sektor zu entfachen.

Beste Grüße

Markus Blaschzok Chefökonom SOLIT / Inhaber Blaschzok Research

Über den Autor

Markus Blaschzok ist als Dipl.-Betriebswirt (FH) und Certified Financial Technician Autor eines bekannten Marktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Edelmetalle, Rohstoffe und Austrian Economics sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler, Trader und Investoren. Vor der Gründung seines Research-Unternehmens im Jahr 2010 war er Chef-Analyst bei einem international tätigen Edelmetallhändler mit Sitz in München. Seit 2015 ist er Chef-Analyst bei der SOLIT Gruppe.